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Die soziale Frage ist zurück. Allerdings steht heute nicht mehr der Konflikt zwischen Kapital und Arbeit alleine im Mittelpunkt, so wie noch im 19. Jahrhundert und weiten Teilen des 20. Jahrhunderts. Die gegenwärtige transnationale Frage liegt an den Schnittpunkten von globalem Süden und globalem Norden und wird insbesondere an globalen Migrationsbewegungen von Menschen sichtbar, die ein besseres Leben suchen oder aus nicht tragbaren sozialen, politischen, wirtschaftlichen und ökologischen Verhältnissen fliehen. Während im 19. Jahrhundert die soziale Frage als Frage entlang des Merkmals Klasse verhandelt wurde, finden nun verstärkt auch andere Heterogenitäten wie Rechtsstatus bzw. Staatsbürgerschaft, Geschlecht, Ethnizität oder Religion Eingang in die politischen Debatten. Daraus ergeben sich Fragen nach den jeweiligen politischen Konfliktlinien in den Emigrations-, Transit- und Immigrationsländern. Thomas Faist vertritt in seinem Vortrag die These, dass verschiedene Paradoxa entlang der Dimensionen wirtschaftlicher Nachfrage nach Migration und sozio-kultureller Erwünschtheit von Migrant/-innen zu ungewöhnlichen politischen Lagerbildungen führen. Er schließt damit an sein jüngst bei Oxford University Press erschienenes Buch The Transnationalized Social Question an.

 

Die Universitären Vorträge des Jakob-Fugger-Zentrums beleuchten neue transnationale Forschungen und Ansätze aus unterschiedlichen Perspektiven. Mit spannenden Gästen bieten sie ein Forum für Diskussionen und anregenden Austausch über die Grenzen der Disziplinen hinweg.

Thomas Faist (PhD, The Graduate Faculty, New School for Social Research) ist Professor für die Soziologie der Transnationalität, Entwicklung und Migration an der Universität Bielefeld. Davor baute er den Studiengang Politikmanagement an der Hochschule Bremen auf und arbeitete in verschiedenen Forschungszusammenhängen am Zentrum für Sozialpolitik und dem Institut für Interkulturelle und Internationale Studien der Universität Bremen. Thomas Faist nahm verschiedene Gastprofessuren im Ausland wahr, u.a. an der University of Toronto in Kanada und der Universität Malmö in Schweden. Seine Arbeitsschwerpunkte liegen in den Bereichen grenzübergreifende Migration und Mobilität, Bürgerschaft, Sozialpolitik und Entwicklungssoziologie. Er leitet derzeit Forschungsprojekte u.a. zur Mobilität internationaler Studierender, zur sozialen Positionierung von Migranten in Europa und zu Migration und Ungleichheiten im deutsch-amerikanischen Vergleich.

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