Pressemitteilung 167/16 - 24.11.2016

Hospizkultur und Palliativkompetenz im Alltag der stationären Pflege

Das Zentrums für Interdisziplinäre Gesundheitsforschung (ZIG) an der Universität Augsburg und das Institut für Praxisforschung und Projektberatung (IPP) München starten eine bundesweite Bestandsaufnahme der Umsetzung hospizlich-palliativer Angebote in den stationären Pflegeeinrichtungen

Augsburg/SS/MH – Eine bundesweite Bestandsaufnahme der Umsetzung hospizlich-palliativer Angebote in den stationären Pflegeeinrichtungen ist das Ziel des Zentrums für Interdisziplinäre Gesundheitsforschung (ZIG) an der Universität Augsburg und des Instituts für Praxisforschung und Projektberatung (IPP) München. Dafür ist gerade eine bundesweite Online-Befragung aller Leitungskräfte stationärer Pflegeeinrichtungen gestartet. In einer zweiten Stufe werden vertiefte Fallstudien zusammen mit Heimen durchgeführt, die einen genaueren Blick auf die jeweiligen hemmenden und fördernden Bedingungen vor Ort geben sollen.

Sterbebegleitung ist eine wichtige Aufgabe der Altenpflege und gehört somit zu den Kernkompetenzen deren Personals. Immer mehr wird auch eine hospizlich-palliative Versorgung in der Sterbephase gefordert. Wie sieht es damit im Alltag stationärer Pflegeeinrichtungen aus? Gibt es ausreichend Pflege- und Leitungskräfte mit einschlägigen Zusatzqualifikationen? Sind Hausärztinnen und Hausärzte zur Kooperation bereit? Gibt es Palliativnetzwerke in der Region, mit denen die Einrichtungen zusammenarbeiten können? Und woher nehmen die Einrichtungen die dafür notwendigen Ressourcen? Diesen und weitere Fragen geht ein Projekt des Zentrums für Interdisziplinäre Gesundheitsforschung (ZIG) an der Universität Augsburg und des Instituts für Praxisforschung und Projektberatung (IPP) in München nach.

Ziel des Forschungs- und Praxisprojektes „Sterben zuhause im Heim (SiH) – Hospizkultur und Palliativkompetenz in der stationären Langzeitpflege“ ist zum einen eine bundesweite Bestandsaufnahme der Umsetzung hospizlich-palliativer Angebote in den stationären Pflegeeinrichtungen, zum anderen will das Projekt Antworten darauf finden, welche Hürden dafür überwunden werden müssen und wie dies gelingen kann. „Mit einer bundesweiten Vollerhebung sowie vertiefenden Fallstudien soll das Thema erstmals auf eine sichere und umfassende Datenbasis gestellt werden“, so der Augsburger Soziologe Prof. Dr. Werner Schneider, der das Projekt leitet und seit den 1990er Jahren über Sterben und Tod, Hospiz- und Palliativversorgung forscht. Vor dem Hintergrund des im Dezember 2015 verabschiedeten Hospiz- und Palliativgesetzes(HPG) sollen Handlungsempfehlungen für eine qualitativ hochwertige Umsetzung des Hospiz- und Palliativgedankens in der stationären Pflege entwickelt werden.

Erste Ergebnisse aus ausführlichen Interviews mit Expertinnen und Experten aus der stationären Pflege, dem Hospiz- und Palliativbereich sowie mit Hausärztinnen und -ärzten liegen bereits vor. Helga Dill vom IPP fasst die wichtigsten Punkte zusammen: „Für eine erfolgreiche Implementierung von Hospizkultur und Palliativkompetenz in der stationären Pflege ist es unabdingbar, dass die Leitung dahintersteht, ein Budget für Fort- und Weiterbildung zur Verfügung steht, im Haus bereits Qualitätsmanagement für die Kernprozesse eingeführt ist und Hausärzte kooperieren, die palliativmedizinisch geschult sind. Und eine wichtige Rolle spielen hier auch Kommunen sowie regionale Netzwerke.“

Befragung und Fallstudien liefern tiefergehende Einblicke

Wie sich der aktuelle Zustand in der stationären Pflege bundesweit darstellt, soll eine quantitative Online-Befragung der Einrichtungsleitungen erheben, die ab Anfang November 2016 durchgeführt wird. Datenbasis hierfür sind die auf heimverzeichnis.de gelisteten mehr als 11.000 Einrichtungen. „Dabei kommt es vor allem darauf an, möglichst viele Einrichtungsleitungen für die Befragung zu gewinnen“, so Wolfgang Gmür vom IPP. Parallel dazu werden Fallstudien in verschiedenen Pflegeeinrichtungen durchgeführt, um die Einführung und Etablierung von Hospizkultur und Palliativkompetenz im Pflegealltag vor Ort in den Heimen in der Tiefe zu beleuchten.

Das Projekt wird von den Spitzenverbänden der Heimträger (freie Wohlfahrtspflege, private und öffentliche Anbieter) unterstützt. Finanziell gefördert wird es vom Bundesministerium für Gesundheit aufgrund eines Beschlusses des Bundestages.

Das Projekt im Überblick

  • Projektname: Sterben zuhause im Heim (SiH) – Hospizkultur und Palliativkompetenz in der stationären Langzeitpflege
  • Projektleitung: Prof. Dr. Werner Schneider, Professor für Soziologie unter Berücksichtigung der Sozialkunde an der Philosophisch-Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Universität Augsburg

  • Kooperationspartner: Institut für Praxisforschung und Projektberatung (IPP) München, Zentrum für Interdisziplinäre Gesundheitsforschung (ZIG) an der Universität Augsburg

  • Laufzeit: 1.11.2015 bis 31.10.2017

  • Förderung: durch die Bundesregierung aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages

  • weitere Informationen:  Sterben zuhause im Heim (SiH)

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Über das Institut für Praxisforschung und Projektberatung (IPP) München

Das Institut für Praxisforschung und Projektberatung (IPP) München ist ein sozialwissenschaftliches, gemeinnütziges Forschungs- und Beratungsinstitut in München mit mehr als 30 Jahren Erfahrung in quantitativer und qualitativer Sozialforschung, in wissenschaftlicher Evaluation, Organisationsentwicklung und Prozessbegleitung. Auftraggeber des IPP sind v.a. Verbände, Kommunen, Bundes- und Landesministerien (u.a. BMBF, BMG), die DFG sowie Stiftungen. Ein zentraler Arbeitsbereich ist seit Jahren das Themenfeld Alter(n), Versorgung und Pflege. www.ipp-muenchen.de

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Über das Zentrum für Interdisziplinäre Gesundheitsforschung an der Universität Augsburg

Das Zentrum für Interdisziplinäre Gesundheitsforschung (ZIG) ist im April 2014 als zentrale Einrichtung an der Universität Augsburg gegründet worden. Es bündelt Forschung aus wirtschafts-, rechts-, sozial- und geisteswissenschaftlichen sowie weiteren Disziplinen, um die Entwicklungen im Gesundheitssystem insgesamt sowie in der medizinischen Praxis in ihren unterschiedlichen, aufeinander bezogenen Dimensionen in den Blick zu nehmen. Unterstützt wird das Forschungszentrum von einem hochkarätigen Beirat, der durch namhafte Persönlichkeiten aus Politik und Gesellschaft vertreten wird. Weiterführende Informationen zum Forschungszentrum unter: https://www.uni-augsburg.de/de/forschung/einrichtungen/institute/zig/

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