Contempo2 - Der Lech im Klimawandel

Projektdauer:

 

Projektträger:

 

Projektkoordination:

 

 

 

 

November 2022 - Januar 2028

 

EU-gefördertes LIFE-Projekt, LEW Wasserkraft GmbH

 

LEW Wasserkraft GmbH

Projektbeschreibung:

 

Der Klimawandel gefährdet zahlreiche Arten im und am Lech und bedroht dessen Ökosystem. Wie diese Auswirkungen auf den Fluss verringert werden können, erforscht ein neues Projekt, das von der Lechwerke AG und dem Wissenschaftszentrum Umwelt der Universität Augsburg gemeinsam mit Kommunen, Behörden und Verbänden umgesetzt wird. Das von der EU geförderte Projekt CONTEMPO2 erforscht und erprobt neue Wege, um trotz Wasserkraftnutzung die Ökosysteme im und am Lech zu stärken. Forschende der Universität untersuchen dabei, welche Positionen verschiedene Akteure – von den Wasserwirtschaftsämtern bis zu den Naturschutzverbänden und Wasserkraftbetreibern – haben und versuchen mögliche Kompromisse und Kooperationen zu identifizieren.

 

Aufgrund des Klimawandels ist in den nächsten Jahren in europäischen Fließgewässern mit zeitweise deutlich niedrigeren Wasserständen und höheren Wassertemperaturen zu rechnen. Dies beeinflusst sowohl die klimafreundliche Energieerzeugung aus Wasserkraft als auch das Ökosystem Fluss. Für den Lech greift das Projekt CONTEMPO2 diese Problematik auf. Ab Gersthofen wird der größte Teil des Lechwassers in einen Kanal abgeleitet, dessen Energie in den Kraftwerken der LEW zur Erzeugung klimafreundlichen Stroms genutzt wird. Im ursprünglichen Lech-Mutterbett sowie in den angrenzenden Auwäldern hingegen verbleibt nur eine sehr geringe Restwassermenge, die sich rasch erwärmt und dann für die dort lebenden Fische, aber auch für andere Organismen zur Falle werden kann.
 

Trotz Klimawandel in Balance

 

Im Fokus stehen Flüsse mit Ausleitungskraftwerken, wie es am Lech zwischen Gersthofen und Meitingen der Fall ist. Ziel ist es, die Wassertemperaturen und den Sauerstoffgehalt aktiv zu steuern und so in einem unkritischen Bereich zu halten. Denn viele heimische Fischarten, etwa Bachforellen oder Äschen, sind auf kaltes und sauerstoffreiches Wasser angewiesen. Außerdem sollen Maßnahmen ergriffen werden, die durch zusätzliche Auebäche den Flusslebensraum der Ausleitungsstrecke möglichst widerstandsfähig gegen die Folgen des Klimawandels gestalten. Gleichzeitig soll die zuverlässige Stromerzeugung durch Wasserkraft auch in Trockenperioden sichergestellt bleiben.

 

CONTEMPO2 kann damit zu einem Projekt mit Vorbildcharakter werden, das durch gezielte Maßnahmen zwei zentrale Herausforderungen adressiert: die Sicherstellung einer nachhaltigen Energiegewinnung und die Stärkung der Flussökologie. Neben der Gewässerökologie ist es Ziel des Projektes, den Lech und seine Probleme in Zeiten des Klimawandels stärker ins Bewusstsein der Menschen zu bringen. Daher spielt die sogenannte Sozialfunktion des Lechs als Naherholungsgebiet und Ort der Umweltbildung eine wichtige Rolle bei CONTEMPO2.

 

Wissenschaftliche Begleitung


Entwickelt und umgesetzt wird das Projekt gemeinsam mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus unterschiedlichen Disziplinen. Beteiligt sind neben der Universität Augsburg auch die Katholische Universität Eichstätt sowie die Technische Universität München, hinzu kommt u.a. für das Fischmonitoring der Fischereiverband.

 

Es ist naheliegend, dass zunächst gewässerökologische und technische Aspekte im Vordergrund stehen. Doch das Projekt steht auch inmitten eines politisch-ökologischen Spannungsfeldes. Diesem widmet sich die sozial-ökologische Begleitforschung des Wissenschaftszentrums Umwelt der Universität Augsburg. „Ein Ziel ist es, das innerökologische Spannungsfeld zwischen klimafreundlicher Wasserkraftnutzung und Naturschutz besser zu überblicken und mögliche Kompromisse und Kooperationen zu identifizieren,“ sagt Jens Soentgen vom Wissenschaftszentrum Umwelt.

 

Matthias Schmidt, der den Lehrstuhl für Humangeographie und Transformationsforschung leitet, erläutert den methodischen Ansatz: „Wir fragen: Wer will welchen Lech? Wir verwenden Methoden der politischen Ökologie, um zu untersuchen, welche Positionen einander entgegenstehen, aber auch, wo es Kompromissmöglichkeiten gibt.“ Dabei gehe es darum, die Landkarte, um die Akteure am Lech – von den Wasserwirtschaftsämtern bis zu den Naturschutzverbänden und Wasserkraftbetreibern – zu ergänzen und ihre inhaltlichen Positionen im Kontext darzustellen.

 

Im Zuge einer Dissertation wird Matthias Settele vom Wissenschaftszentrum Umwelt eine Akteursanalyse durchführen und mithilfe qualitativer Interviews das Umfeld der verschiedenen im Rahmen von CONTEMPO2 geplanten Maßnahmen innerhalb der nächsten drei Jahre untersuchen.

Die Begleitforschung ist ein innovatives Element des Projektes, das für ähnlich genutzte Flüsse Vorbildcharakter haben soll.

 

Des Weiteren sollen mit Angeboten für „Flussgespräche“ gemeinsam mit dem Landschaftspflegeverband Augsburg-Stadt innovative Wege für die Umweltbildung entwickelt werden, bei denen der Lech im Klimawandel im Mittelpunkt stehen wird.

 

Das Gesamtprojekt hat ein Volumen von 7,2 Millionen Euro, von denen 60 Prozent durch die EU gefördert werden. Die Projektleitung und Koordination liegt bei der LEW Wasserkraft GmbH.

 

Wissenschaftliche Ansprechpersonen:

Prof. Dr. Matthias Schmidt, Lehrstuhl für Humangeographie und Transformationsforschung
matthias.schmidt@uni-a.de
Telefon: 0821 598-2268

Dr. habil. Jens Soentgen, Wissenschaftszentrum Umwelt
jens.soentgen@uni-a.de
Telefon: 0821 598-3561

Matthias Settele, MA, Wissenschaftszentrum Umwelt
E-Mail: matthias.settele@uni-a.de
Telefon: 0821-598-3574

 

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