Sebastian George Neumeister (5.4.1938-10.8.2023)

 

Neumeister studierte in Heidelberg (zunächst Jura, dann Romanistik), Münster, Gießen (dort Staatsexamen) und Konstanz, wo er 1966 promoviert wurde. Von 1966 bis 1972 war er Wiss. Assistent, von 1972 bis 1975 Assistenzprofessor an der Univ. des Saarlandes in Saarbrücken; dort wurde er 1974 in Romanischer Philologie habilitiert. Im Jahr 1975-76 nahm er eine Lehrstuhlvertretung in Trier wahr. Im Jahr 1976 erfolgte seine Berufung zum o. Professor an der GH-Siegen. Vier Jahre später (1980) nahm er einen Ruf an die FU Berlin an. Im Jahr 1990 verbrachte er ein Gastsemester in Paris (Paris VII). 1993 erhielt er einen Ruf nach Dresden (abgelehnt).

 

Seit 1982 Mithrsg. „Germanisch-Romanische Monatsschrift“.

 

Das Spiel mit der höfischen Liebe, München 1969 (Beihefte zu Poetica, 5; zugl. Phil. Diss.) [Preis der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung]; Der Dichter als Dandy: Kafka, Baudelaire, Thomas Bernhard; Mythos und Repräsentation, München: Fink, 1973 (Theorie und Geschichte der Literatur und der schönen Künste 41) [Habil.-Schr.]; Literarische Wegzeichen. Vom Minnesang zur Generation X. Bearb. Von Roger Friedlein, Sabine Greiner, Annett Volmer, Heidelberg: Winter, 2004 (Germanisch-Romanische Monatsschrift, Beihefte Bd. 18) [Aufsatz-Sammlung].

 

„Die hier aus Anlaß des 65. Geburtstages von Sebastian Neumeister versammelten Beiträge führen den Leser durch die europäische Literaturgeschichte vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Dabei werden sowohl individuelle wie nationale Entwicklungen in den Blick genommen, an denen zentrale Aspekte der Erneuerung in der europäischen Literatur- und Kulturgeschichte sichtbar werden. Sie kristallisieren sich im Schaffen höchst unterschiedlicher Dichter der provenzalischen, katalanischen, französischen, spanischen und italienischen Literatur vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Neumeisters Denkansätze greifen jedoch auch über den traditionellen Kernbereich der romanischen Philologie hinaus und überschreiten epochale, mediale und nationalphilologische Grenzen. Das Buch, das aus der Zusammenstellung thematisch ganz unterschiedlicher und z. T. bisher unveröffentlichter Untersuchungen entstanden ist, zeichnet sich durch eine fachübergreifende und europäische Dimension aus. Es ist einem Ideal der deutschen Romanistik verpflichtet, das in der zunehmenden fachwissenschaftlichen Spezialisierung nicht verloren gehen darf“ (Ankündigung von Wegzeichen durch den Winter-Verlag, Heidelberg).

 

„Mit ihm verliert die Freie Universität einen überaus wirkungsmächtigen, beeindruckend breit ausgewiesenen Vollromanisten. Er hat wegweisende Studien zur spanischen und lateinamerikanischen, italienischen und französischen Literatur veröffentlicht und war zudem ein glänzender Komparatist. Sebastian Neumeister hat sich mit allen literarischen Epochen und Gattungen zwischen dem Mittelalter und der Moderne befasst und sich dabei besonders für Prozesse des kulturellen Transfers und der Rezeption zwischen den europäischen Kulturräumen interessiert. Zudem hat er sich mit großem Erfolg der Vermittlung der Disziplin an eine breitere interessierte Öffentlichkeit verschrieben und eine Reihe von grundlegenden Ausstellungsprojekten zu den romanischen Literaturen in reichhaltigen Katalogen publik gemacht“ (Nachruf FU Berlin, 23.8.2023).

 

Kürschner 1987 (I-R), 3243-3244; Kürschner 1992 (I-R), 2590-2591 (mit Bibliogr.); Neumeister, Nostalgische Ansichten eines Literaten II: Protokoll eines Niedergangs, in: Dieter Ertler (Hrsg.), Romanistik als Passion. Sternstunden der neueren Fachgeschichte Bd. I, Wien-Berlin 2007, 402-422 (mit Photo u. Auswahlbibl.); https://trauer.tagesspiegel.de/traueranzeige/sebastian-george-neumeister.

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