Raumverträglicher Ausbau von erneuerbaren Energien in Deutschland

Projektlaufzeit

01.04.2016 - 31.03.2019

Projektträger

Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)

Projektverantwortlicher

Dr. Stephan Bosch

Es ist festzustellen, dass die Haltung von Anwohnern gegenüber erneuerbaren Energien und damit der Standortfaktor Akzeptanz räumlich stark variieren. Das Spektrum reicht dabei von Regionen, in denen sich die Bürger engagiert an der Energiewende beteiligen, bis hin zu Gebieten, die eine Häufung von Bürgerinitiativen aufweisen, die sich gegen den weiteren Ausbau regenerativer Kraftwerke formieren und dabei oftmals auf eine fehlende planerische Sensitivität verweisen. Die tatsächlichen Gründe für diese räumlichen Disparitäten sowie die Möglichkeiten der standortplanerischen Optimierung wurden bislang nur unzureichend erörtert. Zwar gibt es zahlreiche wissenschaftliche Studien, die sich kritisch mit dem überdimensionierten und teilweise wenig landschaftsgerechten Ausbau von erneuerbaren Energien auseinandersetzen. Es wurde jedoch nicht weiter konkretisiert, wie eine ganzheitliche räumliche Integration von erneuerbaren Energien erreicht werden kann bzw. unter welchen Umständen die Zuordnung einer regenerativen Technologie zu einem bestimmten Standort sozial, ökologisch und ökonomisch verträglich ist. Es ist sicherlich davon auszugehen, dass künftige Generationen erneuerbare Energien als vertraute Elemente heimatlicher Normallandschaft wahrnehmen werden, wodurch die kontroversen Diskussionen um die Landschaftszerstörungen durch erneuerbare Energien abebben dürften. Jedoch entbindet der Gewöhnungseffekt gegenüber neuen Technologien in ehemals technologiefreien ländlichen Räumen nicht von der Verantwortung, eine umfassend ausgewogene Standort- sowie Raumplanung für die Flächennutzung „Energie“ zu etablieren.

 

Im Rahmen des Projektes wurde daher der Frage nachgegangen, wie der Ausbau erneuerbarer Energien verträglich gestaltet werden kann und welche räumlich-planerischen Implikationen damit verbunden sind. Dabei wurde deutlich, dass die neue Vielfalt an Akteuren, die sich für die Transformation des Energiesystems engagiert, gleichsam zu einer Vielfalt an Perspektiven auf das geführt hat, was als ein nachhaltiger Ausbau bezeichnet werden kann und dass ökonomische Faktoren nach wie vor von sehr großer Bedeutung sind. Die planerische Komplexität erwächst aber auch aus den räumlich stark variierenden lokalen Kontexten, in denen die abertausenden Projekte jeweils entwickelt werden. Ziel des Projektes war es daher, aus der Vielfalt potenzieller Einflussfaktoren die essenziellen Parameter eines nachhaltigen Ausbaus erneuerbarer Energien zu identifizieren und anhand eines regionalen Fallbeispiels sowie GIS-gestützt zu illustrieren. Inwieweit die dabei erarbeiteten Parameter auf andere Regionen übertragen werden können, bildete eine weitere Forschungsfrage des Projektes. Darüber hinaus war von Interesse, inwieweit der ökologisch bedingte Schutzstatus zahlreicher Gebiete das Standortmuster eines verträglichen Ausbaus determiniert und ob es notwendig erscheint, die konkurrierenden räumlichen Interessen von Natur- und Klimaschutz besser aufeinander abzustimmen. In einem letzten Schritt wurde analysiert, welche Vor- und Nachteile ein technologieoffener räumlicher Planungsprozess gegenüber einer räumlich strikteren Anordnung über gebietsbezogene Nutzungsregelungen, so wie es seitens der Raumordnung favorisiert wird, besitzt und inwiefern der im Projekt entwickelte Planungsansatz eine solide Planungsgrundlage für den Ausbau erneuerbarer Energien bilden kann.

 

ausgewählte Publikationen:

 

  • Bosch S., Rathmann J., Schwarz L. (2019): The Energy Transition between profitability, participation and acceptance – considering the interests of project developers, residents, and environmentalists. In: Advances in Geosciences, 49, 19-29. https://doi.org/10.5194/adgeo-49-19-2019
  • Bosch S., Schwarz L. (2019): The Energy Transition from Plant Operators’ Perspective – A Behaviorist Approach. In: Sustainability, 11 (6), 1621. https://doi.org/10.3390/su11061621
  • Bosch S., Rathmann J. (2018): Deployment of Renewable Energies in Germany: Spatial Principles and their Practical Implications Based on a GIS-Tool. In: Advances in Geosciences, 45, 115-123. https://doi.org/10.5194/adgeo-45-115-2018
Windpark im Sonnenblumenfeld © Universität Augsburg

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