Eckhart von Hirschhausen trifft Professorin Claudia Traidl-Hoffmann

Warum nehmen Allergien zu? Eckart von Hirschhausen trifft Professorin Claudia Traidl-Hoffmann

 

Eckhart von Hirschhausen trifft Professorin Claudia Traidl-Hoffmann

Einem gesunden jungen Mann bleibt plötzlich die Luft weg. Eine Neurodermitis-Patientin klagt über unerträgliche Symptome. Harmlose Pflanzen können zu tödlichen Gefahren werden. Woran liegt das?

 

Warum nehmen Allergien zu? Welche Rolle spielt dabei die Klimakrise?

Eckart von Hirschhausen besucht dafür die Hochschulambulanz und den Lehrstuhl für Umweltmedizin in Augsburg und trifft Prof. Claudia Traidl-Hoffmann.

Hirschhausen besichtigt die Hightech-Pollenfalle auf dem Dach des Gebäudes. Hier werden im Zwei-Stunden-Takt die Pollen angesaugt, fotografiert und erkannt. Somit erkennen die Mediziner online in Echtzeit, welche und wie viele Pollen gerade fliegen.

Die Anzahl der Menschen, die an Pollenallergie leiden, steigt. Warum? Zurzeit gibt es ca. 40% Allergiker in Deutschland, Tendenz steigend. Die Gründe dafür sind vielfältig:

1.      Aggressivere Pollen

2.      Ungesunder Lebensstil

3.      Mehr Schadstoffe

4.      Klimawandel

5.      Kein Tag ohne Pollen

6.      Invasive Arten

Einen jungen, gesunden Radsportler hat das Thunderstorm-Asthma (Gewitter-Asthma) während einer Tour in einem Gewitter schwer erwischt. Rote Arme, keine Kraft mehr zum Radeln – die während des Gewitters aufgeplatzten Pollen dringen tief in die Lunge ein und lösen dort eine Entzündung aus. Die Lungenbläschen krampfen, er kann nicht mehr atmen, im schlimmsten Fall sogar daran sterben.

In der Augsburger Umweltmedizin und den Environmental Health Sciences wird Pionierarbeit geleistet. Das gesamte Wissen über Klimakrise und Gesundheit wird hier gesammelt und weiter erforscht. Darüber hinaus bündeln alle Fakultäten der Universität Augsburg ihre Kräfte im Zentrum für Klimaresilienz, um konkrete Maßnahmen und Strategien für eine klimaresiliente Zukunft zu entwickeln und in die Praxis zu bringen.

Zurück zu dem Alltag der Umweltmediziner in Augsburg. Das Zusammenspiel von Schadstoffen und Pollen ist sehr komplex: Man atmet ja nicht nur einen Schadstoff ein, sondern eine Kombination. Jedes Schwebeteilchen ist besetzt mit flüchtigen organischen Substanzen. Dazu gesellen sich Pollen, die mit diesen reagieren, aggressiver werden und so den Körper mehr schädigen können. Krank machen uns also die Substanzen aus Verbrennungsprozessen der fossilen Energien.

Reduzieren wir die Verbrennungsprozesse in Industrie und Verkehr, nutzen weniger fossile Energien, können wir diesen krank machenden Prozess stoppen. Ein doppelter Nutzen: für unsere Gesundheit und für unsere Umwelt! Klimaschutz ist Gesundheitsschutz.

Nicht nur die Lunge ist gefährdet, auch die Haut ist den Schadstoffen ausgesetzt und entwickelt Reaktionen. Neurodermitis lautet die Diagnose bei einer weiteren Patientin. Die Veranlagung dazu ist in den Genen festgelegt, aber Umweltfaktoren triggern diese und lösen die Krankheit aus. Die Schadstoffe aus Verbrennungsprozessen machen die Haut löchrig, sodass Keime und Bakterien vermehrt eindringen können. Die Haut wird wund und schmerzt, oft bis an die Grenze des Erträglichen.

„Die Allergiegefahr wird immer größer auf dem gesamten Planeten. Wir müssen uns als Teil der Erde begreifen, die gesund bleiben muss. Es geht um die Gesundheit von jedem einzelnen von uns und damit um uns alle!“ so die Überzeugung von Prof. Traidl-Hoffmann.

Gerade Ärzte wissen, wie krank der Klimawandel macht. Der neueste Lancet Climate Countdown hat gezeigt, wie wenig Zeit bleibt, um globale Veränderungen herbeizuführen. No one remains untouched! ist das Fazit.

Der Klimawandel wird jeden von uns krank machen, wenn wir nichts ändern. Dieses Wissen muss weiter getragen werden, damit alle mitmachen. Lasst uns gleich damit anfangen!

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