Binationaler Workshop: Kafkas Schwestern - Texte von Frauen aus dem Umfeld des Prager Kreises

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Das binationale Projekt fragt nach schreibenden Frauen aus dem Umfeld des Prager Kreises: nach Vorläuferinnen, Zeitgenossinnen und Autorinnen, die sich in der zweiten und dritten Generation mit dem (erweiterten) Prager Kreis auseinandersetzen.

 

Es untersucht Wahrnehmungen und Konstruktionen des Geschlechterverhältnisses in ihren Arbeiten – in journalistischen, essayistischen und literarischen Texten – und nach der Verschränkung emanzipatorischer Diskurse in diesen Texten. In welches Verhältnis wird der Emanzipationsdiskurs von Frauen zu dem von Juden gesetzt, in welcher Weise werden diese Fragen wiederum mit sozialen und gesellschaftspolitischen Fragen verbunden. Im vergleichenden Blick auf die Verhandlungen der Verschränkung dieser Diskurse werden auch die Arbeiten der männlichen Autoren in die Überlegungen einbezogen.

 

Unter den schreibenden Frauen um Kafka ist die Journalistin, Schriftstellerin und Übersetzerin Milena Jesenská (1986-1944) ohne Zweifel am bekanntesten und bisher am intensivsten erforscht. Neben ihrem Werk widmet sich der Workshop dem Leben und Arbeiten weiterer Autorinnen, die dem Umfeld des Prager Kreises zugehören. Dazu gehört die Journalistin Elsa Taussig (1883-1942), die erste Frau Max Brods, oder Margarete Susmans (1872-1966), die vor allem als jüdisch-deutsche Religionsphilosophin und Essayistin bekannt war.

 

Während die Werke der Autoren des Prager Kreises, namentlich Max Brods vor allem von tschechischen Dienstmädchen bevölkert werden sollen in den übrigen Vorträgen Leben und Werk schreibender Frauen aus dem Umfeld des Prager Kreises erkundet werden.

 

 

Öffentlicher Vortrag: Kafkas grauer Mantel. Margarete Susmans Kafka-Lektüre 1929

13. Oktober 2023 um 18:00 Uhr  im Annahof

 

PD Dr. Birgit Erdle

 

In ihren Erinnerungen aus dem Jahr 1964 beschreibt die Philosophin Margarete Susman, wie sie, getroffen von ihrer ersten Lektüre-Begegnung mit Franz Kafkas Das Schloss, den Versuch unternahm, „den Sinn dieser Dichtung herauszuarbeiten“. Ihr daraus entstandener Essay Das Hiob-Problem bei Franz Kafka, der im April 1929 in der Zeitschrift Der Morgen erschien, gilt als eine der ersten Interpretationen zu Kafka überhaupt. Susman stellt die Frage nach jüdischer Tradition und jüdischem Denken in der Moderne, indem sie Kafkas Literatur im Licht der Hiob-Erzählung aus der hebräischen Bibel deutet. Wie löst Susmans Deutung die Paradoxa und Unentscheidbarkeiten in Kafkas Texten und der Hiob-Erzählung auf? Wie situiert sich der Essay im Diskursumfeld seiner Zeit, Ende der 1920er Jahre? Und wie versucht Susmans Text, die Erfahrung der Moderne im Licht tradierter jüdischer Schriften zu denken? Der Vortrag geht solchen Fragen nach, und wirft einen Seitenblick auf Hannah Arendts Lesart Kafkas in ihrem 1944 in der New Yorker Zeitschrift Partisan Review publizierten Essay Franz Kafka: A Revaluation.   

 

       

Öffentliche Lesung: Kafkas Schwestern – Texte von Frauen aus dem Umfeld des „Prager Kreises“

14. Oktober 2023 um 18:00 Uhr im Annahof

 

Die engsten Freunde und Weggefährten, die Franz Kafka im sogenannten Prager Kreis umgaben, waren Männer: Max Brod, der seinen Platz in der Literaturgeschichte als Herausgeber der Werke Kafkas sichern sollte, Oskar Baum, Ludwig Winder und Felix Weltsch. Obgleich zwischen den Autoren des Prager Kreises enge Beziehungen zu namhaften Autorinnen und Journalistinnen ihrer Zeit bestanden – die bekannteste unter ihnen ist sicherlich die Liebesbeziehung zwischen Franz Kafka und Milena Jesenská, die vor allem in Briefen ihren Ausdruck fand -, und obgleich die Frauenbewegung um 1900 Türen und Publikationsforen für schreibende Frauen öffnete, wurden ihre Texte bisher kaum zur Kenntnis genommen.

Ein binationales Lehr- und Forschungsprojekt, das im vergangenen Jahr an der Universität Augsburg ins Leben gerufen wurde, folgt in Kooperation mit der Universität Pilsen ihren Spuren. Unter dem Titel Kafkas Schwestern nimmt es nicht nur Vorläuferinnen und Zeitgenossinnen Kafkas in den Blick, auch spätere Autorinnen, die sich bis in die Gegenwart hinein in ihren Werken intensiv mit dem Leben und Schreiben Kafkas auseinandersetzen werden berücksichtigt.

Die Lesung bringt eine Auswahl der Texte zu Gehör, darunter auch Auszüge aus den berührenden Briefen Ottlas, der Lieblingsschwester von Franz Kafka. Die Texte werden von den Schauspielerinnen Christina Jung und Jenny Langner des Staatstheaters Augsburg vorgetragen.

 

 

Anmeldung zum Workshop

Für den nicht öffentlichen Teil am 14. Oktober 2023 am Campus der Universität Augsburg können sich Interessierte unter moritz.vinke@philhist.uni-augsburg.de bei Moritz Vinke anmelden. Das Programm entnehmen Sie bitte dem Link unten.

Ansprechpartner

Professorin
Neuere Deutsche Literaturwissenschaft 2

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