Fryar Circle. Eine amerikanische Offizierssiedlung in Augsburg (Bettina Kohlen M.A.)

Bettina Kohlen, M.A.

Fryar Circle. Eine amerikanische Offizierssiedlung in Augsburg

 

Seit dem Ende des 2. Weltkriegs bis zum Abzug im Jahr 1998 war die Stadt Augsburg Standort einer großen US-Garnison, in der in Spitzenzeiten rund 30.000 Menschen lebten. Um den Bedarf an Wohnraum zu decken, wurden in den 1950er Jahren in der Nähe der Kasernen eigene Wohnquartiere mit Geschosswohnungen errichtet. Dieses Bauprogramm wurde 1957 mit dem Fryar Circle abgeschlossen, einer parkartig angelegten Siedlung mit Doppel- und Einzelhäusern für höhere Offiziere und ihre Familien.

Bislang fielen solche Siedlungen der ehemaligen Besatzungsmächte durch das Raster der Architekturgeschichte, auch der im Großen und Ganzen gut erhaltene Fryar Circle wurde zuvor nicht einzeln erforscht, sondern lediglich im Rahmen einer Expertise zu den ehemals amerikanischen Augsburger Konversionsflächen behandelt.

Für diese Masterarbeit wurden Siedlungsstruktur und Bauten des Fryar Circle analysiert, wobei sich zeigte, dass diese den „american way of life“ widerspiegeln, doch ebenso deutlich militärische Hierarchien und bauökonomische Erfordernisse erkennen lassen. Die Untersuchung brachte zutage, dass es sich beim Fryar Circle zwar um eine für Augsburg singuläre Erscheinung handelt, es aber an weiteren US-Standorten zeitgleich errichtete vergleichbar konzipierte Siedlungen gibt, deren Architektur bis auf Dachformvarianten weitgehend identisch ist, da ausschließlich standardisierte Typenhäuser gebaut wurden, basierend auf einem Entwurf des Frankfurter Architekten Franz C. Throll. Einen architektonischen Gegenpol markiert die Berliner Dreipfuhlsiedlung, ebenfalls eine US-Offizierssiedlung, deren Bauten – vor allem die Bungalows – durch die Anbindung an die Interbau 1957 deutlicher die Formensprache der Nachkriegsmoderne zeigen. Da der Fryar Circle nicht nur Teil einer geschlossenen US-militärischen Sphäre war, sondern im Stadtbild Augsburgs und seiner Randgemeinden verhaftet war und ist, war es wichtig, auch diesen Kontext einzubeziehen und und die lokale städtebauliche und architekturhistorische Einordnung zu betrachten.

 

(Masterarbeit 2020, Betreuung: Prof. Dr. Andrea Gottdang)

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