Prof. Dr. Valentin Kockel
Langzeitprojekt seit 1985

 

Anders als Skulptur, Gemmen oder Münzen konnte die antike Architektur nicht im Maßstab 1:1 reproduziert werden. Man entwickelte deshalb verschiedene Methoden für deren Wiedergabe, die entweder mehr auf Anschaulichkeit oder mehr auf überprüfbare 'wissenschaftliche' Information abzielten. So setzten sich maßhaltige Zeichnungen (Pläne, Schnitte) seit dem späten 18. Jahrhundert als Standard in anspruchsvollen Publikationen durch, während Veduten stärker Stimmungen vermittelten. Besondere Suggestionskraft besaßen offenbar Modelle. Kork verwendete man, um die Ruinen in ihrem konkreten Zustand abzubilden, Gips, um Rekonstruktionen plausibel zu machen. In Pompeji diente der Modellbau zeitweise als offizielle Dokumentaionsform für die Ausgrabungen. Schließlich entstanden am Ende des 18. Jhs. auch erstmals größere Sammlungen von Gipsabgüssen ornamentaler Architekturdetails, die dann im 19. Jh. in z.T. großartigen Sammlungen systematisch zusammengestellt wurden (z.B. in London im Victoria & Albert Museum und im Crystal Palace in Sydenham).

 

Im Lauf der Jahre konnten zahlreiche Sammlungen von Modellen gesichtet und teilweise auch publiziert werden. Archivarbeiten führten zu verschollenen Beständen. Zwei Ausstellungen bereiteten die Ergebnisse für eine breiteres Publikum auf. In Arbeit ist eine Studie zu den Modellen antiker Gräber; zu der bedeutenden Sammlung im Sir John Soane's Museum und zu einem großen Stadtmodell von Pompeji, das in Neapel im frühen 19. Jahrhundert entstand.

Ausgewählte Publiktionen zum Forschungsprojekt

 

Zu „wissenschaftlichen“ Publikationsmethoden:

  • V. Kockel, Ichnographia – Orthographia – Scaenographia. Abbildungsmodi antiker Architektur am Beispiel des 'Columbarium der Liberti der Livia, in: V. Kockel – B. Sölch (Hrsg.), Francesco Bianchini (1662-1729) und die europäische gelehrte Welt um 1700 (Berlin 2005) 107–133.
  • V. Kockel, Gelehrsamkeit versus Anschauung. Vitruv, Piranesi, Mazois und die Entdeckung des römischen Hauses in Pompeji, in: K. Schade – D. Rößler – A. Schäfer (Hrsg.), Zentren und Wirkungsräume der Antikenrezeption (Münster 2006), 39–45 Taf. 5–7.
  • V. Kockel, Stadtvisionen. Rekonstruktion antiker Stadtbilder von Rom bis Priene, in: U. Hassler – W. Nerdinger (Hrsg.), Das Prinzip Rekonstruktion (Zürich 2010), 124–143.
  • V. Kockel, Rekonstruktion als Rezeption – Die Rekonstruktion antiker Stadtbilder und ihre Verbreitung; Katalogeinträge 6.6–6.13. 6.15 in: W. Nerdinger (Hrsg.), Geschichte der Rekonstruktion – Konstruktion der Geschichte, Kat. Ausstellung München 2010 (München 2010), 96–113. 381–403.
  • V. Kockel, Rekonstruktion oder Entwurf? Zweimal Priene aus der Vogelschau, in: H. Svenshon – M. Bolder-Boos – F. Lang (Hrsg.), Werkraum Antike. Beiträge zur Archäologie und antiken Baugeschichte Festschrift Heiner Knell, (Darmstadt 2012), 211–228.

 

Zu Architekturmodellen:

  • V. Kockel – W. Helmberger – F. Bischoff – E. Forssman – I. Thom, Rom über die Alpen tragen. Fürsten sammeln antike Architektur. Die Aschaffenburger Korkmodelle. Ausstellungskatalog München (Landshut 1993).
  • V. Kockel, Phelloplastica. Modelli in sughero dell'architettura antica nel XVIII secolo nella collezione di Gustavo III di Svezia (Rom 1998; erweiterte Übersetzung von 'Tempel i Kork, 1992).
  • V. Kockel, Towns and Tombs. Three Dimensional Documentation of Archaeological Sites in the Kingdom of Naples in the Late 18th and Early 19th Century in: I. Bignamini (Hrsg.), Archives & Excavations (London 2004) 143–162.
  • V. Kockel, "False friends – Faux amis"? Piranesis Veduten und die Korkmodelle, in D. Boschung (Hrsg.), Archäologie als Kunst. Archäologische Objekte und Verfahren in der bildenden Kunst des 18. Jahrhunderts und der Gegenwart (Morphomata 30) (Paderborn 2015), 13–38.
  • V. Kockel, Ruins in Miniature. Cork Models of Ancient Monuments in Sir John Soane’s Museum and in other British Collections (erscheint London 2018/19).

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