Botschaft der Friedenstaube

Zum Jahreswechsel reflektieren Christoph Weller und Christina Pauls die Botschaft der Friedenstaube im Kontext historischer Deutungskämpfe um Frieden und stellen Bezüge zu aktuellen Entwicklungen und Projekten her. 

Die Friedenstaube gehört zweifellos zu den Friedenssymbolen, die das 20. Jahrhundert maßgeblich geprägt haben. Bis heute ist die Friedenstaube ein Zeichen für das Engagement gegen Krieg und Gewalt. Diese Bedeutung besitzt verschiedene Quellen, u.a. auch die Auflassung von Tauben bei der Eröffnung Olympischer Spiele als Zeichen des Friedens. Aber entscheidend für die mit der Friedenstaube kommunizierte Botschaft war der spanische Künstler (1881-1973). Er hatte 1937 sein berühmt gewordenes Anti-Kriegs-Bild „Guernica“ geschaffen in Reaktion auf die Bombardierung der spanischen Zivilbevölkerung durch die Luftwaffe des nationalsozialistischen Deutschland in der genannten spanischen Stadt. Im Jahr 1949 besuchte ihn dann der Dichter und Friedensaktivist Louis Aragon, um für die Gestaltung des Plakats zum ersten Weltfriedenskongress in Paris  eine Inspiration zu finden. In diesem Zusammenhang entstanden Picassos aus nur wenigen Linien gestalteten Friedenstauben, die im Anschluss die weitere bildliche Gestaltung von Friedenstauben prägten und so zum Symbol der antimilitaristischen Friedensbewegungen wurden. Auch Picasso kreierte für die folgenden Jahre immer wieder neue Interpretationen der Friedenstaube für den Weltfriedenskongress. Der Weltfriedenskongress war eine  antimilitaristische und antiimperialistische Initiative, die von der Komintern, einem überstaatlichen Bündnis verschiedener kommunistischer Parteien, initiiert worden war. Im Kontext des  Kalten Krieges zwischen der UdSSR und den USA war die kommunistische Ausrichtung des Weltfriedenskongresses Bestandteil der ideologischen Konfrontation zwischen West und Ost, denn „Frieden“ war auf östlicher wie auf westlicher Seite ein wichtiges Legitimations-Narrativ der jeweiligen Sicherheitspolitik. Als politischer Begriff ist „Frieden“ immer umstritten – und damit auch die Botschaft der Friedenstaube.

Sich mit solchen Deutungskämpfen, gerade um Frieden oder um die dominierenden Narrative in Konflikten zu beschäftigen, ist Teil der Friedens- und Konfliktforschung und einer der Schwerpunkte am  . „Deutungskämpfe im Übergang“ ist auch das Thema des  , der in diesem Jahr mit finanzieller Unterstützung des BMBF seine Arbeit aufgenommen hat.

Diese Forschung steht in besonderer Weise im Kontext multipler Krisen wie der zahlreichen kriegerischen Auseinandersetzungen, der Klimakrise und wachsender globaler Ungleichheit. Dabei wird der Streit um Frieden in der internationalen Politik, aber auch in den gesellschaftlichen Auseinandersetzungen in Deutschland und in der Friedensstadt Augsburg unter ganz verschiedenen Vorzeichen fortgeführt. An der Universität Augsburg hat die neben Klimaneutralität auch Antimilitarismus in ihren Forderungskatalog aufgenommen und damit ganz pointiert die Debatte um den Frieden in unsere Universität hineingetragen – Anlass, sich in der kommenden Zeit gemäß dem Universitäts-Motto „Scientia et Conscientia“ auch wieder dem Frieden intensiviert zuzuwenden.

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