3. Workshop: Emanzipationsdiskurse vor und nach dem Holocaust
Universität Augsburg
Workshop vom 26. - 28. Juni 2019
Leitung: Bettina Bannasch
Die Judenverfolgung kann als der genaue Gegenpunkt des Emanzipationsprozesses im 19. und beginnenden 20. Jahrhundert angesehen werden. Hier wurden Personen nicht nur ihrer Rechte beraubt, sondern auch zu Objekten gemacht, die dann als Objekte eliminiert werden konnten. Das Gegenteil des von Kant geforderten selbstdenkenden und mündigen Menschen ist nicht nur der Tote der Leichenberge, sondern auch der sogenannte “Muselmann” des Konzentrationslagers, der aufgegeben hatte zu denken und zu fühlen und zu einem lebendigen Toten wurde. Die Geschichte der deutschen Juden oder der Juden in Deutschland findet aber in diesem Versuch vollständiger Auslöschung des Lebens noch kein Ende. Deutsche und österreichische Emigranten wie zum Beispiel Jean Améry oder Hannah Arendt versuchten, die Ereignisse zu verstehen, einen neuen Begriff der Mündigkeit zu entwickeln und sogar erneut die Idee einer jüdischen politischen Theorie. Im Nachkriegsdeutschland selbst galt es, die noch überlebenden Juden in eine handlungsfähige Mündigkeit zurückzuführen. Von einer psychologisch-medizinischen Betreuung wurde jedoch allgemein abgesehen; dies hatte auch Konsequenzen für die nachfolgenden Generationen.
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