Exkursionen

„Musikerwege in Österreich und Italien“ vom 12. bis 16. September 2022 Österreich und Oberitalien (Innsbru

Unter dem Thema „Musikerwege in Österreich und Italien“ wurde eine Route entwickelt zu Orten, an denen wichtige Komponisten über längere Zeit oder auf einem Reiseweg verweilten und wirkten. Der grundlegende Gedanke sollte die Studierenden in direkten Kontakt mit den Räumen, den Notenmaterialien und Instrumenten sowie der sozio-historischen Umgebung vergangener Epochen bringen.

Zum Programm der Exkursion gehörten Museen, Kirchen, Bibliotheken und Gedenkorte. In der Hofkirche in Innsbruck sowie in den Veroneser Kirchen Sta. Maria in Organo und San Tomaso konnten die historischen Orgeln aus der Zeit des 16. bis 18. Jahrhunderts besichtigt und sogar gespielt werden. Das Museum Ferdinandeum beherbergt eine beachtliche Sammlung an historischen Instrumenten, insbesondere aus regionaler Provenienz. Dazu kommt das einzige gemalte, historische Portrait des Komponisten Claudio Monteverdi. Zudem bewahrt das Ferinandeum wichtige Musikalien und Dokumente zur Musikgeschichte. Ganz ähnlich verhält es sich mit dem Museo della Musica in Bologna mit der Instrumentensammlung und Musikalien (Handschriften des Mittelalters sowie Drucke der Neuzeit). Diese Sammlung war zu einem großen Teil von dem Komponisten und Musiktheoretiker Giovanni Battista Martini zusammengetragen worden. Auf seiner ersten Italienreise 1770 kam auch Wolfgang Amadé Mozart nach Bologna, um bei Martini Kontrapunktunterricht zu nehmen. Er wurde dann auch Mitglied in der Accademia filarmonica. In Verona galt der Besuch dementsprechend der dortigen Accademia filarmonica, die als die älteste der Welt gilt. Sie besitzt noch aus der Gründungszeit im 16. Jahrhundert eine einzigartige Sammlung an alten Instrumenten, darunter die Trompete, die Anton Schnitzer (Nürnberg) für den berühmten Trompeter Cesare Bendinelli herstellte. Aber auch hier finden sich zahlreiche Dokumente zur Mozart-Biografie. Aus Augsburger Sicht bildet zweifelsfrei der sogenannte Vis-à-Vis Flügel von Johann Andreas Stein den kuriosen Höhepunkt der Sammlung. Stein baute dieses Instrument in seiner Augsburger Werkstatt im Jahr 1777, im gleichen Jahr also, in dem der junge Wolfgang Amadé Mozart für mehrere Wochen in der Fuggerstadt weilte.

Einen gewissen Sonderfall stellt Toblach dar, wo Gustav Mahler von 1897 bis 1910 immer wieder zu Gast war. Im dortigen Grand Hotel ist heute ein Kulturzentrum untergebracht. Wo also einst der Komponist Ruhe in der Abgeschiedenheit suchte, müsste in der modernen Zeit ein zahlreiches Publikum für den Erhalt des einzigartigen Ensembles aufkommen. Das Augustinerkloster Neustift bei Brixen war vom Mittelalter bis in die frühe Neuzeit regelmäßig Aufenthaltsort von Reisenden nach Italien. So kam auch der Ulmer Dominikaner Felix Fabri um 1500 dorthin, als er Station auf der Reise ins Heilige Land machte. Nirgendwo habe er den Choral besser singen hören als in Neustift. Im Domhof zu Brixen befindet sich an einer der Umgebungsmauern der Gedenkstein (1408) für Oswald von Wolkenstein. Dort ist er erstmals mit einem geschlossenen Auge dargestellt, was in der Biografie-Forschung für zahlreiche Diskussionen sorgte. Vermutlich handelte es sich um einen Geburtsfehler und nicht um eine später erlittene Verletzung. Aus aktuellem Anlass (Covid-19-Pandemie) erfolgte ein Besuch im noch erhaltenen Teil des Lazzaretto, ursprünglich vor den Mauern von Verona gelegen. Dort mussten in Pestzeiten die Reisenden eine vierzigtägige Isolation absolvieren, bevor sie in die Stadt eingelassen wurden. Die erhaltenen Dokumente zeigen, dass zwischen 1655 und 1740 zahlreiche Musiker hier zeitweise festgehalten waren.

In Mantua konnte das Ambiente einer italienischen Altstadt erlebt werden, unmittelbar neben dem Palazzo Ducale, wo einst Claudio Monteverdi wirkte und 1607 die Oper L’Orfeo erstmals zur Aufführung brachte.

 

Bilder © Dubowy

Sommersemester 2021: Tagesexkursionen nach Niederschönenfeld, Gabelbach und Roggenburg

Roggenburg © Universität Augsburg
Roggenburg © Universität Augsburg
Roggenburg © Universität Augsburg

Aufgrund der vom Covid-19-Virus ausgelösten Pandemie konnte keine mehrtägige Exkursion stattfinden. Als Ersatz wurden drei Tagesexkursionen durchgeführt, die sich dem Thema „Instrument des Jahres 2021: Die Orgel“ widmeten. Die Orte konnten unter Einhaltung der nötigen Hygienevorschriften aufgesucht werden. Im ehemaligen Kloster der Zisterzienserinnen in Niederschönenfeld befindet sich eine Orgel, die 1683 von Paul Prescher aus Nördlingen. Als Besonderheit wurde bei der letzten Restaurierung 2019 die ursprüngliche Situation mit zwei Spielanlagen wieder hergestellt. Während von der Vorderseite für die große Kirchengemeinde zu spielen war, diente die rückwärtige dem Gesang der Nonnen, die ihr Chorgebet auf der Empore verrichteten. Um die Bedingungen für die moderne Kirchenmusik zu optimieren, baute man auf der nördlichen Seitenempore ein zusätzliches Instrument. Ein ähnliches Konzept lag der Restaurierung der ältesten Kirchenorgel Süddeutschlands in Gabelbach zugrunde. Sie war 1609 von Marx Günzer für die Augsburger Barfüßerkirche gefertigt worden, kam aber 1756 nach Gabelbach, wo sie in den letzten Jahren ebenfalls eine Restaurierung erfuhr, bei der die historische Stimmtonhöhe und Temperierung wieder eingerichtet wurden. Damit wegen der Aufgaben zum Gemeindegesang und bei Orchestermessen an des Günzer-Instruments keine Kompromisse eingegangen werden mussten, entschloss sich die Pfarrei zum Bau einer zweiten Orgel auf der unteren Empore. Der dritte Exkursionstag führte zu einem modernen Großinstrument, das sich im historischen Gehäuse der Klosterkirche Roggenburg befindet. Die großflächige äußere Gestaltung zeigt, wozu der Orgelbau im 18. Jahrhundert fähig war. An dem Instrument mit seinen fünf Manualen und 66 Regiestern kann man Kompositionen aus allen Epochen stilgerecht darstellen.

 

Niederschönenfeld © Universität Augsburg
Niederschönenfeld © Universität Augsburg
Gabelbach © Universität Augsburg
Gabelbach © Universität Augsburg

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