Geschichte der Nachhaltigkeit(en) - Diskurse und Praktiken seit den 1970er Jahren

Projektteam:

  • Prof. Dr. Elke Seefried, (LST für Geschichte der Neuzeit (19-21. Jh.) mit ihren Wissens- und Technikkulturen, RWTH Aachen, Leiterin des Gesamtprojekts)
  • Prof. Dr. Marita Krauss (LST für Europäische Regionalgeschichte, Universität Augsburg)
  • Prof. Dr. Jens Soentgen (Wissenschaftszentrum Umwelt, Universität Augsburg)
  • PD. Dr. Christian Lotz, Herder-Institut für historische Ostmitteleuropaforschung, Universität Marburg
  • Karen Froitzheim MA (bis 2023)
  • Nadja Hendriks MA (bis 2023)
  • Dr. Eva Oberloskamp
  • Dr. Felix Lieb (bis 2021)
  • Pascal Pawlitta MA
  • Sabina Kubeké MA (bis 2021)  

                                                                      

Projektpartner:

  • Potsdam-Institut für Klimaforschung (PIK)
  • Rachel Carson Center der LMU München
  • Institut für Zeitgeschichte, München

Projektförderung:

  • Leibniz-Gesellschaft

 

Projektlaufzeit:

  • 01.04.2017 - 30.12.2022

 

Das seit 2017 von der Leibniz-Gemeinschaft geförderte Verbundprojekt erschließt die zeithistorische Dimension der „Nachhaltigkeit“, indem es Diskurse und Praktiken seit den 70er Jahren beleuchtet. Der Blick gilt Bedeutungsdimensionen, Ordnungsmustern und Interessen, die Nachhaltigkeits-Diskurse prägten, sowie entsprechenden politischen, zivilgesellschaftlichen und ökonomischen Handlungsmustern. Damit will das Projekt auch die inneren Widersprüche des neueren Nachhaltigkeitsverständnisses herausarbeiten.

Das Forschungsprojekt verbindet die Untersuchung der globalen Dimension von „Nachhaltigkeit“ (auf der Ebene der Vereinten Nationen) mit transnationalen und vergleichend angelegten nationalen Perspektiven mit dem Blick auf die lokale Ebene.

Es bezieht Untersuchungen und Ergebnisse der Forschung zur älteren Geschichte der Nachhaltigkeit ein, konzentriert sich dann aber auf jene Phase der neuesten Geschichte, in der sich der Begriff aus dem forstwirtschaftlichen Kontext löste, in unterschiedliche Kontexte diffundierte und für verschiedene Zielsetzungen genutzt wurde. Weil „Nachhaltigkeit“ einerseits ubiquitär verwendet wird, ihre Bedeutungsdimensionen andererseits für das Verständnis aktueller Umwelt-, Ressourcen- und Entwicklungsdiskussionen essenziell erscheinen, soll das Thema mit diesem Projekt historisiert und kontextualisiert werden.

Die Projektförderung ist inzwischen an ihr geplantes Ende gelangt, die Teilprojekte konnten überwiegend erfolgreich abgeschlossen werden. Zunächst das Teilprojekt „Arbeit durch Umwelt: Sozialdemokratie und Ökologie 1969-1998“, das von Felix Lieb am Institut für Zeitgeschichte bearbeitet wurde; diese Arbeit wurde mit dem Willy-Brandt-Preis für Zeitgeschichte 2021 der Bundeskanzler-Willy-Brandt-Stiftung ausgezeichnet. Abgeschlossen wurde auch die Studie „Aufbrüche zur ‚Energiewende‘: Ökologische Diskurse und Energiepolitik in der Bundesrepublik Deutschland und in Großbritannien, 1970er bis 1990er Jahre (Dr. Eva Oberloskamp, Habilitationsprojekt). Am Lehrstuhl für Europäische Regionalgeschichte der Universität Augsburg (Prof. Dr. Marita Krauss) wurde das Teilprojekt „Global denken – lokal handeln? Umweltpolitische Diskussionsfelder und das Ideal der Nachhaltigkeit in bayerischen Kommunen von 1970-2000“ (Nadja Hendriks, Dissertationsprojekt) bearbeitet, das Projekt wurde ebenfalls erfolgreich abgeschlossen.

Am WZU bzw. der RWTH Aachen wurde das Teilprojekt „Nachhaltigkeit in Unternehmen – Entwicklungen in deutschen und britischen Unternehmen nach der Rio-Konferenz“ erfolgreich abgeschlossen (Karen Froitzheim, Dissertationsprojekt). Das Teilprojekt konzentriert sich auf die Kontaktzonen zwischen Ökonomie und Politik und die dort entstehenden Narrative. Im Fokus standen multinationale Unternehmen der Branchen Chemie und Konsumgüter. Insbesondere konnte ein Vergleich von Unternehmen in Großbritannien und Deutschland vorgenommen werden, wobei sich die Untersuchung auf Pharmakonzerne und Handelskonzerne konzentrierte. Das Teilprojekt „Politisierung des Klimas. Die Entstehung der internationalen Klimapolitik (1979-1995)“ (Pascal Pawlitta, Dissertationsprojekt) steht unmittelbar vor dem Abschluss. Weiter in Arbeit sind Studien zur Begriffsgeschichte der Nachhaltigkeit im ostmitteleuropäischen Raum (PD Dr. Christian Lotz, Herder Institut, Universität Marburg, aufbauend auf Studien von Sabine Kubeké) und zur Kulturgeschichte der Nachhaltigkeit (Prof. Dr. Elke Seefried, jetzt RWTH Aachen). Ebenfalls vor dem Abschluss steht die philosophische Dissertation von Madeleine Hugai zu den philosophischen Voraussetzungen des Nachhaltigkeitsbegriffs. Die Abschlusskonferenz „Die Pluralität der Nachhaltigkeit“ am Institut für Zeitgeschichte in München, die ihre Projektergebnisse präsentierte. Eine Publikation der Teilprojekte und der Tagungsbeiträge soll im Campus-Verlag, erfolgen.

 

Publikationen (Auswahl):

  • Christian Lotz: Nachhaltigkeit neu skalieren. Böhlau: Köln 2018.
  • Eva Oberloskamp: Renewable Energies in the United Kingdom and the Federal Republic of Germany, 1970s to 1990s: Discourses, Contexts, and Policies, in: Toward a New Energy History: Energy Transitions in Europe and America during the Twentieth Century, hg. v. Stephen Gross/ Andrew Needham, Pittsburgh/Pennsylvania 2022.
  • Eva Oberloskamp: Schadet Umweltpolitik der Wirtschaft? Die „Umweltklausur“ auf Schloss Gymnich 1975 (Arbeitstitel), [Manuskript angenommen, erscheint in: Vierteljahreshefte fur Zeitgeschichte 71 (2023)].
  • Eva Oberloskamp: Energy and the Environment in Parliamentary Debates in the Federal Republic of Germany, United Kingdom and France from the 1970s to the 1990s, in: Christian Wenkel u.a. (Hg.): The Environment and the European Public Sphere. Perceptions, Actors, Policies, Cambridge 2020, S. 203-217.
  • Elke Seefried: Nachhaltigkeit und Demokratie, in: Aus Politik und Zeitgeschichte 72 (2022), 21-22, S. 15-20.
  • Jens Soentgen: Nachhaltigkeit und Freiheit. In: Merkur 76 (875), S. 71-79.

 

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