Vortrag von Dr. Nina Niedermeier (Venedig) im Rahmen des KuK-Kolloquiums
Dr. Nina Niedermeier wird zum Thema "Das Buch Esther in Venedig. Ein jüdisch-christliches Bildthema zwischen mariologischer und messianischer Auslegung." referieren. Als über die Religionen hinweg rezipierter, in der christlichen sowie in der jüdischen Kunst dargestellter Bildgegenstand unterlag das biblische Buch Esther in der Frühen Neuzeit einer Reihe medialer und interpretativer Innovationen, welche sich im multireligiösen Zusammenhang der Republik Venedigs unter dem Einfluss zahlreicher Berührungspunkte der jüdischen und der christlichen Rezeption entwickelten. Ungeachtet dieser insbesondere im 16. Jahrhundert eng ineinander verflochtenen Rezeption des Buches Esther blieb die theologische Einschätzung des biblischen Textes in beiden Religionen höchst unterschiedlich und führte in der Folge zu Anpassungen an liturgische Bedeutungen und übergeordnete theologische Theorien, woraus sich ab dem 17. Jahrhundert verstärkt religionsspezifische Deutungswege und künstlerische Darstellungsformen ergaben. Entsprechend dieser Dynamik von Verflechtung und Entflechtung gliedert sich der Vortrag in einen Überblick über die miteinander geteilten Zugriffsformen auf den Esther-Stoff im 16. Jahrhundert - am Beispiel der Rolle von Fortuna und Provvidenza - und in eine Vorstellung der religionsspezifischen Darstellungsweisen, welche das Buch Esther in der jüdischen Rezeption messianisch mit Blick auf die zeitgenössische Messiaserwartung und in der christlichen Rezeption in einem mariologischen Sinne als Präfiguration der Maria Immaculata und der Krönung Mariens in Anknüpfung an die mittelalterliche Typologie auslegten. Prof. Dr. Irene Holzer (LMU München) Prof. Dr. Sabine Fürniss (CNRS Paris) Jeweils donnerstags von 18.15 bis 19.45 Uhr in Hörsaal III, Gebäude CWeitere Vorträge im KuK-Kolloquium:
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01.02.2024