Das Projekt „Die Christenheit im Mittelalter“ versucht eine Annäherung an die Vielfalt der Christenheit und der christlichen Lebenserfahrungen vom frühen Mittelalter bis zur Reformation. Die Geschichte der Christenheit, die im Mittelalter lange Zeit eher „Christenheiten“ (Peter Brown) genannt werden sollte, weil sie von ca. 500 bis ca 1100 keine zentrale Lenkung hatte, wird seit längerer Zeit weitestgehend aus päpstlicher Sicht geschrieben, Der bedeutende Spätmittelalterexperte Peter Moraw hat sogar von einem „papstchristlichen Europa“ gesprochen. Das ist insofern verständlich, als die Überlieferung diese Perspektive in hohem Maße begünstigt. Tatsächlich sind von den wichtigen Dokumenten bis in das späte Mittelalter nur etwa 2-5% im Original erhalten. Diese Überlieferungslage begünstigt eine Sicht, die sich aus den Beständen gut geführter Archive speist, in denen Abschriften der versendeten Dokumente (Register) angefertigt wurden und erhalten sind. Aufgrund der historischen Kontinuität ist dies vor allem das Vatikanische Archiv. Als Folge davon haben die päpstlichen Briefe in die gesamte Christenheit, die in einem stark hierarchischen Geist verfasst wurden, das Bild der mittelalterlichen Christenheit nachhaltig geprägt. Die historische Realität gibt dies kaum angemessen wieder, da diese Dokumente weit weniger Wirkung erzielten als ihr Text nahelegt.

Das Projekt ist eine monographische Annäherung an die verschiedenen Lebenswirklichkeiten in der mittelalterlichen Christenheit, die weit mehr durch persönliche Perspektiven und Erfahrungen geprägt waren, als dies im öffentlichen Bild erscheint. Der angestrebte Band soll eine für ein weiteres Publikum lesbare Darstellung erzielen, die nahe an den historischen Quellen arbeitet und die Vielfalt der christlichen Lebensentwürfe im Mittelalter sichtbar macht.

Lehrstuhlinhaber
Mittelalterliche Geschichte

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