Pathos, Ethos und Existenz – Margarete Susmans Poetik des Exils im Kontext der Moderne

Von Gerhild Sonntag, M.A.

Im Rekurs auf jüdische Denk- und Traditionshorizonte entwirft Margarete Susman in ihren Essays eine Poetik des Exils, die die spezifisch jüdische Erfahrung einer diasporischen Existenz mit der conditio humana des modernen Individuums verbindet und um eine weibliche Perspektive erweitert. Diese Verschränkung von jüdischem, menschlichem und weiblichem Exil als Denkfigur weist sie als Denkerin der Moderne aus, die den Diskurs der Zeit nicht nur entscheidend mitgeprägt, sondern Tendenzen vorweg genommen hat, wie sie für die Literatur und Philosophie nach 1945 charakteristisch sind. Mit dem Fokus auf dem Exil als Denkfigur versucht das Dissertationsprojekt, Forschungsdesiderate und Ansätze der neueren kulturwissenschaftlichen Essayistikforschung mit denjenigen der neueren Exilliteraturforschung zu verbinden. Ein zwischen ,Wirklichkeit und Symbol’ (Margarete Susman) gleitender Exilbegriff, der zu einer Erweiterung des traditionellen Exilbegriffs führt, korrespondiert mit einer nicht eindeutig auf Theorie oder Dichtung festzulegenden Schreibweise. Die Transgenerik des Essays manifestiert sich bei Susman in einem Spannungsverhältnis zwischen poetischer Sprache und philosophischer Reflexion. Susmans Essayismus geht zudem mit einem Pathos in der Sprache einher. Der bewusst eingesetzte pathetische Stil kontrastiert so einerseits dem sachlich-nüchternen Gestus der Gattung Essay sowie andererseits dem nach 1945 postulierten Nüchternheitsgebot. Die Verschränkung einer traditionell ,männlichen’ Gattung mit einem traditionell ,weiblichen’ Sprachgestus, der insbesondere nach 1945 eine erneute Diskreditierung erfährt, fordert eine Neubewertung generischer und geschlechtlicher Kategorisierungen auch im Hinblick auf eine Ethik und Ästhetik des Pathetischen, wie sie für Susmans Poetik des Exils konstitutiv ist.

Zur Person

Gerhild Sonntag M.A.
Doktorandin
Neuere Deutsche Literaturwissenschaft 2
  • Telefon: +49 821 598 - 5807
  • E-Mail:
  • Raum 4048 (Gebäude D)

Vita & Publikationen

  • Elternzeit bis voraussichtlich September 2024 (geplante Wiederaufnahme der Dissertation Oktober 2024)
  • Stipendiatin der Stiftung Dialogik - Mary und Hermann Levin Goldschmidt-Bollag (2017/18)
  • Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Professur für Neuere deutsche Literaturwissenschaft bei Prof. Dr. Bettina Bannasch (2012-2016)
  • Wissenschaftliche Hilfskraft für Lehraufgaben an der Professur für Neuere deutsche Literaturwissenschaft bei Prof. Dr. Bettina Bannasch (2010-2012)
  • Magisterstudium Neuere Deutsche Literaturgeschichte, Anglistik Literaturwissenschaft und Deutsche und Germanische Philologie an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Magister Artium (2010)
  • Studium Deutsch und Englisch für das Lehramt an Gymnasien an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Erstes Staatsexamen (2010)

 

Veröffentlichungen, Vorträge und Projekte von Gerhild Sonntag

Arbeitsschwerpunkte und Interessensgebiete:

  • Exil- und Shoahliteratur
  • Deutsch-jüdische Literatur der Moderne
  • Literatur und Philosophie
  • Literaturtheorie
  • Essay und Essayismus

Mitgliedschaften

  • Bukowina Institut an der Universität Augsburg
  • Gesellschaft für Exilforschung e.V. 

Lehre

SoSe 2017

PS: Literaturtheorie

 

Sose 2016

PS/Ü: Die Bukowina als literarischer Grenzraum 

 

Wise 2015/16

GK: Einführung in die Neuere deutsche Literaturwissenschaft

PS/Ü: Essay

PS/Ü: Exillyrik

 

Sose 2015

GK: Einführung in die Neuere deutsche Literaturwissenschaft

PS/Ü: Literaturtheorie

 

Wise 2014/15

GK: Einführung in die Neuere deutsche Literaturwissenschaft

PS/Ü: Poetologische Lyrik

 

Sose 2014

GK: Einführung in die Neuere deutsche Literaturwissenschaft

 

Wise 2013/14

GK: Einführung in die Neuere deutsche Literaturwissenschaft

GK: Einführung in die Neuere deutsche Literaturwissenschaft

PS/Ü: Russendisko, Birken und weiße Nächte – Literatur der neuen jüdischen Einwanderer

 

Sose 2013

PS/Ü: Paul Celan

Ü: Literaturtheorie

 

Wise 2012/13

PS/Ü: Die Figur Hiob in der Literatur der Moderne

PS/Ü: Georg Büchner

Ü: Literaturtheorie

 

Sose 2012

PS: Poetik des ,fremden Blicks’: Veza Canetti

 

Wise 2011/12

Ü: Techniken wissenschaftlichen Arbeitens

 

Sose 2011

Oberseminar: Exilliteratur – Neue Ansätze und Perspektiven (zus. m. Prof. Bannasch)

 

Wise 2010/11

PS: Neuere Theorien der Exilforschung

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