Erlebnispädagogik

Die Erlebnispädagogik geht von der unbewußten Wirkung des Erlebnisses auf Verhalten, Einstellungen, Wertesystem aus, wobei das Erfahrungslernen das Grundprinzip des erlebnispädagogischen Lernens ist. Es ist ein ganzheitliches Lernen, bei dem der ganze Mensch mit „Kopf, Herz und Hand“ im Mittelpunkt steht. Ziel ist die Persönlichkeitsentwicklung und die Ausbildung der sozialen Kompetenz des Menschen, seine Charakterförderung, die Erziehung zum verantwortungsvollen Denken und Handeln.

 

Erlebnispädagogik liegt im Trend. Fand sie bis in die 70er Jahre nur wenig Beachtung, so gibt es heute kaum eine Bildungseinrichtung mehr, die ohne „Erlebnis“ als Thema auskommt. Sie wird in der Bildung genauso eingesetzt wie in der Therapie, bei Jugendhilfemaßnahmen oder im Managementtraining.

 

Kurt Hahn (1886-1974) gilt gemeinhin als Urvater der modernen Erlebnispädagogik. Doch reichen die Ideen und Gedanken weit in die Geschichte zurück. Bereits in Platons Philosophie über die Erziehung des Menschen finden wir erste Gedanken. Jean-Jaqcues Rousseau (1712-1778) gab die Empfehlung, Handlung und Erfahrung als Erziehungsprinzipien zu etablieren und die Maxime von John Dewey (1859-1952), der in den USA als Vater des handlungs- und erfahrungsorientierten Lernens gilt, lautete schlicht und einfach: „Learning by doing“.

 

Weitere namhafte Wegbereiter für die Erlebnispädagogik waren Johann Heinrich Pestalozzi (1746-1827), Henry David Thoreau (1817-1862), Wilhelm Dilthey (1833-1911), Hermann Lietz (1868-1919) und William James (1842-1910), dessen Erziehungsprinzipien für alle handlungsorientierten Ansätze große Bedeutung haben. Einen wichtigen Einfluß hatte nicht zuletzt die Reformpädagogik (1890-1930) mit ihren tiefgreifenden Reformen der traditionellen Pädagogik.

 

Kurt Hahn hat aus all dem ein Gesamtkonzept geschaffen. Er nahm die Missstände der damaligen Gesellschaft zum Ausgangspunkt, seine Kritik zielte auf den Verfall der körperlichen Tauglichkeit, der Selbstinitiative, Geschicklichkeit, Sorgfalt und Fähigkeit zur Empathie bei den jungen Menschen. Sein Erziehungskonzept setzte er in den Kurzschulen um, aus denen die „Outward Bound“ Schulen hervorgingen, die heute in über 40 Länder gegenwärtig sind. Im Jahr 1920 gründete er die berühmte Schule in Salem, um dort die erfahrungsgestütze Einheit von Erziehung und Unterricht, Leben und Lernen umzusetzen.

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