Matthias Lehmann M.A.

Akademischer Lebenslauf

Matthias Lehmann

Seit Oktober 2019

Wissenschaftlicher Mitarbeiter

Universität Augsburg, Lehrstuhl für Europäische Kulturgeschichte

 

2016 - 2019

M.A. - Studium Kulturelle Grundlagen Europas

Universität Konstanz

Auslandsaufenthalt an der Fudan University, Shanghai und Auslandspraktikum bei der Vertretung des Landes Rheinland-Pfalz bei der Europäischen Union, Brüssel

 

2012 - 2016

B.A. Studium Historisch orientierte Kulturwisschenschaften sowie Europäische Sprachen und Kulturen

Universität des Saarlandes

Auslandsaufenthalt und Praktikum an der Roehampton University und am Wellcome Trust, London

Projektskizze

„Zwischen Alterität und Union“ – Koloniale Narrative innerhalb europäischer Nationalstaaten im 18. und 19. Jahrhundert

 

Das Promotionsprojekt untersucht Erzählungen von Eigenheit und Fremdheit innerhalb von multiethnischen Imperien im Zeitraum von 1750 bis 1850. Im Fokus der Untersuchung stehen englische Perspektiven auf Schottland sowie die österreichische Wahrnehmungen Ungarns. Untersucht werden diese Erzählmuster anhand von Reiseberichten, -briefen, -romanen und -führern, welche als populäre Gattungen ihrer Zeit eine breite Rezeption erfuhren. In diesen werden, als peripher beschriebenen Landesteile, oft als Kolonien inszeniert, welche den Verfasser*innen fremd und zivilisierungsbedürftig erscheinen. Beide Herrschaftsbereiche - Großbritannien und die Habsburgermonarchie - weisen Konstellationen einer spezifischen internen Alterität auf, die in der räumlichen Nähe, der so wahrgenommen Kolonien sowie in der politischen Struktur einer vermeintlichen Einheit liegen. Trotz geographischer und politischer (Teil-)Einheit finden sich in der Reiseliteratur erzählerische Dimensionen, welche koloniale Codes tragen und der Legitimierung imperialer Ordnung zu dienen scheinen. Sie besetzen die räumlich-politische Nähe durch Muster sozialer, kultureller, wirtschaftlicher oder religiöser Distanz um und schaffen damit Imaginationsräume des Fremden. 

 

Das Forschungsprojekt befasst sich mit internen Konstellationen und Dynamiken der im 18. und 19. neu entstanden oder erweiterten Herrschaftsgebilde. Welche Formen von Fremddarstellungen und Selbstinszenierungen beinhaltet landesinternes Reiseschreiben und inwieweit ist dieses mit dem politischen Konstrukt einer Union vereinbar waren? Welche Erzählmuster des Anderen werden in diesen Quellen etabliert? Wie spiegeln sich Intentionen und Biographien der Autor*innen in den Texten? An welche Leserschaften waren die unterschiedlichen Figurationen der Reiseerzählung gerichtet und wie wurden diese wahrgenommen? Diese Fragen sucht das Forschungsprojekt durch eine hermeneutische Quellenanalyse ausgewählter Reiseerzählungen zu beantworten. Den theoretischen Rahmen des Projektes bilden dabei Autor*innen aus dem Feld postkolonialer Theorien, insbesondere aus dem Feld der Subaltern Studies, aber auch aus den noch jungen Forschungslinien (post-)kolonialer Studien, welche sich auf innereuropäischen Entwicklungslinien fokussieren. 

Zeitlich ist das Promotionsprojekt in Abschnitten imperialer Konsolidierung, der Ausbildung nationalstaatlicher Interessen, aber auch des Widerstandes gegen Zentralisierungsvorgänge angesiedelt. Grade im Zuge umfassender Ausdifferenzierungen von regionalen Identitäten im Europa des 21. Jahrhundert ist die Frage nach der historischen und erzählerischen Konstruktion von imperialen Selbstverständnissen, (gegenläufiger) Nationalidentitäten und ihren Ausgrenzungsmechanismen von besonderer Relevanz und Aktualität.

 

Arbeitsschwerpunkte und Interessensgebiete

- Verhältnis von Geschichte und Literatur

- Koloniale Strukturen innerhalb und außerhalb europäischer Imperien

- Konstruktion von Selbst- und Fremdbildern in Reiseliteratur

- Die britsichen Inseln im 18. und 19. Jahrhundert

- Verhältnis von Region und Nation in Geschichte und Gegenwart

- Geschichte der Geschichtswissenschaft

 

Publikationen

- Lehmann, Matthias: Vorlesungsverzeichnisse als Quellen historischer Weltbilder. Die Geschichtslehre an der Universität zu Köln von der Weimarer Republik bis zum Ost-West-Konflikt, in: Mitteilungen des Instituts für Europäische Kulturgeschichte 26 (2020), S. 45-77. Online unter: https://opus.bibliothek.uni-augsburg.de/opus4/frontdoor/index/searchtyp/series/id/27/docld/95536/start/0/rows/20

 

- Lehmann, Matthias: Zwischen Nationalismus, Liberalismus und Nationalsozialismus. Lehrende und Lehre am Historischenn Seminar der Universität Köln 1920-1940, in: Geschichte in Köln 68 (2021), S. 109 - 120.

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