Christoph Weller: Deutungskämpfe der Zeitenwende

Bei der der DVPW-Arbeitskreise „Kritische Sicherheitsstudien“ und „Soziologie der internationalen Beziehungen" präsentierte Prof. Weller in Hamburg sein Paper zu den aktuellen Konflikten und Diskursen um die „Zeitenwende“.

Es war voraussetzungsreich, dass der Bundeskanzler innerhalb kürzester Zeit die Deutungshoheit über den Begriff „Zeitenwende“ gewinnen konnte und mit dem Begriff inzwischen eine grundlegende Neuausrichtung deutschen Sicherheitspolitik verbunden und legitimiert wird. Mithilfe einer -Perspektive lässt sich zeigen, wie in diesem Fall politische Entscheidungen mit einem machtvollen Deutungswandel verbunden und dadurch der öffentlichen Debatte weitgehend entzogen wurden: Wer eine Zeitenwende ausruft, erscheint nicht als politischer Entscheider, sondern als Versprachlicher des Gangs der Geschichte und politischer Umsetzer historischer Notwendigkeiten. Die herausfordernde Konfliktkonstellation des Deutungskampfes, in dem nicht nur differierende Deutungen aufeinander treffen, sondern in dem zunächst die Wahrheit zur Deutung gemacht wird, scheint für die deutsche Sicherheitspolitik vertagt.

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