Die "Alte Schmiede"- Lehrstuhl für Mittelalterliche Geschichte partizipiert an mehrfach ausgezeichnetem "Vorzeigeprojekt"

19. Mai 2021, 16:00 Uhr Augsburg

Augsburg - Unter dem Motto „Chance Denkmal: Erinnern. Erhalten. Neu denken“ suchen wir in einem Kooperationsprojekt der Hochschule Augsburg nach neuen Wegen im Umgang mit sanierungsbedürftigen Baudenkmälern. Das vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege geförderte Modellprojekt wird bereits überregional wahrgenommen. Jetzt wird es auch vom Lehrstuhl für Mittelalterliche Geschichte der Universität Augsburg unterstützt, wo die Geschichte der „Alten Schmiede“ (Am Milchberg 16) durch systematische Forschungsarbeiten in Archiven und Bibliotheken untersucht wird.  
 
Recherche im Staatsarchiv Augsburg Foto: Sinem Baur, Durchführung: Serafin Baur CC BY-NC-ND

 

Die „Alte Schmiede“ (Milchberg 16) liegt am Fuße von St. Ulrich und Afra in der Augsburger Innenstadt. Das Gebäude hat eine bewegte Geschichte, die sich bis in das 12. Jahrhundert zurückverfolgen lässt. In den letzten Jahren lag es im „Dornröschenschlaf“, aus dem es nun durch eine innovative Projektidee zu neuem Leben erweckt wurde. 

Das Projekt »Alte Schmiede« sucht nach neuen Wegen, wie Baudenkmäler denkmalgerecht erhalten, unter nachhaltigen Standards saniert und in den Nutzen der Gemeinschaft überführt werden können. „Das Projekt versucht Denkmalschutz durch eine interdisziplinäre Herangehensweise neu zu denken. Das könnte in Deutschland Schule machen“, meint PD Dr. Mathias Kluge vom Lehrstuhl für Mittelalterliche Geschichte. „Die von Prof. Dr. Christian Bauriedl (Hochschule Augsburg) und seinen Studierenden entwickelte Projektidee hat uns sofort begeistert und zu einer spannenden Kooperation geführt“.

Als eine Art Labor für interdisziplinäre Lehre und Forschung vereint die Alte Schmiede schon jetzt Denkmalschutz und Zukunft. Die Heizung der Alten Schmiede wird nicht einfach nur saniert. Vielmehr sucht die Fakultät für Architektur und Bauwesen der Hochschule zur Bewerkstelligung dieser Aufgabe zusammen mit den Stadtwerken Augsburg nach einem neuen Konzept zur Beheizung des Gebäudes mit synthetischen Kraftstoffen und zur Stromerzeugung. Dabei führen Studierende beispielsweise Thermographieuntersuchungen durch oder entwickeln Prototypen für die Fenstersanierung. Zudem wird erarbeitet, wie die Schmiede künftig als inklusiver Ort für Seminare und Diskussionen genutzt werden kann. Die Maßgabe bei allen Arbeiten ist es, sie denkmalgerecht auszuführen.

Die Spuren der Geschichte des Gebäudes sollen aber nicht nur sichtbar bleiben, sondern auch zum Sprechen gebracht werden. „Dazu leisten unsere Forschungen einen wesentlichen Beitrag“, meint Serafin Baur vom Lehrstuhl für Mittelalterliche Geschichte der Universität Augsburg. „Wir sammeln alle Spuren, mit denen sich die Entwicklung des Baudenkmals und seines städtischen Umfelds nachvollziehen lassen und werden dabei vom Staatsarchiv Augsburg und dem Stadtarchiv Augsburg unterstützt. Unsere frühesten Nachweise zur Existenz der Schmiede finden sich etwa in einem handschriftlich überlieferten Bericht über einen dort ausgebrochenen Brand im 12. Jahrhundert nach Christus“. Dieser und viele andere Nachweise werden fachmännisch erfasst, dokumentiert und anderen Projektpartnern sowie der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Serafin Baur berichtet: „Wir teilen unsere Befunde zum Beispiel mit den Bauforschern und Denkmalpflegern, die aus den ältesten Teilen des Gebäudes Materialspuren entnommen haben und dabei auf Brandspuren gestoßen sind“. Die Erkenntnisse sollen am Ende in ein innovatives 3D-Modell eingebunden werden, mit dem jeder Interessierte die Schmiede und ihre Geschichte kennenlernen kann.

Im Gesamtbild zeigen die Ergebnisse, dass moderne Forschung in der „Alten Schmiede“ gewissermaßen eine alte Tradition ist. In Augsburg waren Schmiede an vielen technischen Innovationen beteiligt, die die Welt verändert haben. Im 12. Jahrhundert arbeiteten sie auf den Baustellen der Romanik und schufen die Rahmen für die ältesten erhaltenen Glasmalereien nördlich der Alpen. Schmiede sorgten aber auch für die Installation und Wartung der frühesten Uhren in Augsburg. Und Sie schmiedeten die ersten Brunnenrohe aus Metall und waren damit nicht nur an der Einführung der modernen Zeitmessung, sondern auch an der Modernisierung der Wasserversorgung in Augsburg beteiligt. „Als »alt« kann die »Alte Schmiede« daher nur bedingt bezeichnet werden“, meint Kluge. „Alter entsteht immer erst aus der Rückschau“. Als Schmiede in Augsburg die erste Rathausuhr installierten, waren sie aber nicht Vertreter eines „alten“ Handwerks, sondern technologische Vorreiter. Die Zukunft war zu dieser Zeit noch ungeschrieben. So ist es auch mit der Zukunft der »Alten Schmiede«, wo regelmäßig neue Ideen entstehen. „Wir sind gespannt, wohin uns das Projekt noch führen wird“, sagt Baur.

Wer sich einen Eindruck verschaffen will, kann die Webseite des Projekts unter: https://www.hs-augsburg.de/Architektur-und-Bauwesen/Alte-Schmiede.html besuchen.

 

 

Ansprechpartner

Akademischer Oberrat auf Zeit
Mittelalterliche Geschichte
Anton Serafin Dominikus Baur
stud. Hilfskraft des Fachsprechers
Mittelalterliche Geschichte

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