ab November 2020

Die Seminare an der Universität Augsburg zum Schriftspracherwerb sind in erster Linie auf das Kind, seine Fähigkeiten und seine Handlungen beim Lesen und Schreiben ausgerichtet. Dies begründet sich unter anderem darin, dass in Bayern die Lehre zur Didaktik des Schriftspracherwerbs an die Lehrstühle für Grundschulpädagogik und -didaktik angedockt ist. Den Vorteilen mit Blick auf die Berücksichtigung der pädagogischen Gestaltung des Schriftspracherwerbs im Kontext des gesamten Anfangsunterrichts stehen Nachteile bzgl. der fachwissenschaftlichen Fundierung dieser Lehre gegenüber. So findet der Aneignungsgegenstand selbst, die Schriftsprache und ihre spezifische Struktur, zumeist weniger Beachtung. Dies ist mit Blick auf die Professionalität der (zukünftigen) Lehrpersonen ein Problem, da die Schriftsprache – und damit auch der Schriftspracherwerb – in engem Bezug zur Sprache, ihrem orthographischen System und ihrer Struktur und Regelhaftigkeit steht.
Der wissenschaftliche Ansatz des über LeHet geförderten Lehrprojektes will über die herkömmlichen Seminare zum Schriftspracherwerb hinausgehen und den Gegenstand des regelbasierten Schriftspracherwerbs in den Fokus der Überlegungen stellen.


Inhaltlich sollen sprachwissenschaftliche Einsichten fokussiert werden, die für den Schriftspracherwerb wegweisend sein könnten, wenngleich sie noch nicht hinreichend Eingang in die Unterrichtspraxis gefunden haben: Dazu gehören z.B. die folgenden Erkenntnisse:


-    Buchstaben bilden nicht nur Laute ab, sondern syntaktische Strukturen. Schriftlernen muss also sehr früh auch bereits ein Grammatiklernen implizieren.


-    Kinder brauchen Hilfen, um die Beziehungen der gesprochenen Sprache, die ihnen vertraut ist und auf deren Kenntnis der Schriftspracherwerb aufbaut, zur

     geschriebenen Sprache, die sie erlernen sollen, zu erkennen.


-    Diese Hilfen sollten Kinder vor allem bei der Entdeckung von Regelhaftigkeiten unterstützen, indem sie die notwendigen Segmentierungen und Analysen der

     Sprache anregen und ermöglichen (etwa dass Silben sich nach ihrer Betonung unterscheiden und die Schrift dieses Merkmal wiedergibt).
 

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