Das Projekt knüpft an ein seit 2011 von DFG und ANR gefördertes internationales Forschungsvorhaben an, an dem Prof. Schilling als Mitglied der Forschergruppe Euroscientia beteiligt ist. Es zielt darauf ab, Ordnung, Zirkulation und Institutionalisierung verschiedener Formen herrschafts- bzw. staatsrelevanten Wissens zwischen 1750 und 1850 zu untersuchen.

 

Mit dem Forschungskonzept des herrschafts- bzw. staatsrelevanten Wissens greift die Euroscientia-Gruppe Forschungen zu Regierungs- und Herrschaftstechniken auf, die nicht zuletzt von Foucaults Arbeiten zur "gouvernementalité" geprägt sind. Es akzentuiert bislang kaum thematisierte Fragen nach dem Status und der inneren Ordnung dieser Wissensbereiche, die im Verlaufe der Frühen Neuzeit erheblichen Veränderungen unterworfen waren und bis ins 19. Jahrhundert hinein weder einer institutionell verfestigten Disziplin zugeordnet noch inhaltlich eindeutig abgegrenzt waren. Dieses Wissen, das sich nicht in heutige Wissensordnungen einfügt und damit teleologischer Perspektivierung entzieht, wird im Rahmen des Euroscientia-Verbundes als "savoir(s) d'État" erstmals gesamthaft in den Blick genommen.

 

Eine entscheidende Rolle kommt einer Datenbank zu, die derzeit etwa 10.000 Texte aus Intelligenzblättern des 18. Jahrhunderts und andere Texte der „Ökonomischen Aufklärung“, ferner in Beziehung zu diesen Texten stehende Personen, Institutionen, Orte und Ereignisse verzeichnet. Bei der Auswertung dieser Daten wird jeweils räumlichen Bezügen besondere Aufmerksamkeit gewidmet. Das Vorhaben wird es u.a. erlauben, die Frage nach den wissensgeschichtlichen Voraussetzungen, den Akteuren und den Praktiken des Staatsbildungsprozesses auf breiter empirischer Grundlage neu zu konzeptualisieren.

Lehrstuhlinhaber
Geschichte der Frühen Neuzeit

Suche