Lebenslauf

Lebenslauf

Prof. Böhle wurde 1945 in Oberstdorf geboren. Er studierte Soziologie in Verbindung mit Volkswirtschaft und Psychologie an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Nach dem Diplom 1972 promovierte er 1975 an der Universität Bremen (Dr. rer. pol.), an der er u.a. auch als Gastforscher tätig war, und habilitierte 1990 an der Universität Bielefeld. Bereits während des Studiums begann er mit Forschungsarbeiten am Institut für Sozialwissenschaft-liche Forschung e.V. München (ISF) und war dort mit der Entwicklung, Durchführung und Leitung zahlreicher theoretischer und empirischer Forschungsvorhaben befasst. Von 1982 bis 1997 war er stellvertretender Vorsitzender und von 1997 bis 2008 erster Vorsitzender des Vorstands des ISF e.V. München. 1978 unterbrach er seine Arbeit am ISF durch einen Forschungsaufenthalt in Großbritannien mit Unterstützung der Deutsch-Britischen Stiftung für das Studium der Industriegesellschaft. Von 1998 bis 2008 war er Professor für Sozioökonomie der Arbeits- und Berufswelt an der Universität Augsburg und seit 2009 Leiter der gleichnamigen Forschungseinheit.

Neben  Forschungen im Auftrag unterschiedlicher Bundesministerien erfolgten  die Mitarbeit, Projektleitung und Vorstandstätigkeit in drei von der DFG geförderten Sonderforschungsbereichen der Ludwig-Maximilians -Universität München. SFB 101 "Theoretische Grundlagen sozialwissenschaftlicher Berufs- und Arbeitskräfte-forschung" (1972-1986), SFB 333  "Entwicklungsperspektiven von Arbeit" (1986-1996) und  SFB 536  „Reflexive Modernisierung“(1999-2009)

Des Weiteren ist er Mitglied unterschiedlicher wissenschaftlicher Beiräte und Kommissionen (u.a. Demographischer Wandel und die Zukunft der Erwerbsarbeit) sowie des Experten-Dialogs der Bundeskanzlerin 2011/2012 "Dialog über Deutschlands Zukunft" (Thema: "Wie wollen wir lernen?"). 

Die inhaltlichen Schwerpunkte der Forschungsarbeiten , welche in zahlreichen Buchveröffentlichungen und Artikeln in Fachzeitschriften sowie auch  praxisnahen Publikationen ihren Niederschlag gefunden haben, liegen auf Entwicklungen von Arbeit  in der Industrie und bei Dienstleistungen ,der Rolle von Erfahrungswissen und subjektivierenden Arbeitshandeln, berufliche Bildung und erfahrungsgeleiteten Lernen ,Kooperation und Selbstorganisation sowie dem Umgang mit Ungewissheit und Zusammenhängen zwischen den Entwicklungen von Arbeit und  neuen Anforderungen an die Sozial- und Gesellschaftspolitik.

Seit Mitte der 80er Jahre liegt ein Schwerpunkt der Forschung auf Untersuchungen zur Rolle sinnlicher Erfahrung und des Erfahrungswissens angesichts fortschreitender Technisierung und Digitalisierung von Arbeit. Damit verbindet sich eine Erweiterung des Verständnisses von Arbeit in modernen Gesellschaften. Arbeit als planorientiertes, objektivierendes Handeln wird erweitert durch das Konzept des subjektivierenden Handelns. Damit werden subjektives Empfinden und Gespür, bildhaft-assoziatives Denken und ein dialogisch–interaktives Vorgehen als wichtige menschliche Fähigkeiten für die Erreichung von Zielen und Lösung von Problemen in der Arbeitswelt ausgewiesen. Hieraus ergeben sich auch neue Anstöße für die Technik- und Organisationsentwicklung sowie die berufliche Bildung und Lernen. Eine Weiterführung erfolgt durch die Unterscheidung zwischen einer formellen, planungsorientierten Kooperation in Meetings u.a. und einer informellen, erfahrungsbasierten Kooperation in laufenden Prozessen sowie durch die Entwicklung des Konzepts der Interaktionsarbeit bei der Untersuchung und Gestaltung von  Dienstleistungen. Aktuell liegt ein weiterer Forschungsschwerpunkt auf der gesellschaftspolitischen Rolle und Notwendigkeit der Verkürzung der Arbeitszeit.

Veröffentlichungen u.a. Handbuch der Arbeitssoziologie (2018), Arbeit als Subjektivierendes Handeln (2017), Interaktionsarbeit gestalten (2015), Management von Ungewissheit (2012).

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