Workshop: Freiheit und Politik

Das Thema "Freiheit und Politik" ist eine gedankliche Weiterführung unserer
Diskussionen über die "Emanzipation nach der Emanzipation". Denn nach der
Emanzipation im Jahr 1871 stellte sich für die deutschen Jüdinnen und Juden
die Frage, ob sie denn nun auch tatsächlich emanzipiert seien. Mit anderen
Worten: Nach der rechtlichen Gleichstellung zeigte sich, dass der
Emanzipationsbegriff viele weitere Dimensionen aufweist, die sich mit der
rechtlichen Gleichstellung nicht in Luft aufgelöst hatten. Es gab weiterhin
soziale Exklusionsmechanismen, Rollenzuschreibungen und Ressentiments;
zugleich diversifizierte sich das deutsche Judentum, die Säkularisierung
schritt voran, die Abgrenzungen von und Identifizierungen mit den sog.
"Ostjuden" stellten eine große Herausforderung dar; und die deutsche
Gesellschaft befand sich in einem tiefgreifenden sozialen und politischen
Wandel, der auch die jüdische Bevölkerung ergriff.
An dieser Stelle kommen erstens die verschiedenen Freiheitsbegriffe (frei
nach Isaiah Berlin: Freiheit wovon und Freiheit wozu?) sowie deren
(un-)bewusste Negationen in Literatur und Essayistik der Moderne ins Spiel,
zweitens die Bedeutung von emanzipatorischer Politik. Themen, die uns auf
dem Workshop beschäftigen könnten, wären die Überschneidungen von
emanzipatorischer Politik in der (jüdischen und sog. allgemeinen)
Frauenbewegung und im C.V., das jüdische Engagement für Demokratie und
Sozialismus/Kommunismus, die Verbindung jüdischer und politischer
Traditionen (Stichwort: Athen und Jerusalem) und selbstverständlich -
leider - auch wieder der Kampf gegen den Antisemitismus.

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