Projekttitel

Auditory Sensitivity in Survivors of Torture, War and Flight - An Exploratory Study on Risks and Opportunities of Music Therapy

(Auditive Reizempfindlichkeit bei Überlebenden von Folter, Krieg und Flucht – eine explorative Studie zu Risiken und Möglichkeiten der Musiktherapie)

 

Projektlaufzeit

2016 bis 2018

 

Finanzierung

Stiftung Atemweg e. V. München

 

Projektleitung

Prof. Dr. Susanne Metzner (Musiktherapie)

 

Beteiligte Wissenschaftler/-innen

Prof. Dr. rer. nat. Jesko L. Verhey (Universität Magdeburg)

Dr. rer. nat. Jan Hots (Universität Magdeburg)

P. Braak (Zentrum Überleben)

Beschreibung

In der improvisatorischen Gruppenmusiktherapie des „Zentrum Überleben“ in Berlin berichten Patienten mit durch Krieg, Folter und Flucht verursachten komplexen Traumastörungen häufig über eine unangenehme Klangwahrnehmung. Das Ziel dieser explorativen Studie war es, einen Einblick in die auditive Wahrnehmung dieser Patienten zu bekommen und Möglichkeiten der musikalischen Improvisation bei der Behandlung von Patienten mit komplexer PTBS (posttraumatischer Belastungsstörung) zu erkunden. Das Forschungsdesign kombinierte eine klinische und eine psychoakustische Komponente. Im klinischen Teil der Studie wurden subjektive Bemerkungen über die unangenehme Klangwahrnehmung in der Musiktherapie untersucht. Im psychoakustischen Teil wurden die Hörschwellen und die angenehmste Lautheit (MCL, most comfortable level) mithilfe eines Standardaudiometers gemessen. Die Evaluation von 24 Gruppenmusiktherapiesitzungen zeigte, dass die Teilnehmer der Studie hauptsächlich während der ersten 12 Sitzungen ein Unbehagen gegenüber Geräuschen mitteilten. Die psychoakustischen Messungen zeigten einen höheren Grad an auditiver Reizempfindlichkeit bei der Veränderung der Lautstärke, z.B. bei steileren Lautstärkezunahmefunktionen, im Vergleich zu Teilnehmern einer Kontrollgruppe mit ähnlichem kulturellem Hintergrund. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass Patienten mit durch Krieg, Folter oder Flucht hervorgerufenen komplexen Traumastörungen eine veränderte Lautstärkewahrnehmung haben, die sich auf die subjektiven Äußerungen über unangenehme Klangwahrnehmung in der Musiktherapie beziehen könnten. Die vorliegende Studie zeigt, dass Musiktherapeuten, die mit Überlebenden von Folter und (Bürger-)Kriegen arbeiten, eine Steigerung der auditiven Reizwahrnehmung zu erwarten haben und deshalb ihre therapeutischen Interventionen entsprechend anpassen sollten.

 

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