Sieben Professoren und wissenschaftliche Mitarbeiter der Juristischen Fakultät der Universität Augsburg sowie der Ludwig-Maximilians-Universität München nahmen im September an akademischen Veranstaltungen in China teil, um den juristischen Austausch und die Zusammenarbeit zwischen Deutschland und China zu vertiefen.

Deutsche Teilnehmer der Konferenzen in Jiangsu und Macau inkl. der Augsburg-Münchener Delegation (in alphabetischer Reihenfolge):

 

  • Prof. Dr. Beate Gsell, Juristische Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität München
  • Prof. Dr. Dr. Eric Hilgendorf, Juristische Fakultät der Universität Würzburg (nur Jiangsu)
  • Prof. Dr. Michael Kort, Juristische Fakultät der Universität Augsburg
  • Dr. Robert Korves, wissenschaftlicher Mitarbeiter bei Prof. Peter Windel, Juristische Fakultät der Ruhr-Universität Bochum, Vertretungsprofessur an der Humboldt Universität Berlin
  • Dr. Tobias Manhardt, Wissenschaftlicher Mitarbeiter bei Prof. Möllers, Juristische Fakultät der Universität Augsburg
  • Dr. Maximilian Merwald, Wissenschaftlicher Mitarbeiter bei Prof. Möllers, Juristische Fakultät der Universität Augsburg
  • Prof. Dr. Thomas M.J. Möllers, Juristische Fakultät der Universität Augsburg
  • Prof. Dr. Holm Putzke, Rechtswissenschaftliche Fakultät der Universität Passau
  • Prof. Dr. Liuhua Shen, Juristische Fakultät der Universität Augsburg und Juristische Fakultät der Jiangsu Universität
  • Dr. Matthias Wachter, Akademischer Rat bei Prof. Kubiciel, Juristische Fakultät der Universität Augsburg, Vertretungsprofessur an der Universität Freiburg
  • Prof. Dr. Dr. h.c. Martin Waßmer, Rechtswissenschaftliche Fakultät der Universität zu Köln
  • Dr. Lisa Wolf, wissenschaftliche Mitarbeiterin bei Prof. Möllers, Juristische Fakultät der Universität Augsburg

Internationale Konferenz „Neue Entwicklungen der deutsch-chinesischen juristischen Methodenlehre“

 

Zunächst nahm die gesamte Gruppe am 9. und 10. September 2023 an der von der Juristischen Fakultät der Jiangsu-Universität und der Zeitschrift "Jurisprudence" der China University of Political Science and Law Peking (CUPL; Peking) veranstalteten Internationalen Konferenz über „Neue Entwicklungen der deutsch-chinesischen juristischen Methodenlehre“ in Zhenjiang teil.

 

Die Veranstaltung brachte über 130 Rechtswissenschaftler aus China und Deutschland zusammen, um neue Entwicklungen in der chinesisch-deutschen Rechtsmethodik zu diskutieren. An der Eröffnungsveranstaltung nahmen fast 100 renommierte Professoren aus China teil, darunter Professor Xianzhong Sun, Mitglied des Ständigen Ausschusses des 14. Nationalen Volkskongresses, Professor Yongqin Su von der National Chengchi University in Taiwan, und Professor Weihong Xing, Präsident der Jiangsu University.

 

Das Tagungsprogramm umfasste insgesamt knapp 50 wissenschaftliche Vorträge von deutschen und chinesischen Professoren und Nachwuchswissenschaftlern auf dem Gebiet der Juristischen Methodenlehre in Deutschland und China. Die Konferenz wurde zweisprachig auf Deutsch und Chinesisch abgehalten und die Beiträge jeweils simultan übersetzt.

 

Das reichhaltige Programm der Konferenz war unterteilt in die Hauptkonferenz zu allgemeinen Fragen der juristischen Methodenlehre, ergänzt durch Subkonferenzen zum Zivilrecht, Strafrecht und Verfassungsrecht, in denen Experten und Wissenschaftler aus verschiedenen Bereichen über die juristische Methodenlehre diskutierten. Dabei wurden die vielfältigen Parallelen der deutschen und chinesischen Rechtsmethodik erörtert, aber auch die Unterschiede deutlich. Die Konferenz zeigte außerdem auf, wie die juristische Methodenlehre in verschiedenen politischen und gesellschaftlichen Systemen zur Anwendung kommt. Beide Seiten waren sich einig, dass auf dem Gebiet der Juristischen Methodenlehre auch in Zukunft ein fruchtbarer Austausch möglich ist und Deutschland und China voneinander lernen können.

 

Im Hauptforum am Vormittag des 9. September 2023 stellte Professor Möllers „Die Notwendigkeit einer Juristischen Metamethodik: Rechtstheoretische und rechtspragmatische Überlegungen“ vor, Professor Guoying Shu (CUPL) sprach zur „Savigny-Situation“ und der Rezeption der Juristischen Methodenlehre, Professor Hilgendorf zur Philosophie der Umgangssprache in der Juristischen Methodenlehre, Professor Chengxin Peng (Dekan der Shanghai Jiao Tong Universität) zur subjektiven und objektiven Auslegung bei der Rechtsanwendung, Professor Qingyu Zhu (Nanjing Universität) zu Wahrheit und Methode in der Rechtsdogmatik und Professor Hongfei Xie (Chinesische Akademie für Sozialwissenschaften) zu Dynamischen Systemen im chinesischen Zivilrecht.

 

Die Subkonferenz zum Zivilrecht befasste sich am Nachmittag mit breit gefächerten Themen zur Anwendung juristischer Methoden in Deutschland und China. Darunter etwa die Anwendung wirtschaftswissenschaftlicher Methoden im Kapitalgesellschaftsrecht (Professor Kort), die Konkretisierung von Generalklauseln zur Verschuldenshaftung (Professor Jinqiang Ye, Nanjing Universität), der Integration sozialistischer Grundwerte in die Auslegung des Zivilgesetzbuchs (Professor Xinjun Fang, Suzhou Universität) und der Methodik im Zivilprozessrecht (Dr. Korves). Im zweiten Teil des Subforums referierten auch chinesische Nachwuchswissenschaftler, die aktuell in Deutschland promovieren, etwa Sizhuang Sun (Ludwig-Maximilians-Universität München) zur Anwendung der externen Regeln des UN-Kaufrechts.

 

Parallel zum Zivelrechtsforum wurden im strafrechtlichen Teil der Konferenz zahlreiche methodische Fragen der Strafrechtswissenschaft beleuchtet. So referierten etwa Professor Genlin Liang (Universität Peking) zur Konstruktion des Deliktsaufbaus, Professor Quan Fang (Macau University of Science and Technology) zur Argumentation von Richtern bei strafrechtlichen Urteilen, Professor Waßmer zum Einfluss des Verfassungsrechts auf das Strafrecht, Professor Putzke zum Einfluss der Lebens- und Rechtswirklichkeit, Dr. Wachter zum Einfluss des Unionsrechts auf die Auslegung nationalen Strafrechts und Professor Shan Chen zum Koinzidenzprinzip als strafrechtliche Methodik.

 

 

 

Foto: privat
Foto: privat
Foto: privat
 

Der zweite Tag der Konferenz (10. September 2023) begann erneut mit einem allgemeinen Themenblock zur deutsch-chinesischen Juristischen Methodenlehre. Aus deutscher Sicht stellte Professor Gsell die Grenzen der wortlautübersteigenden Rechtsfortbildung unter Berücksichtigung der Vorgaben des Rechts der Europäischen Union vor. Die chinesischen Referenten zeigten unter anderem die Vorgehensweise bei gerichtlichen Fällen aus rechtsvergleichender Perspektive (Professor Guangning Sun, Universität Shandong), die Entwicklung der Rechtsprechungstheorie in China (Professor Bei Yang, Universität für Außenwirtschaft und -handel) sowie die „chinesischen Fragen“ zur Juristischen Methodenlehre (Dr. Ye Guo, Normale Universität Peking).

 

Aus verfassungsrechtlicher Perspektive wurden unter anderem der Aufbau des methodologischen Systems der chinesischen Verfassungslehre (Professor Zhongxia Li, Renmin Universität), die Konkretisierung der Gesetzgebung als Mittel zur Umsetzung der Verfassung (Professor Kai Wang, Beihang Universität) und die Redundanz der Rechtsquellen und Selbtsreferenz der Verfassung (Dr. Wei Feng, CUPL) präsentiert. Alle Subkonferenzen wurden ebenso wie das Hauptforum durch einen Diskussionsblock abgerundet.

 

Den Abschluss der Konferenz mit einem Dialogforum zur Juristischen Methodenlehre leitete Professor Yongqin Su von der National Chengchi University in Taiwan mit einem Vortrag zum Thema „Wohin geht die chinesische Rechtswissenschaft? – Die Schaffung einer neuen Dimension der sozialwissenschaftlichen Rechtswissenschaft im Rechtssystem des Festlandes durch die KI der praktischen Rechtsdogmatik“ ein. In der anschließenden Podiumsdiskussion sprachen Professor Möllers, Professor Jun Feng, Professor Zhongxia Li (beide Renmin Universität), Professor Waßmer und Professor Hao Li (ZUEL, Wuhan) über die Zukunft der Rechtswissenschaft unter dem Einfluss künstlicher Intelligenz.

 

Prof. Dr. Yongqin Su
Prof. Dr. Zhongxia Li und Prof. Dr. Hao Li
Foto: privat

Zudem fand eine Zeremonie zur Unterzeichnung einer Kooperationsvereinbarung zwischen der Juristischen Fakultät der Universität Augsburg und der Juristischen Fakultät der Jiangsu-Universität statt, bei der Professor Möllers und Professor Bingshuo Li, Dekan der Juristischen Fakultät der Jiangsu-Universität, das Abkommen im Namen beider Seiten unterzeichneten.

 

Neben den akademischen Vorträgen und Diskussionen bot auch das von der Gastgeber-Universität organisierte Rahmenprogramm mit Abendessen und Exkursionen in die Altstadt von Zhenjiang sowie zum Slim West Lake in Yangzhou die Gelegenheit zum kulturellen Austausch und Gesprächen zwischen der deutschen und der chinesischen Delegation

 Abschluss eines Kooperationsvertrags an der Jiangsu-Universität in Zhenjiang

 

Zudem fand eine Zeremonie zur Unterzeichnung einer Kooperationsvereinbarung zwischen der Juristischen Fakultät der Universität Augsburg und der Juristischen Fakultät der Jiangsu-Universität statt, bei der Professor Möllers und Professor Bingshuo Li, Dekan der Juristischen Fakultät der Jiangsu-Universität, das Abkommen im Namen beider Seiten unterzeichneten.

 

Neben den akademischen Vorträgen und Diskussionen bot auch das von der Gastgeber-Universität organisierte Rahmenprogramm mit Abendessen und Exkursionen in die Altstadt von Zhenjiang sowie zum Slim West Lake in Yangzhou die Gelegenheit zum kulturellen Austausch und Gesprächen zwischen der deutschen und der chinesischen Delegation.

 

 

Foto: privat
Foto: privat

 „Sino-German Symposium on Legal Education and Legal Methodology” und Abschluss eines Kooperationsvertrags in Macau

 

Im Anschluss daran nahm die gesamte Reisegruppe am 13. September am "Sino-German Symposium on Legal Education and Legal Methodology" an der Macau University of Science and Technology teil. Bei diesem Symposium hielten alle Mitglieder der Delegation der Universität Augsburg Hauptvorträge und die Teilnehmer diskutierten intensiv über juristische Ausbildung und juristische Methodik.

 

Die englischsprachige Konferenz begann mit der Keynote-Speech von Professor Möllers zum Thema „The Importance of Language Models such as ChatGPT in Legal Education and Legal Methodology“. Im weiteren Verlauf wurden die verschiedenen Systeme der juristischen Ausbildung beleuchtet. Professor Wang Jiang, Vize-Präsident der Northwest University of Political Science and Law (Xi’an), stellte die Ausbildung in Festlandchina und Professor Bi Jingwei, Macau University of Science and Technology, die Ausbildung in Macau vor. Professor Gsell referierte zur Struktur und aktuellen Reformdiskussionen rund um die juristische Ausbildung in Deutschland, während Professor Kort den Studiengang „Rechts- und Wirtschaftswissenschaften“, ein neues Konzept der Kombination von wirtschaftlicher und juristischer Ausbildung an der Universität Augsburg vorstellte. Abgerundet wurde das Programm durch Vorträge von Professor Waßmer zum Thema „Finding Justice through the Use of AI“ sowie Assistand Professor Wong Weng Kuok zum Einfluss der Sozialwissenschaften auf die Rechtsdogmatik.

 

Im zweiten Teil der Konferenz folgten Vorträge aus dem Themenkreis der juristischen Ausbildung zum Prozessrecht (Dr. Korves), der Falllösung und Klausurtechnik (Dr. Merwald), dem Studienverlauf und der praktischen Ausbildung (Dr. Wolf), der Juristischen Recherche (Dr. Manhardt), der Habilitation als deutschem Sonderweg auf dem Weg zur Professur (Dr. Wachter) sowie zur Fremdsprachigen Rechtsausbildung an deutsche Universitäten (Professor Shen).

 

Abgerundet wurden beide Vortragsblöcke durch zusammenfassende und weiterführende Kommentare sowie eine interaktive Diskussion zwischen Vortragenden, Konferenzteilnehmern und Studierenden.

 

Im Rahmen der Konferenz nahm Professor Möllers im Namen der Juristischen Fakultät der Universität Augsburg gemeinsam mit Professor Quan Fang, Dekanin der juristischen Fakultät der Macau University of Science and Technology, die feierliche Unterzeichnung einer Kooperationsvereinbarung vor, an der rund 150 Professoren und Studierende der Macau University of Science and Technology teilnahmen.

 

 

Foto: privat
Foto: privat
Foto: privat

 Konferenz “Privatrecht im digitalen Zeitalter: Herausforderungen und Wandel” in Peking und Vorträge in Wuhan und Nanjing

 

Im Vorfeld der beiden Konferenzen hielt Herr Professor Möllers zwei Vorträge am 6. September 2023 an der Zhongnan University of Economics and Law (ZUEL) in Wuhan sowie am 7. September 2023 an der Nanjing University zu Aktuellen Entwicklungen im deutschen und europäischen Gesellschaftsrecht. An der ZUEL fand zudem die Unterzeichnung des Wenlai Chairprofessor contracts durch Professor Möllers statt.

 

Zum Abschluss reisten Professor Möllers, Professor Gsell und Professor Kort nach Peking und nahmen an der dortigen an der Konferenz der China University of Political Science and Law (CUPL) zum Thema “Privatrecht im digitalen Zeitalter: Herausforderungen und Wandel” teil. Die Vorträge der deutschen Teilnehmer befassten sich mit breit gefächerten Fragestellungen auf dem Gebiet des Rechts der Digitalisierung. So trugen Professor Möllers zum Thema „Die Bedeutung von Sprachmodellen (ChatGPT etc.) für die Juristische Methodenlehre und Juristische Ausbildung“, Professor Gsell zum „Digital Services Act und E-Commerce über Plattformen“ und Professor Kort über „Die Rolle des betrieblichen Datenschutzbeauftragten und des Betriebsrats beim Beschäftigtendatenschutz“ vor.

Suche