Rainer Warning (10.4.1936 Osnabrück - 31.12.2023 München)

 

Romanische Philologie, insbes. Literaturwissenschaft u. ihre Methodologie

 

Warning studierte nach dem Abitur 1955 Romanistik, Anglistik, Geschichte und Philosophie in Münster, Besançon, Gießen und Würzburg. 1964 wurde er in Gießen als Schüler von Hans Robert Jauss promoviert (Tristram Shandy und Jacques le Fataliste, München: Finck, 1964), 1972 erfolgte die Habilitation in Konstanz. Im selben Jahr wurde er auf eine o. Professur für Romanistik u. Allgemeine Literaturwissenschaft der LMU München berufen. Eine Einladung an das Berliner Wissenschaftskolleg (1983) nahm er nicht an. Auch die Nachfolge seines inzwischen in Konstanz wirkenden Lehrers Hans Robert Jauss schlug er aus. Er lehrte u. a. als Gastprofessor in Cornell, Paris, Los Angeles, Jerusalem und Stanford. Im Jahr 2002 wurde er emeritiert. Er war Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften und der Academia Scientiarum et Artium Europaea sowie Gründungsmitglied der Forschungsgruppe „Poetik und Hermeneutik“ und des „Romanistischen Kolloquiums“.

 

Tristram Shandy und Jacques le Fataliste, München: Wihelm Fink, 1964, (Diss.); Funktion und Struktur. Die Ambivalenzen des Geistlichen Spiels, München: Fink, 1974 (Habil.-Schr.; engl. Übersetzung Stanford, 2001); Die Phantasie der Realisten, München: Fink, 1999; Proust-Studien, München: Fink, 2000; Heterotopien als Räume ästhetischer Erfahrung, München: Fink, 2009; Ästhetisches Grenzgängertum bei Marcel Proust und Thomas Mann, München: Fink, 2012.

 

„Seine intellektuelle Prägung empfing Warning aus dem Geist der Konstanzer Geisteswissenschaften der ersten Generation. Für die Literaturwissenschaft bedeutete dies eine Absage an das Paradigma der Nationalliteratur und an eine dominant historische Ausrichtung, die mit der Öffnung zu theoretischen Fragen einherging. Auch die Wissenschaft von der Literatur sollte im Gespräch mit der philosophischen Ästhetik, aber ebenso mit dem Strukturalismus und später dem Poststrukturalismus ,theoriefähig‘ werden. ,Konstanz‘, mit welchem Namen sich ein ganzes geisteswissenschaftliches Programm verband, hat dieses Fach grundlegend verändert. - Daran hat nicht zuletzt die interdisziplinäre Arbeitsgruppe ,Poetik und Hermeneutik‘ mit ihren legendären Tagungen und den daraus erwachsenden schwergewichtigen Bänden einen gehörigen Anteil. Warning hat diese Gruppe nicht nur von Anfang an begleitet, sondern ihre Entwicklung maßgeblich mitgestaltet. Mehrere Bände der Reihe hat er selbst verantwortet. Und schon in ihrem ersten Band ,Nachahmung und Illusion‘, findet sich ein Aufsatz des damaligen cand. phil., der die Fragestellungen seiner Dissertation für die Thematik dieses Kolloquiums fruchtbar machte. [….] So theoretisch engagiert Warnings Arbeiten erscheinen mögen, stets ist es ihm darum zu tun, mithilfe der Theorie jene Wahrheit der Literatur zu erschließen, mit der die Fragwürdigkeit jeglichen Anspruchs auf die Wahrheit zur Anschauung gebracht wird. Es ist diese existenzielle Botschaft poetischer Texte, die ihn umtreibt und zu der er einen Zugang entdecken wie vermitteln möchte“ (Andreas Kablitz, FAZ 4.1.2024).

 

Bibl.: Andreas Kablitz, FAZ 4.1.2024; https://www.romanistik.uni-muenchen.de/personen/emeriti/warning/index.html

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