Der Klimawandel geht mit veränderten ozeanografischen Bedingungen einher, die zu einer Verschiebung der geografischen Verteilung von Fischen führen. Um die Auswirkungen des Klimawandels auf die Fischerei beurteilen zu können, muss man über die Prognosen des Fangpotenzials hinausgehen und verstehen, wie die Fischer auf sich verändernde Fanggebiete reagieren. Viele frühere Studien sind explizit oder implizit davon ausgegangen, dass die Fischer den Fischen folgen, die durch die Klimaerwärmung verdrängt werden. In einer breit angelegten Studie zur Analyse eines langfristigen, groß angelegten und hochauflösenden Datensatzes in Kombination mit einem detaillierten ozeanografischen Modell konnte dagegen gezeigt werden, dass Fischer ausgeprägte Standorttreue zeigen. 

 

 

Jährliche Verlagerung der Flächenmittelpunkte geeigneter Fischlaichgebiete und die Anzahl der Fischerboote von 2001 bis 2021 CC BY-NC-ND

Story Highlights:

  • Gebietsspezifische Faktoren wie die Entfernung zur Küste oder andere Merkmale, die sich im Laufe der Zeit nicht verändern erklären im Zusammenspiel mit der räumlichen Verschiebung der Laichgebiete nicht die Anzahl der Fangschiffe in einem bestimmten Meeresgebiet.
  • Vielmehr geben die Zahlen der Fangschiffe in einem bestimmten Gebiet in den zurückliegenden Jahren eine zuverlässigere Vorhersage für das zukünftige Fischereiaufkommen.
  • Die Ergebnisse dieser Studie zeigen eine Standorttreue der Fischer, die selbst für die industrialisierte Fischerei gilt, die geringeren technologischen und regulatorischen Mobilitätseinschränkungen unterliegt. Das heißt selbst große Fischtrawler folgen nicht den klimatisch bedingten Wanderungen der Fischgründe.
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Prof. Dr. Florian Diekert: Umweltökonomik

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Schlussfolgerung

Viele Fischer diversifizieren ihr Fangverhalten, auch wenn dies mit zusätzlichen Kosten verbunden ist. Die Fischer betreiben damit bereits eine unfreiwillige Anpassungsmaßnahme, um zukünftige Risiken durch Veränderungen der Fangquoten zu abzufedern. Diese führen sie aber in ihrem angestammten Fanggebiet aus. Den Fischgründen zu folgen, war wohl keine Option unter den Fischern – wobei wohl auch der zusätzliche Zeit- und Treibstoffbedarf eine Rolle spielen könnte.

Citation:

Abe, K.; Diekert, F.; Melsom, A.; Langangen, Ø. Do fishers follow fish displaced by climate warming? npj Ocean Sustainability 2024, 3 (1), 27. DOI: 10.1038/s44183-024-00063-9.

 

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Wissenswertes

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Der Klimawandel wirkt sich auf komplexe Weise auf viele Lebewesen aus. Besondere Aufmerksamkeit gilt dabei denjenigen, die eine wichtige Rolle im Kohlenstoffkreislauf der Erde spielen. Jegliche negativen Auswirkungen könnten zu einem sich selbst verstärkenden Prozess der globalen Erwärmung führen. Meeresorganismen spielen hier eine sehr wichtige Rolle. Kritische Auswirkungen der Erwärmung des Wassers sind bereits jetzt erkennbar. Über die Reaktionen einer sehr wichtigen Gruppe von Lebewesen ist jedoch noch wenig bekannt: die Fische, die in der Dämmerungszone der Ozeane in Tiefen von 200 bis 1000 Metern leben – im sogenannten Mesopelagial. Vor allem ihre täglichen Wanderungen zwischen höheren und tieferen Wasserschichten sorgen für den Transport von Kohlenstoff in Gebiete mit langfristigem Speicherpotenzial.

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