Lisa Maichle M.A.

Projektskizze

Lasst Waffen sprechen! Bedeutungszuschreibungen im Kontext von unbemannten bewaffneten Luftfahrzeugen (UCAVs)

 

Die, durch (militär-) technologische Entwicklungen der jüngsten Vergangenheit entstandene, „vernetzte Kriegsführung“ (Network Centric Warfare, NCW) hat zu neuen beziehungsweise veränderten Einsatzmöglichkeiten von militärischem Gerät und Waffen geführt. Unbemannte Luftfahrzeuge, umgangssprachlich Drohnen genannt, gelten dabei als exemplarisch für diese „moderne“ Art der Kriegsführung, in deren Kontext der Faktor Automatisierung beziehungsweise Autonomisierung von Waffensystemen eine immer bedeutendere Rolle spielt. Obgleich diese Entwicklung eine Vielzahl offener, beispielsweise ethischer, Fragen mit sich bringt und direkt das Gewaltmonopol eines Staates tangiert, findet derzeit eine enorme Proliferation dieser Waffentechnik weltweit statt. Auch Deutschland möchte zukünftig über bewaffnete Drohnen verfügen und hat deshalb deren Beschaffung bekanntgegeben – mit Verweis auf einen neuen technischen Standard.  
 
Der technologische Fortschritt als Taktgeber politischer Entscheidungen? Oder ist es das politische Selbstverständnis, welches über die Aneignung neuer Technik entscheidet? Wie beeinflussen sich Waffentechnik und politisches Denken und Handeln? An diesem Punkt setzt dieses Projekt an, in dem auf Grundlage des Interpretativen Paradigmas nach den Bedeutungszuschreibungen gefragt wird, die sich im Kontext von UCAVs etabliert haben. Dabei geht es nicht um das „Warum“ und damit um die Erklärung möglicher Ursachen und Gründe einer Rüstungsbeschaffung, sondern die Arbeit zielt ab auf die Rekonstruktion der Art und Weise „wie“ eine neue Waffengattung Streitkräften in demokratischen Staaten verfügbar gemacht wird.  
 
So ist es mit Blick auf Bedeutungszuschreibungen die Sprache und damit eingesetzte Legitimationsmuster, die im Fokus dieser Analyse stehen. Diese wird vor einem techniksoziologischen Hintergrund betrachtet, welcher über die rein instrumentelle Dimension von Technik hinausgeht und sich der diskursiven, d.h. im Diskurs etablierten, (Bedeutungs-) Dimension von Waffentechnik widmet. Für die empirische Umsetzung orientiert sich die Arbeit am Forschungsprogramm der Wissenssoziologischen Diskursanalyse (WDA), im Rahmen derer Diskursfragmente aus den Diskursarenen „Parlament“, „Medien“ und „Wissenschaft“ als Analysegrundlage dienen.  
 
Für die Beantwortung der Forschungsfrage wird das Ringen um Deutungsmacht und die Durchsetzung dieser Deutungsmacht im Kontext militärischer Beschaffungsentscheidungen nachgezeichnet. Das dadurch verfolgte Infragestellen politischer, wie auch technischer, Selbstverständlichkeiten ermöglicht einen neuen Blick auf die Drohnentechnologie und deren Beschaffung, exemplarisch in einem deutschen Kontext. Daraus gewonnene Ergebnisse erlauben Aussagen über die Wechselbeziehung zwischen technologischen Entwicklungen und politischem Handeln zu treffen und fördern so das Verständnis politischer Prozesse im Kontext militärischer Beschaffungsmaßnahmen.

 

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