Arbeit und Arbeitsgesellschaft

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Wandel der Arbeit und der Arbeitswelt

 

In den 1990er-Jahren gab es mehrfach Diskurse und Publikationen, in denen gerade auch unter dem Einfluss der massiven Massenarbeitslosigkeit das Ende der Arbeit (Rifkin) zumindest in der bis dahin üblichen Weise und der Übergang in eine Tätigkeitsgesellschaft verkündet wurden. Es gibt aber viele Gründe davon auszugehen, dass Arbeit auch in der Gegenwartsgesellschaft eine sehr hohe und sogar noch gestiegene Bedeutung hat. So hat die Erwerbsarbeit einen ungebrochen hohen Stellenwert für die gesellschaftliche Integration, den sozialen Status und die soziale Identität der Gesellschaftsmitglieder. Die möglichst umfassende Beteiligung der erwerbsfähigen Bevölkerung an der Erwerbsarbeit gilt als Grundlage für den gesellschaftlichen Wohlstand.

Allerdings hat sich die Arbeit deutlich verändert mit dem Übergang zur postfordistischen Produktionsweise, der Ökonomisierung aller Lebensbereiche bei zunehmender Effizienzorien-tierung, daraus resultierend: der Konkurrenz- und Erfolgsgesellschaft bei gleichzeitigem Wandel des Sozialstaats zum aktivierenden Sozialstaat. Der demographische Wandel bildet dabei eine sehr wichtige Rahmenbedingung. Die Vorstellung der Normalarbeit und des Normalarbeitsverhältnisses (Mückenberger) – sozialversicherungspflichtig, vollzeit, kontinuierlich, lebenslang – stammt aus den Zeiten der Industriegesellschaft. Die Beschleunigung, Verdichtung, Subjektivierung und Flexibilisierung der Arbeit (nach Zeit und Ort) führte zu anderen Formen der alltäglichen Organisation von Arbeit und zu einer Ausweitung der atypischen Beschäftigungsverhältnisse. Durch den Wandel und die Umstrukturierungen der Arbeit sind Beschäftigungsverhältnisse allgemein unsicherer und z.T. auch prekär geworden. Die Erwerbsarbeit steht dabei mit der Bildung und der Ausbildung in einem nicht selten konfliktbelaste-ten Verhältnis (sichtbar z.B. an der Kontroverse zwischen dem (Aus-)Bildungs- und dem Wirtschaftsbereich um die (Aus-)Bildungsinhalte, die Reduzierung von Schul- und universitären Ausbildungszeiten); das gleiche gilt für das Verhältnis von Arbeit und Leben (Work-Life-Balance, Bewerkstelligung von Familie im Alltag, Burnout). Ein anderes Feld ist der Wandel der Dienstleistungen als Folge des demographischen Wandels, des Wandels des Konsumverhaltens und der Ökonomisierung (z.B.: personenbezogene Dienstleistungen, gerade für ältere Menschen, internetbasierte Dienstleistungen, Dienstleistungen im Transportbereich). Diese Veränderungen schlagen sich nicht zuletzt in einer Ausweitung atypischer Beschäftigung nieder. Als Folge der atypischen Beschäftigung können jedoch prekäre Lebenslagen entstehen und sich verfestigen.

Ausgehend von diesen Rahmenbedingungen gehen wir in theoretischer wie empirischer Hinsicht Fragestellungen nach, die sich auf den Wandel und die Ausgestaltung der Erwerbs-arbeit, die Hintergrundfaktoren dafür sowie (mögliche) Auswirkungen auf Erwachsene und Jugendliche beziehen. Zu den Themen, mit denen wir uns befassen, gehör(t)en der Stellen-wert von Arbeit im Lebenslauf, die Arbeit als Bestandteil individuellen Erfolgs im Leben, die Entwicklung und der Vollzug berufsbezogener Bildungswege, die zunehmende Ökonomi-sierung von Jugendlichen im Rahmen von (arbeitsmarktbezogenen) Jugendpolitiken, die sozialen Folgen von Arbeitslosigkeit, der Wandel bei Dienstleistungen und seine Auswirkungen.

 

 

 

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