Im „PriBizz“-Projekt arbeiten die Universität Augsburg, die Universität Tübingen und die Firma Privadsy UG als interdisziplinäres Konsortium zusammen. Das Vorhaben wird mit rund einer Million Euro durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert. Das Projekt beschäftigt sich inhaltlich mit der Frage, wie in Europa konkrete Geschäftsmodelle und Dienstleistungen im Bereich Web Analytics datenschutzfreundlich ausgestaltet werden können. Bei ihrer Nutzung soll im Gegensatz zur gängigen Praxis zum einen der Schutz der Privatheit und die Wahrnehmung informationeller Selbstbestimmung von Bürgerinnen und Bürgern sichergestellt werden. Zum anderen soll gewährleistet werden, dass die Gestaltung neuer digitaler Formen wirtschaftlicher Wertschöpfung nicht hinter den Möglichkeiten anderer Regionen (z.B. USA und China) zurückzubleibt.

Entsprechend verfolgt das Projekt in erster Linie das Ziel, konkrete und implementierbare Konzepte zu entwickeln, die Privatheit und Datenschutz im Kontext spezifischer sozialer und gesellschaftlicher Situationen insbesondere im Hinblick auf digitale Interaktion zwischen Kunden und Unternehmen berücksichtigen. Dazu werden unterschiedliche Forschungsperspektiven auf das Untersuchungsfeld durch den interdisziplinären Verbund aus Wirtschaftsinformatik, Recht und angewandte Ethik erarbeitet und integriert. So ist es möglich, technischen Fragen ebenso Rechnung zu tragen wie rechtlichen und ethischen Perspektiven. Aus den so gewonnenen Erkenntnissen leitet das Projektteam Geschäftsmodelle ab, die wirtschaftliche Wertgenerierung, Datenschutz und informationelle Selbstbestimmung in Einklang bringen.

Das Forschungsprojekt nimmt mit der Frage nach Privatheit und informationeller Selbstbestimmung ein wichtiges Problem ins Visier, das im Kontext der Erhebung, Analyse und Weitergabe von Kundendaten im Online-Umfeld mittlerweile sämtliche Lebensbereiche durchzieht oder berührt. Zentrale Akteure in diesem Kontext sind Anbieter von Web Analytics-Lösungen, die Nutzungsdaten über das gesamte Spektrum von Online-Aktivitäten (Web und App) sammeln. Oft handelt es sich dabei um eigenständige Dienstleister, die ihre Lösungen im Rahmen von Business-to-Business-to-Consumer (B2B2C) Services den Web- und App-Entwicklern zur Verfügung stellen.

Die bekanntesten und verbreitetsten Anbieter solcher Analyse-Services stammen aus dem nordamerikanischen Raum. Jene sind aufgrund des Flusses von Endkunden-Daten über Serverinfrastrukturen unter US-Recht in die Kritik geraten (Data Protection Report 2022). Mittlerweile sind zwar auch einige differenziertere Angebote von Web Analytics-Dienstleistungen in anderen Rechtsräumen (z.B. der EU) entstanden, nur wenige dieser Lösungen garantieren jedoch bisher effektiv den Schutz von Privatheit.

Durch die Entwicklung von wirtschaftlich nachhaltigen Geschäftsmodellen für den Schutz von Privatheit im Feld der Web Analytics werden in der geplanten Forschungsarbeit Konzepte geschaffen, die zur Erreichung des strategischen Ziels „Privatheit und Datenschutz: selbstbestimmt und innovativ“ der Bundesregierung beitragen. Zudem kann das Projekt durch seine Ergebnisse helfen, die von der UN gesetzten Ziele für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals) langfristig besser zu erreichen. Insbesondere soll hierdurch den Zielen der Rechtsstaatlichkeit, der Innovationsförderung sowie des ökonomischen Wachstums Rechnung getragen werden.

Zusammengenommen entwickeln wir also in dem interdisziplinären Konsortium Konzepte für die Zukunft der digitalen Privatheit und leiten daraus Empfehlungen ab“, sagt der Wirtschaftswissenschaftler Prof. Dr. Daniel Veit, der als Verbundkoordinator für das Projekt verantwortlich ist.

 

 

 

 

 

Ordinarius
Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät

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