Marlene Lippok, M.A.

„Achtsame Totenfürsorge“ – Motivationen, Praktiken und Zielsetzungen einer sozialen Bewegung.

Der Begriff Totenfürsorge kann auf zwei Weisen definiert werden. Ganz allgemein bezeichnet er alle Tätigkeiten mit und am Leichnam, die vom Eintritt des Todes bis zur Bestattung erfolgen, also die Abholung, den Transport, die Versorgung, die Aufbahrung und die Bestattung. Der Begriff Totenfürsorge wird aber oft auch ganz konkret für die Versorgung der Verstorbenen verwendet. Das vorangestellte „achtsam“ bedeutet, dass jene Totenfürsorgen in den Blick genommen werden, die mit einer bestimmten Haltung durchgeführt werden, denen also neben Hygiene und rationaler Notwendigkeit darüber hinaus weitere zum Beispiel beziehungsorientierte, spirituelle oder transzendente Bedeutungsebenen zugeschrieben werden. Die „achtsame Totenfürsorge“ wird aktuell von zwei Akteursgruppen propagiert, die sich mit ihrem Handeln so vom konventionellen Umgang mit Verstorbenen distanzieren wollen. Das sind zum einen MitarbeiterInnen von Hospiz- und Palliativeinrichtungen und zum anderen sogenannte alternative BestatterInnen. Die Forderung nach einer „achtsamen Totenfürsorge“ vereint beide in ihrem Bemühen um die Aufwertung der Versorgung Verstorbener, dem Versuch, der Tabuisierung von Sterben und Tod entgegenzuwirken und den Umgang damit als festen Bestandteil des Lebens gesellschaftlich zu verankern. Damit arbeiten sie gemeinsam an einem gemeinsamen gesellschaftlichen Projekt.

 

Mittels einer empirischen Studie wird den Sinngebungs- und Deutungsmustern der Arbeit dieser beiden Akteursgruppen in Bezug auf die „achtsame Totenfürsorge“ nachgespürt. Im Mittelpunkt stehen dabei ihre Motivationen, Praktiken und Zielsetzungen. Dabei soll die alltägliche Praxis im Kontext der Totenfürsorge in alternativen Bestattungsunternehmen und Hospiz- wie Palliativeinrichtungen nicht bloß als situierte und spezifische Lösung praktischer Probleme begriffen werden, sondern als Versuche, alternative Deutungen über die „achtsame Totenfürsorge“ in Diskurse und Praktiken einzuschreiben.

 

(Dissertationsprojekt)

 

Gefördert durch das Cusanuswerk im Rahmen eines Promotionsstipendiums

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Europäische Ethnologie/Volkskunde

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