Archiv der Stadt Stuttgart

Biografische Kurznotiz

 

Carola Rosenberg-Blume wurde am 6. Juni 1899 in Neudenau an der Jagst als Carola Rosenberg.

1923 promovierte sie erfolgreich an der Ludwig-Maximilians-Universität München zum Thema „Die Berufseinstellung und -Interessen der weiblichen Jugend. Ein Beitrag zur Jugendkunde des weiblichen Geschlechts auf Grundlage einer Erhebung an Schulen Münchens und Stuttgarts“ (Gutachter: Aloys Fischer).

1924 bis 1933 übernahm sie die Leitung der Frauenabteilung der Volkshochschule Stuttgart, bis sie aus „rassischen“ Gründen fristlos aus dem Dienst entlassen wurde. 1934 erhielt Carola Rosenberg-Blume eine Anstellung an der Mittelstelle für Jüdische Erwachsenenbildung, gegründet von Martin Buber, die sie aber im selben Jahr wieder aufgab. Im Jahr 1936 wanderte sie erzwungernermaßen gemeinsam mit ihrem Ehemann, dem Schriftsteller Bernhard Blume und ihren beiden Söhnen, in die USA aus.

1949 erfolgte ihre zweite Promotion an der Columbia University in Klinischer Psychologie. Am 18. August 1987 verstarb sie in Redlands, CA, USA.

 

Carola Rosenberg-Blume gehörte in der Weimarer Republik zu den bekanntesten Erwachsenenbildnerinnen ihrer Zeit. Als Leiterin der „Frauenabteilung“ an der Volkshochschule Stuttgart ist es ihr gelungen, dieser zu höchstem nationalen und internationalen Ansehen zu verhelfen. Die konzeptionelle Arbeit Rosenberg-Blumes war geprägt durch eine Analyse der Lebensrealität der Frauen – die Bildungsarbeit sollte konkrete Hilfe zur Lebensbewältigung leisten. Aufgrund ihrer ausgewiesenen Expertise wurde sie als gefragte Referentin auf regionale und überregionale Tagungen der Erwachsenenbildung eingeladen, z. B. hielt sie 1926 als einzige Frau beim „Hohenrodter Bund“ einen Vortrag zu ihrem Erwerbslosenkonzept und zu ihrem Konzept der Frauenarbeit.

 

Ihre Bedeutung für die Erwachsenenbildung

Erst in den späten 1980er Jahren wurde das Leben und Wirken von Carola Rosenberg-Blume aufgearbeitet – eine Bereicherung für die historische Erwachsenenbildungsforschung. In Stuttgart ist es ihr gelungen, die größte Frauenbildungsabteilung aller Abendvolkshochschulen in der Weimarer Republik zu gründen. Selbst nach ihrer erzwungenen Emigration 1936 in die Vereinigten Staaten von Amerika blieb sie der Erwachsenenbildung treu. Kurz nach ihrer Einreise erhielt sie einen Forschungsauftrag des „Workers` Education Bureau of America“ und veröffentlichte 1939 eine Studie zur Situation der Erwachsenenbildung in Oakland und Umgebung. 1936 erhielt sie einen Lehrauftrag für Erwachsenenbildung am Mills College. Über verschiedene Stationen und Aufgaben hinweg kann sie mit Recht als eine Wegbereiterin für die damals noch junge amerikanische Erwachsenenbildung bezeichnet werden. Nach dem Erwerb des zweiten Doktortitels 1949 in Klinischer Psychologie schuf sie sich neben der Erwachsenenbildung ein neues soziales und wissenschaftliches Wirkungsfeld.

Auf die Frage, warum Carola Rosenberg-Blume nach Ende des Zweiten Weltkriegs nicht nach Deutschland zurückkehrte, ist keine einfache Antwort möglich. Es könnte unter anderem daran gelegen haben, dass zentrale Vertreter der Erwachsenenbildung aus der Nachkriegszeit aus ganz unterschiedlichen Beweggründen nicht den Kontakt zu ihr suchten oder sie zur Mitarbeit einluden. Ob eine Rückkehr für sie als tatsächliche Option galt, ist aus den wenigen veröffentlichen Quellen nicht eindeutig zu erschließen.       

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... da ich in der freien Volkshochschulbewegung die einzige Möglichkeit für mich sehe, um in dem Sinne zu wirken, wie ich es mir als Lebensaufgabe gestellt habe.

Brief an Theodor Bäuerle, Geschäftsführer des Vereins zur Förderung der Volksbildung, mit der Bitte um Einstellung (1923)

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Zur Erklärung dafür, daß man bisher Ihrer nicht dachte (...). Wir hielten Sie und Ihren Mann für so arbeitsmäßig verwurzelt drüben, daß wir Ihre bitteren Gefühle gar nicht ahnten und Sie für unabkömmlich hielten.

Eduard Weitsch in einem Brief an Carola Rosenberg-Blume, datiert auf den 7.10.1952

Carola Rosenberg-Blume1
Um heute auszuwandern, gehört eben doch viel Courage dazu. Daheim bleiben und sehen, wie wir durchkommen?? Wie du auch darüber denkst, es ist halt sauschwierig. Nach Amerika einzuwandern ist gerade im Augenblick eine gewagte Sache.

Passage aus einem Brief an Bernhard Blume während ihrer Erkundungsreise durch Amerika, um die Emigration vorzubereiten (1936)

 

Bildquellen und Zitatquellen

 

Recknagel, Anne-Christel (2002): „Weib, hilf dir selber!“ Leben und Werk der Carola Rosenberg-Blume. Stuttgart u. a. Hohenheim.

 

Literatur- und Quellenhinweise

 

Eggemann, Maike (1997): Die Frau in der Volksbildung 1919-1933. Wege zur Emanzipation? Frankfurt a. M.: dipa-Verlag.

Friedenthal-Haase, Martha (2019): Emigration und Remigration im Blickpunkt der Erwachsenenbildung. Zugang zu einem aktuellen Fachgebiet und seiner Geschichte. In: Kloubert, Tetyana (Hrsg.): Erwachsenenbildung und Migration. Internationale Kontexte und historische Bezüge. Springer Verlag, S. 13-32.

Laack, Fritz (1984): Das Zwischenspiel freier Erwachsenenbildung. Hohenrodter Bund und Deutsche Schule für Volksforschung und Erwachsenenbildung in der Weimarer Epoche. Bad Heilbrunn: Klinkhardt.

Recknagel, Anne-Christel (2002): „Ich will da leben, wo ich gebraucht werde …“. Carola Rosenberg-Blume – Emigrantin in die USA. In: Otto, Volker/Schlutz, Erhard (Hrsg.): Erwachsenenbildung und Emigration. Biographien und Wirkungen von Emigrantinnen und Emigranten. Bonn: DVV, S. 35-45.

Rosenberg-Blume, Carola (1939): A Survey of Adult Education Activities in the East Bay Region. Oakland, Calif.

 

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