Inhalt

Im Rahmen des Seminars „Kunstdidaktik: Bestandsaufnahme zur Forschung von Kinder- und Jugendzeichnung/ Teil II: Heterogenität – Multikulturalität – Interkulturalität – Transkulturalität“ wurde von Studierende ein kleines Forschungsprojekt zur Frage nach der kulturellen Zugehörigkeit von Grundschulkindern entwickelt, das von Frau Berner und Frau Schmidt-Maiwald sowie mit Hilfe der Teilauswertungen der Studentinnen Hedwig Sophie Enthammer, Eleonora Eitler, Anna Weisgerber und dem Studenten Oskar Werlitz weiter aufgearbeitet wurde.  Die Ergebnisse der ersten Erhebung an drei Augsburger Grundschulen (2. Jahrgansstufe) wurden auf dem InSEA-Kongress 2014 in Melbourne präsentiert. Weitere Erhebungen sollen an weiterführenden Schulen (Jggst. 5 und 8) folgen. 

Mit Eintritt in die Grundschule werden „neue soziale Beziehungen“ (Bayerischer Lehrplan, 2000, Kapitell III, Jahrgangsstufe 1/2, S. 46) geknüpft. Kinder sollen „auf dem Prinzip der gegenseitigen Achtung basierende Regeln des Miteinander gemeinsam [...] erarbeiten“ (a.a.O., S. 46). Für ein bewusstes Miteinander geht einher, ein Bewusstsein für das eigene Ich ebenso wie für das Andere, das Fremde zu schaffen. Angesichts von Schulklassen mit großer soziokultureller Heterogenität drängt sich für eine am Schüler orientierte inter- und transkulturell ausgerichtete Kunstpädagogik die Frage auf, ob sich Kinder und Jugendliche überhaupt ihrer kulturellen Zugehörigkeit bzw. kultureller Unterschiede bewusst sind, welche Vorstellungen von fremden Kulturen/Ländern vorliegen und wie diese von den Kindern und Jugendlichen bildnerisch dargestellt werden.

Für eine erste Erhebung von Daten stellten Studierenden stellten zunächst Überlegungen an, woran sich kulturelle Unterschiede für verschiedene Länder speziell für Kinder nachvollziehbar festmachen lassen und einigten sich auf den Bereich landestypischer Speisen. Die Aufgabenstellung für eine A3-große Zeichnung mit Buntstiften lautete: „Du bist zum Essen bei einer Familie in einem fremden Land eingeladen. Zeichne dich und die Anderen beim Essen.“ Die drei ausgewählten Schulen spiegeln exemplarisch die demografische Situation Augsburgs wider: von der Blériot-Grundschule mit einer Schülerschaft mit 90% Migrationshintergrund über die Bärenkeller-Grundschule, wo sich ca. 40 % Kinder aus mittelständischen und Arbeiterfamilien finden, deren Eltern und Großeltern meist in Augsburg geboren wurden, und ca. 60 % Kinder mit Migrationshintergrund, deren Eltern teilweise, die Großeltern fast gänzlich vornehmlich aus der Türkei, Spanien, Portugal oder Osteuropa stammen, bis hin zur Franz-von-Assisi-Schule, wo ein geringer Anteil an Kindern mit Migrationshintergrund herrscht. In allen drei Erhebungen wurden zusätzlich nach der Erarbeitungsphase von 45 Minuten Interviews mit ausgewählten Schülerinnen und Schülern geführt. Die Befragung erfolgte über ein im Seminar gemeinsam erarbeitetes Leitfadeninterview, wobei besonders darauf geachtet wurde, das Gespräch direkt nach dem Zeichenprozess, möglichst offen und vom Kind ausgehend zu führen.

Literatur

  • Appel, M.: Medienvermittelte Stereotype und Vorurteile. In: Batinic, B./Appel, M. (Hg.): Medienpsychologie. Wiesbaden (Springer) 2008, S. 313–335.
  • Bayerisches Staatsministerium für Unterricht und Kultus: Lehrplan für die Bayerische Grundschule. München (Maiss) 2000.
  • Kunst+Unterricht „Annäherungen an das Fremde“. 185/1994.
  • Lutz-Sterzenbach, B./Schnurr, A./Wagner, E. (Hg.): Bildwelten remixed. Transkultur, Globalität, Diversity in kunstpädagogischen Feldern. Bielefeld (Transcript) 2013.
  • Mayring, P.: Qualitative Inhaltsanalyse. Grundlagen und Techniken. Weinheim (Beltz) 2008.
  • Richter, H.-G.: Kinderzeichnung interkulturell. Zur vergleichenden Erforschung der Bildnerei von Heranwachsenden aus verschiedenen Kulturen. Münster (LIT) 2001.
  • Sowa, H.: Kunstpädagogik und fremde Kulturen. o. J. Verfügbar unter: https://www.ph-ludwigsburg.de/uploads/media/Broschuere_Kunst_in_fremden_Kulturen_01.pdf [Zugriff: 01.09.2014]
  • Wolter, H.: Kinderzeichnungen. Empirische Forschungen und Interkulturalität unter besonderer Berücksichtigung von Ghana. Dissertation, Universität Paderborn 2007. Verfügbar unter http://d-nb.info/983749361/34 [Zugriff: 01.09.2014]

 

Projektdaten

Projektstart: 01.04.2013

Projektende: 31.12.2016

Projektträger: Universität Augsburg

Projektverantwortung vor Ort: Nicole E. Berner, Dr. C. Schmidt-Maiwald

Akad. Oberrätin
Kunstpädagogik

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