Eröffnungsrede zum 81. Bayerischen Ärztetag

Claudia Traidl-Hoffmann, privat

 

Vom 14.-16. Oktober 2022 fand der 81. Bayerische Ärztetag in Regensburg statt.

Der Impulsvortrag von Frau Prof. Claudia Traidl-Hoffmann über die gesundheitlichen Folgen des Klimawandels und das gesundheitspolitische Statement von Kammerpräsident Quitterer stimmten im Rahmen der feierlichen Eröffnungsveranstaltung die etwa 250 geladenen Gäste aus Politik, Selbstverwaltung und dem Gesundheitswesen auf die Herausforderungen der kommenden Jahre ein.

Traidl-Hoffmann beleuchtete verschiedene Aspekte, wie sich der Klimawandel auf die Gesundheit auswirkt: „Er macht krank von Kopf bis Fuß.“ Besonders jedoch wirke sich die zunehmende Hitze auf die Gesundheit aus. Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Lungenerkrankungen, aber auch neurologische Erkrankungen oder Allergien und Neurodermitis werden durch Hitze beeinflusst. In den Hitzeinseln der Großstädte ergebe Hitze zudem in Verbindung mit Schadstoffen einen unguten Chemiecocktail. Hitze verändere zudem die Wirkung von Medikamenten und Medikationen müssen bei Bedarf angepasst werden. Die schnelle Einführung von Hitzeaktionsplänen sei zum Schutz der vulnerablen Gruppen unabdingbar. Traidl-Hoffmann sieht die Ärzteschaft in einer sehr besonderen Position: „So wie es Kipppunkte im Erdklimasystem gibt, so gibt es soziale Kipppunkte. Wir als Ärzteschaft können diese sozialen Kipppunkte mit anstoßen“, also die Veränderung unserer Lebensweise und Gesellschaft hin zu einer nachhaltigen Lebensweise bewirken.

Als große Herausforderung identifizierte Bayerns Ärztekammer-Präsident in seiner Rede den hohen Ärztebedarf im Freistaat, welcher in den kommenden Jahren weiter steigen werde. Die ärztliche Personaldecke sei dünn und die Corona-Pandemie habe „schmerzlich gezeigt, dass wir schon heute unsere Strukturen nicht mehr wie gewohnt aufrechterhalten können.“ Beispielsweise hätten krankheitsbedingte Personalausfälle in den vergangenen Monaten verschiedene Notaufnahmen und sogar ein ganzes Krankenhaus in Oberbayern zur Schließung gezwungen. Eine nicht patienten- und aufgabengerechte ärztliche Personalausstattung habe auch zu einer dramatischen Arbeitszeitverdichtung in den Kliniken geführt. „Problematisch ist ebenfalls, dass viele Ärzte für ihre Praxen keine Nachfolger mehr finden“, so Quitterer. Dabei mangele es nicht an Interessenten für den Arztberuf. Unter dem Applaus der Anwesenden forderte der Präsident deshalb deutschlandweit 6.000 neue Humanmedizin-Studienplätze.

Außerdem kritisierte Quitterer in seiner Rede eine überbordende Bürokratie im Gesundheitssystem, expandierende telemedizinische Anbieter, welche ausschließlich im virtuellen Raum agierten und sich den Aufbau einer komplett neuen Versorgungsebene zum Ziel gesetzt hätten sowie die geplante Streichung der Neupatientenregelung und forderte, durch entsprechende gesetzliche Regelungen eine marktbeherrschende Stellung investorenbetriebener Medizinischer Versorgungszentren zu verhindern.

 

 

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