Nachwuchstagung ‚Natürlich interdisziplinär!‘

„Naturethik einmal anders“, so lautet der Untertitel des Buches „Das Weltbild der Igel“ der in Basel lehrenden Philosophin Angelika Krebs, welches sie in Zusammenarbeit mit weiteren Mitarbeitenden im Jahr 2021 veröffentlicht hat. Anders ist das Buch insofern als zunächst ein rein literarischer Zugang zur Sensibilisierung von umweltethischen Themen gewählt wird. Beginnend mit einem fiktiven Gespräch mit dem Schriftsteller Peter Kurzeck und dessen Roman „Vorabend“ (2011) gewinnen die Leserinnen und Lesern Einblicke in das „Weltbild der Igel“ und andere bisher wenig beachtete Perspektiven des umweltethischen und naturphilosophischen Diskurses. Die fünf Hauptkapitel des Buches widmen sich dann Fragen einer Wiederverzauberung der Natur, der Schönheit von Natur, einer spirituellen Haltung gegenüber der Welt, der Natur als Heimat sowie der Frage der Ökonomisierung von Natur.

 

Diese mehr als weitgefächerte Perspektive auf den Begriff von Natur war Anlass, dass sich insgesamt sechs Promovierende unterschiedlicher Fachprovenienzen im Kontext der Graduiertenschule für Geistes- und Sozialwissenschaften (GGS) der Universität Augsburg zur Durchführung der Tagung „Natürlich interdisziplinär! Das ‚Weltbild der Igel‘ und andere Perspektiven auf die Natur“ für akademischen Nachwuchs zusammengeschlossen hatten. Diese waren Teresa Emanuel (Katholische Theologie), Melanie Haltenberger (Geographie), Nicole Ariane Held (Neuere Deutsche Literaturwissenschaft [Ethik]), Katharina Zeiser (Umweltmedizin), Georg Tiroch (Soziologie) und Raphael Weichlein (Religionsphilosophie), allesamt Mitglieder der GGS.

 

Tagung im Gruppenarbeitsraum der GGS Raphael Weichlein
Hauptvortrag von Prof. Dr. Angelika Krebs (Basel) Raphael Weichlein

Ausgehend von Angelika Krebs’ Buch sowie anderer Perspektiven führten diese am 24. und 25. November 2023 eine interdisziplinäre Nachwuchstagung zum Phänomen von Natur und Natürlichkeit durch, für welche Professorin Angelika Krebs als Hauptreferentin und zugleich als Tagungsteilnehmerin gewonnen werden konnte. Durch einen allgemein ausgeschriebenen Call for Participation beteiligten sich ferner weitere Nachwuchsforschende aus unterschiedlichen Hochschulen Deutschlands am Workshop.

 

Im Zentrum der zweitägigen akademischen Tagung hielt am Abend des 24. November Angelika Krebs die universitätsöffentliche Keynote „Der Morgen als Maler: Ethics meets Aesthetics“, welche zugleich ein Beitrag zu der in dieser Woche zeitgleich stattfindenden Public Climate School der Universität Augsburg gewesen war. Hierbei referierte Frau Krebs die in der Naturethik vorzufindende Grundspannung zwischen anthropozentrischen und ökozentrischen Ansätzen und plädierte für eine ästhetische Ökozentrik, welche beide Intuitionen im Begriff des Ästhetischen zusammenzubringen sucht. Ausgehend von einem literarischen Bild Peter Kurzecks („Der Morgen als Maler“) stellte die Referentin eigene Überlegungen in Verbindung zu Immanuel Kants Grundsatz vom interesselosen Wohlgefallen, Max Schelers Studien zur Empathie sowie Otto Friedrich Bollnows Analyse von Stimmungen vor, worauf sich im Anschluss eine interessierte Diskussion mit den über 40 Hörerinnen und Hörern des Vortrags ergeben hat.

 

Insgesamt 15 Referate aus unterschiedlichen Fachrichtungen regten in einem facettenreichen Programm vor und nach dem Hauptvortrag zu einem tiefgehenden Austausch unter den Nachwuchsforschenden sowie weiterer Interessierter an. Frau Krebs selbst nahm am gesamten Workshop teil. Eine Veröffentlichung ausgewählter Beiträge der Tagung in Form eines Sammelbands ist in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Georg Gasser im Schwabe-Verlag geplant.

 

Diskussion mit Prof. Dr. Angelika Krebs Nicole Ariane Held
Teilnehmende der Tagung ‚Natürlich interdisziplinär!‘ Georg Gasser

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