Repräsentation "ferner" Wirklichkeiten

Projektbeschreibung

Dissertationsprojekt (abgeschlossen) von Michaela Zöhrer

Repräsentation ist im wissenschaftlichen Zusammenhang spätestens seit der sogenannten Krise der Repräsentation zu einem analytischen und kritischen Schlüsselkonzept avanciert. Dabei wurde sie im Zuge gewichtiger Perspektivenverschiebungen (bzw. „turns“) in sozial- und kulturwissenschaftlicher Forschung der letzten Jahrzehnte zu einem wichtigen Leitmotiv und Begriff für die kritisch‑reflexive Beschäftigung mit (machtvollen) Praktiken der Wissensproduktion – hinsichtlich wissenschaftlicher wie außerwissenschaftlicher Wissenspraxis. Vor diesem Hintergrund widmet sich meine Arbeit Praxen der Problematisierung von Repräsentation aus einer kulturanalytischen Perspektive, die wesentlich von differenz-, praxis- und systemtheoretischen Ansätzen informiert ist. Fokussiert wird die (ethisch-)reflexive und kritische Verhandlung von Repräsentationspraxis in zwei (durchaus auch miteinander verwobenen) Zusammenhängen: Zum einen im Kontext sozial- und kulturwissenschaftlicher Diskussionen, in denen die eigene Forschungspraxis als Praxis der Repräsentation von Differenz und „Andersheit“ gefasst wird und die nach (u. a. methodisch-methodologischen) Wegen einer ethisch verantwortungsvollen und politisch gewichtigen Forschung für und mit (marginalisierten) „Anderen“ fahnden. Hierbei stehen Fragen von Autorität, von Identität(spolitik) und Essentialisierung sowie Möglichkeiten und Grenzen des (legitimen) Für-Sprechens und von Solidarität im Fokus, wie sie insbesondere vonseiten der Cultural (Media) Studies, feministischer und postkolonialer Studien zu Repräsentation diskutiert werden. Zum anderen werden kritische Debatten zur medialen Repräsentation ferner Leiden und Atrozitäten analysiert – unter anderem die sogenannte „imagery debate“, in der seit den späten 1970er Jahren die Bildsprache und allgemeiner die eigens produzierte bzw. verantwortete Repräsentationspraxis von internationalen NGOs und Hilfsorganisationen kritisch verhandelt wird (in der sog. Blogosphäre aktuell etwa als „Poverty Porn“).

Literatur

  • Zöhrer, Michaela 2018: Repräsentation "ferner" Wirklichkeiten. Dissertation, Philosophisch-Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Universität Augsburg.
  • Zöhrer, Michaela/ Bake, Julia 2017: Telling the Stories of Others: Claims of Authenticity in Human Rights Reporting and Comics Journalism, in: Journal of Intervention and Statebuilding 11 (1) (Special Issue: The Art of Composing the Picture: Knowledge Production in Conflict and Intervention), 81-97.
  • Zöhrer, Michaela 2016: Systemtheorie und differenztheoretische Forschung. Überlegungen zu einer semantik-analytischen Beobachtungspraxis, in: Hofmann, Wilhelm/Renate Martinsen (Hrsg.): Die andere Seite der Politik. Theorien kultureller Konstruktion des Politischen. Wiesbaden: VS, 137-165.
  • Zöhrer, Michaela 2015: Das ‚Hungerkind‘ (in) der Praxis internationaler Hilfsorganisationen, in: Nebulosa – Figuren des Sozialen 08/2015, 11-24.
  • Zöhrer, Michaela 2015: Gewöhnliche Superheld_innen. Zur universalisierten Zitierbarkeit von Superheldentum in nicht-kommerzieller Werbung, in: helden. heroes. héros 3 (2), 77-90.
  • Zöhrer, Michaela/ Weller, Christoph 2013: ‚Internationale Politik‘ beobachten: Perspektiven einer empirischen Semantikanalyse politischer Kommunikation in der Weltgesellschaft, in: Stetter, Stephan (Hrsg.): Ordnung und Wandel in der Weltpolitik. Konturen einer Soziologie der Internationalen Beziehungen (Sonderband 28 des Leviathan, Berliner Zeitschrift für Sozialwissenschaft), Baden-Baden, 226-246.

Ansprechpartner*in

wissenschaftliche Mitarbeiterin
Politikwissenschaft, Friedens- und Konfliktforschung
Lehrstuhl für
Politikwissenschaft, Friedens- und Konfliktforschung

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