Dissertationen & Habilitationen

Dr. phil. Rupert Scheule: "Gut entscheiden. Werterwartungstheorie und theologische Ethik".

Habilitation

 

Die Werterwartungstheorie (auch "rational choice theory", im Folgenden mit "WE-Theorie" abgekürzt) dürfte heute das neben der Systemtheorie wichtigste soziologische Paradigma sein. Anders als die Systemtheorie wurde die WE-Theorie bislang aber kaum innerhalb der Theologie beachtet. Die Arbeit "Gut Entscheiden" stellt nun einen ersten umfassenden Rezeptionsversuch der WE-Theorie für die theologische Ethik dar. Ein wichtiges Spezifikum der WE-Theorie ist ihr "methodischer Individualismus" , also der Grundsatz, dass jedwede soziologische Erklärung bei der Entscheidungssituation des Indidviduums anzusetzen habe. Dies macht sie für die christliche Ethik besonders interessant, wird dadurch doch die Forderung, dass der Mensch "Wurzelgrund [...] Träger und Ziel aller gesellschaftlichen Institutionen ist" (GS 25), gleichsam methodisch eingeholt. Vor allem aber erlaubt der Fokus der WE-Theorie auf die Entscheidungssituation des Einzelnen die Formulierung einer soziologisch sensibilisierten ethisch-theologischen Entscheidungslehre. Und gerade eine solche ist das Hauptanliegen der Arbeit. Thematisiert werden u.a.:
 

  • Entscheidungen mit mehreren Zielen
  • mehrgliedrige Entscheidungen
  • Entscheidungen unter den Bedingungen strategischer Gegnerschaft
  • Gruppenentscheidungen
  • Entscheidungen in Organisationen

Das Schlusskapitel bringt den praktischen Ertrag der bis dato angestellten Überlegungen im Projekt "MEFES" (einem vom Verfasser entwickelten Design für ethische Fallbesprechung in der Klinik) zur Sprache.

Ariane Schroeder: "Prädiktive Gendiagnostik und theologische Ethik des Nichtwissens. Eine aktuelle Bedarfsanzeige". (2013)

Dissertation

 

Am klassischen Beispiel der prädiktiven Brustkrebsdiagnostik als gendiagnostisches Untersuchungsverfahren wird die Problematik des Nichtwissens und das Recht auf Nichtwissen ethisch-theologisch thematisiert.
Der Ratsuchende wird im Bereich der prädiktiven Diagnostiken mit vielfach ungesicherten Wissensbeständen konfrontiert, auf die er gestützt durch die ihm zugesprochene Patientenautonomie antworten soll. In Verbindung mit der in der Moderne vollzogenen Transformation der Gefahrenwahrnehmung in Risikowahrnehmung und der Unschärfe der kategorialen Begriffsunterscheidung von "gesung/ krank", welche die prädiktive Gendiagnostik mit sich bringt, wird von einer Verantwortungsüberlastung des Patienten ausgegangen.
Auf diesem Hintergrund wird das Recht auf Nichtwissen als eine unerlässliche Konkretisierung und Ergänzung des in der medizinischen Ethik fest etablierten informed consent - Postulates dargestellt.
 

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