Dr. Anna Landherr ist von Februar bis Anfang April 2024 mit einem CALAS-Stipendium in Guadalajara, Mexiko

Mercado Àvila Camacho, Guardalajara, 11.03.2024 © privat
Forschungsprojekt über die kleinbäuerliche Landwirtschaft in Chile

In den aktuellen Debatten über sozial-ökologische Transformationen unserer Produktions- und Lebensweise sowie unserer fossilen Energieversorgung, die zur Bewältigung des Klimawandels notwendig sind, werden Kleinbauern und Kleinbäuerinnen nicht als strategischer Akteur und schon gar nicht als Kraft gesellschaftlichen Wandels betrachtet. Allerdings liegen ausreichend empirische Belege vor, die deren Relevanz unterstreichen. So ist die familiäre Landwirtschaft zentral für die Ernährungssouveränität und ihre Anbauformen gelten als nachhaltigere Alternative zur Agrarindustrie. In den (Semi-)Peripherien des Weltsystems ist die familiäre Landwirtschaft zwar zunehmend prekär allerdings gleichzeitig keinesfalls verschwunden. Vielmehr hat sie sich (zusammen mit Kleinproduzenten im Allgemeinen, dem informellen Sektor und dem Care-Bereich) in einen funktionalen und notwendigen Sektor für das kapitalistische System verwandelt. Diese Spannung bringt ständige Neukonfigurationen kollektiver ländlicher Identitäten mit sich. In diesem Sinne versucht mein Forschungsprojekt, die Existenz einer oder mehrerer kollektiver Identitäten zu untersuchen, die es den Bauern und Bäuerinnen ermöglicht, sich als soziale Kraft zu begreifen und organisieren. Dabei liegt der Schwerpunkt der Forschung auf dem Potenzial der Bauernschaft als strategischer Akteur und treibende Kraft der Veränderung und Anpassung mit Blick auf den Klimawandel.

Das Merian Centre CALAS (Centro Maria Sibylla Merian de Estudios Latinoamericanas Avanzados), basiert auf der inter- und transnationalen Kooperation und Forschung von vier deutschen und vier lateinamerikanischen Universitäten und ist Teil des internationalen Netzwerks der BMBF-geförderten Merian Centres in den Geistes- und Sozialwissenschaften. Es hat seinen Hauptsitz in Guadalajara, in Mexico, und unterhält daneben Regionalzentren in Argentinien, Costa Rica und Ecuador. Die deutschen Universitäten BielefeldKasselHannover und Jena sind für die Projektleitung verantwortlich. Darüber hinaus kooperieren zahlreiche weitere Universitäten und Forschungseinrichtungen aus ganz Lateinamerika mit CALAS (http://www.calas.lat/).

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