Experimentelle Schmerzforschung

 

© Universität Augsburg

 

Die Prävalenz von Schmerzerkrankungen steigt deutlich mit dem Alter an. Diese erhöhte Schmerzprävalenz findet sich sowohl bei kognitiv gesunden älteren Personen als auch bei älteren Personen mit Demenz. Die Gründe für die erhöhte Schmerzvulnerabilität bei älteren Menschen mit und ohne Demenz sind noch teilweise unklar.

 

Zusätzlich verlieren Menschen mit Demenz im Verlauf der Erkrankung zunehmend die Fähigkeit, innere Zustände in Worten auszudrücken. Diese eingeschränkte Fähigkeit betriff auch die Möglichkeit, auf Schmerzen aufmerksam zu machen. Als Konsequenz werden Schmerzen bei Menschen mit Demenz oft übersehen und bleiben unbehandelt – oder sie werden falsch behandelt. Unerkannte Schmerzen führen nicht nur zu unnötigem Leiden, sondern wirken sich auch auf das sonstige Erleben und Verhalten aus. Menschen mit Demenz, die zusätzlich an Schmerzen leiden, sind besonders stark bei der selbstständigen Verrichtung von Alltagsaktivitäten eingeschränkt, was die Versorgung zu Hause sehr erschwert und zu einer frühen Heimeinweisung führen kann.

 

In unseren Forschungsprojekten verfolgen wir 2 Ziele:

  1.  verbessertes Verständnis der demenzbedingten Veränderungen in der nozizeptive Verarbeitung durch experimentelle Grundlagenforschung und
  2.  Verbesserungen in der Schmerzerfassung bei Menschen mit Demenz

 

 

Zurzeit haben wir die folgenden geplanten und laufenden Projekte:

 

 

Schmerz und Schlaf bei älteren Menschen mit und ohne Demenz

 

Zum verbesserten Verständnis der demenzbedingten Veränderungen in der nozizeptive Verarbeitung wollen wir die Rolle des Schlafes untersuchen. Schlafstörungen nehmen mit dem Alter deutlich zu; dies gilt insbesondere für ältere Menschen mit Demenz. Aus einer Vielzahl von Studien ist bekannt, dass Schlafstörungen mit einer erhöhten Schmerzverarbeitung einhergehen. Somit ist es denkbar, dass die Schlafstörungen bei älteren Menschen mit und ohne Demenz zur erhöhten Schmerzvulnerabilität beitragen können.

 

Die Studie wird als Kooperationsprojekt des Lehrstuhls für Medizinische Psychologie und Soziologie, Universität Augsburg (Prof. Dr. Miriam Kunz), der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik, Bezirkskrankenhaus Augsburg

(Prof. Dr. Alkomiet Hasan), der Klinik für Neurologie und Neurophysiologie, Universität Augsburg (Prof. Dr. Markus Naumann) und der Physiologischen Psychologie, Universität Bamberg (Prof. Dr. Stefan Lautenbacher) durchgeführt. Das Projekt wird in seiner Pilotphase durch eine Anschubfinanzierung im Rahmen der 2. Ausschreibung der intramuralen Forschungsförderung der Medizinischen Fakultät, Universität Augsburg gefördert (Oktober 2021 – Oktober 2022).

 

 

 

PAIC15-Skala

 

Zur Verbesserung der Schmerzerfassung haben wir in einem europäischen Projekt (COST) eine Skala entwickelt, die es ermöglicht, Schmerzen anhand von Gesichtsausdruck, Lautäußerung und Körperbewegung bei Menschen mit Demenz zu erkennen: die PAIC15-Skala (Pain Assessment in Impaired Cognition, 15 Items). Auf der Internetseite

 

https://paic15.com/

erfahren Sie mehr über diese Skala. Dort können Sie auch ein kostenloses und kurzes E-Training testen.

 

 

CC BY-NC-ND

 

 

Drittmittelgeförderte Projekte

  •  „Schmerz und Alltagspraxis bei Menschen mit Demenz“, gefördert durch das Bayrische Staatsministerium für Gesundheit und Pflege (2019-2022) (Mitantragsteller)
  • “Impact of dementia-related neurodegeneration on pain processing” gefördert im Rahmen des Rosalind Franklin Fellowship der Universität Groningen (2016-2020)
  • „Entwicklung eines E-Trainings zur Schmerzerfassung bei Demenz“ gefördert durch VWS (Ministerie van Volksgezonheid, Welzijn en Sport) (2017-2018)
  • „Schmerzerfassung bei Patienten mit Demenz“ gefördert durch die Oberfrankenstiftung (2014 -2017) (Mitantragsteller)    
  • “Pain Assessment in Patients with Impaired Cognition, especially Dementia” gefördert durch die European Cooperation in the Field of Scientific and Technical Research – COST (Mitantragsteller)
  • „Nozizeption, Schmerzverarbeitung und -kommunikation bei Patienten mit Morbus Parkinson“ gefördert durch die Deutsche Stiftung Neurologie (2010-2012) (Mitantragsteller)
  • “Pain assessment in patients with dementia: Does elevated facial pain display mirror enhanced cerebral pain processing?” Bourse des Gouverneurs de Quebec (2009)

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