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Mythos "Neue Frau". Produktive Umgestaltung eines Weiblichkeitsbildes zu einer transkulturellen und transmedialen Identität durch Autorinnen der Neuen Sachlichkeit

Die Dissertation beschäftigt sich mit dem Frauenbild in Deutschland zur Zeit der Weimarer Republik und dessen Rezeption. In den Goldenen Zwanzigern kamen zu dem bis dato bestehenden Rollenbild der Frau eine Reihe von neuen Klischees hinzu, denen sich Frauen scheinbar zuordnen ließen: zusammengefasst als das Klischeebild der ‚Neuen Frau‘. Dieses Bild wies große Disparitäten zum realen Leben der Frauen auf, dennoch erfuhr es einen Hype in den Goldenen Zwanzigern. Die Arbeit beschäftigt sich genau mit diesem disparatem Verhältnis und zeigt auf, wie zeitgenössische Autorinnen mit Hilfe ihrer Texte das eindimensionale Bild der ‚Neuen Frau‘ aufgreifen, es aufsprengen und produktiv umgestalten, um mit Hilfe von transkulturellen und transmedialen Identitätskonstitutionen eine eigene (weibliche) Sicht auf die Frau der Goldenen Zwanziger aufzuzeigen.

 

 

 

 

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Anthropologische Differenz auf dem Prüfstand: Zum Verwandlungsmotiv in der zeitgenössischen Kinder-und Jugendliteratur

Das Projekt beschäftigt sich mit dem Mensch-Tier-Verwandlungsmotiv in der zeitgenössischen Kinder- und Jugendliteratur aus tierethischer bzw. tierphilosophischer Perspektive.

Das Motiv mutet in Mythos und Grimm‘schen Märchen normativ an, da die Verwandlung in ein Tier häufig auf Sanktionen zurückgeht und der Wunsch nach Erlösung im Vordergrund steht. Dagegen weisen aktuelle kinder- und jugendliterarische Werke oftmals eine produktive Umgestaltung des Verwandlungsmotivs auf. Wie die Verwandlung in zeitgenössischer Kinder- und Jugendliteratur verhandelt wird und ob bzw. in welcher Weise hier ein Perspektivwechsel vorgenommen wird, sind zentrale Fragestellungen der Arbeit. Von Interesse ist dabei vor allem die jeweilige Ausgestaltung der Mensch-Tier-Beziehung vor dem Hintergrund der anthropologischen Differenz.

Vor welchen Herausforderungen stehen die Protagonist:innen nach der Verwandlung? Welche Vorteile bringt sie mit sich? Wie reagieren Freunde und Familie auf die Transformation, wie die Verwandelten selbst? Überlegungen solcherart werfen die Frage auf, wie kinder- und jugendliterarische Werke die anthropologische Differenz reflektieren, in Frage stellen oder gar mit ihr brechen. Inwiefern eine solche Auseinandersetzung mit der anthropologischen Differenz als menschengemachte Grenzziehung nutzbar gemacht werden kann, um zu einer Mensch-Tier-Beziehung zu gelangen, die nicht länger vom Wunsch nach Abgrenzung, sondern von Interdependenz, Reziprozität und Verständnis geprägt ist, ist ein zentraler Untersuchungsgegenstand dieser Arbeit.

 

 

 

 

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Menschenwürde, Menschenrechte, Performativität. Theatrale Präsentationen von Geflüchteten als ethische Strategie der Kommunikation zwischen Selbst und Anderem


Die Dissertation konzentriert sich auf die Frage, wie Performativität als ethische Strategie definiert und genutzt werden kann, um Identität und Menschenwürde im Kontext von Menschenrechtsverletzungen theatral zu artikulieren. Dies wird anhand ausgewählter Theateraufführungen mit Geflüchteten im europäischen Raum beispielhaft dargelegt. Durch die Inszenierung formulieren die darstellenden Geflüchteten ihren Anspruch auf Selbstachtung in der europäischen Gesellschaft, wodurch auch die europäische Rolle thematisiert und hinterfragt wird. Das Verhältnis von eigenen und fremden Erfahrungen wird auf der Bühne neu ‚durchgespielt‘. Auf diese Weise wird Einfluss auf den Diskurs, die Narrative und die Mythen über ‚illegale‘ MigrantInnen und Flüchtlinge genommen. Performative Erscheinungsformen verhandeln konstant die moralischen, gesellschaftlichen und diskursiven Prozesse und Normen. Durch die körperliche Anwesenheit des Schauspielers und der Zuschauer ist es möglich, Performativität mit den phänomenologischen Aspekten von ‚Selbst‘ und ‚Anderem‘ zu fassen. Die transeuropäischen Produktionen werden in Bezug auf Aspekte der Asyl- und Menschenrechte und auf ihre transkulturelle Art, Würde und Identität darzustellen, analysiert und verglichen. Gefördert im Rahmen des Bayerischen Eliteförderungsgesetzes.

 

 

 

 

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Sprachen des Anderen – Sprachen des Selbst. Ethische Fragestellungen in der Kinder- und Jugendliteratur

Die Kinder- und Jugendliteratur (KJL) ist seit ihrer Entstehung in einem einzigartigen Spannungsfeld situiert. Neben der literarischen Ästhetik und dem Aspekt der Wissensvermittlung spielen die zugrunde liegenden pädagogisch-erzieherischen Absichten eine bedeutende Rolle. Gerade diese Absichten, die sich seit der Genese der KJL respektive der Epoche der Aufklärung manifestieren, prägen ihre Rezeption bis in die heutige Zeit.


Hier setzt das Forschungsvorhaben an: In gegenwärtigen Texten der KJL kommt es zu einer Fokusverschiebung, einem Wandel in der pädagogisch-erzieherischen Ausrichtung. Ziel der gegenwärtigen KJL ist weniger eine ausdrückliche moralische Belehrung, sondern vielmehr eine Befähigung, Haltungen zu finden, Positionen zu beziehen und ethisch zu reflektieren. Literatur für Heranwachsende wird so zu einer Plattform für ethische Auseinandersetzungen. Dabei sind – so eine Hypothese der Dissertation – insbesondere die Figuren des Anderen von ethischer Signifikanz. Sie erscheinen als disruptives Element der dargestellten (vertrauten) kindlichen Lebenswelt. In Abhängigkeit vom jeweiligen Entstehungskontext des literarischen Textes kommt es ergo zu einer Konfrontation der Normen, Kategorien und Wertmaßstäbe. Neben der Sensibilisierung für die Möglichkeit pluraler Weltkonstruktionen befähigen die Figuren des Anderen die Rezipierenden (insbesondere Kinder) auch zu ethischen Reflexionen. Was bedeutet Geschlechtlichkeit? Was passiert, wenn ein Haustier zum Menschen wird? Worin liegt die Andersheit von Maschinenwesen begründet? Kann ein Vampir als ‚verwandelter‘ Mensch zum Anderen werden? Neben den Fragen, die mit dem Auftreten des Anderen evoziert werden, sind diese Figuren ferner – so eine weitere Hypothese der Dissertation – bedeutend im Prozess der kindlichen Identitätsbildung.

 

Figuren des Anderen bieten ein Irritationsmoment, das neue Sichtweisen eröffnet und infolge der Auseinandersetzung zwischen Selbst und Anderem auch die Bildung von Identität fördert.

 

 

 

 

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Poetiken der Konstellation. Zum schwierigen Erbe der Moderne im deutschsprachigen Erzählen bei Aichinger – Brinkmann – Kracht – Elmiger

Die Studie ,Poetiken der Konstellation' untersucht Beispiele deutschsprachiger Erzählprosa des 20. und 21. Jahrhunderts, deren Schreibweisen sich durch je unterschiedliche Strategien der literarischen Organisierung und Konfiguration von Heterogenität auszeichnen. Diese Texte forcieren die Eigenschaft von Textualität, nie vollends als Einheit präsent zu sein und provozieren dadurch spürbar stark aktivierende, ihrerseits konstellierende Lektüren.

Ausgehend von Walter Benjamins Konzept der Konstellation und der Analyse seiner medientheoretischen, poetologischen, sowie sprach- und geschichtsphilosophischen Implikationen, gewinnt die Unteruchung ihre literaturtheoretische Fundierung. Diese erlaubt es, Texte von Ilse Aichinger, Rolf Dieter Brinkmann, Christian Kracht und Dorothee Elmiger in einen produktiven Vergleichszusammenhang zu stellen.

Denn wie Benjamin teilen deren literarische Arbeiten eine Skepsis gegenüber linearen, auktorialen Erzählungen von Geschichte(n), eine Reflexion medientechnologischer Verfasstheit gesellschaftlicher Kommunikationsprozesse, sowie den Fokus auf das ,Populäre'. Ihr Festhalten an dem Anspruch der Moderne, Literatur als Medium kritischer Zeitgenoss*innenschaft zu begreifen, wirft letztendlich die Frage nach ihrer politischen Dimension auf, der die Untersuchung in diesem Kontext gewidmet ist.

 

 

 

 

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Androgyniekonstellationen im Prosawerk Hugo von Hofmannsthals

Das Projekt untersucht Figuren des Androgynen bzw. Androgyniekonstellationen in den Prosatexten von Hugo v. Hofmannsthal (1874-1929); der Fokus liegt insbesondere auf dem Romanfragment Andreas oder die Vereinigten und auf den zeitgenössischen Erzählungen und Essays, allen voran auf Die Frau ohne Schatten. In dem Zuge werden die zentralen Quellen, die Hofmannsthal herangezogen hat, ermittelt und auf die Fragestellung hin untersucht. Als zentral erweist sich hier die Naturphilosophie der Renaissance, der Englische Ästhetizismus und die Neumystik der Jahrhundertwende. Der Androgyniesbegriff im Werk Hofmannsthals wird, im Einklang mit der philosophisch-religiösen Tradition, als Ideal eines neuen Menschen und Symbol einer erreichten Einheit mit sich selbst und mit der Welt betrachtet. Das Thema wird in dem Zusammenhang als zentrale Chiffre im Werk Hofmannsthals herausgearbeitet und auf seine Funktionen hin untersucht.

 

 

 

 

 

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Weltbeschreibung zwischen Literatur und Wissenschaft – Raoul Schrotts Erste Erde. Epos im Kontext von Alexander von Humboldts Kosmos – Entwurf einer physischen Weltbeschreibung

Der österreichische Schriftsteller, Literaturwissenschafter und Übersetzer Raoul Schrott hat 2016 mit Erste Erde. Epos einen Text vorgelegt, der das gesamte Wissen über die Welt in einem einzigen Buch zu fassen versucht – und sich somit in die Tradition eines Universalgelehrten wie Alexander von Humboldt einschreibt, der im 19. Jahrhundert mit seinem Kosmos – Entwurf einer physischen Weltbeschreibung ein ähnliches Unterfangen anstrebte, wenn auch mit anderen Mitteln, Zielen und Voraussetzungen. Schrotts Anspruch, das heutige Wissen über die Welt in einem einzigen Text zu vereinen, erscheint im hochgradig spezialisierten und ausdifferenzierten 21. Jahrhundert, in dem eine allumfassende Beschreibbarkeit von Welt stark infrage gestellt wird, erstaunlich. Gerade diesem – nicht zuletzt von den Erkenntnissen der modernen Physik des 20. Jahrhunderts ausgelöstem – Zweifel, stellt Schrott ein Werk entgegen, dass Dichtung und Wissenschaft zu einem universellen Epos vereint. Mit welchen literarischen Stilmitteln und narrativen Strategien versucht der Autor seinem Anspruch gerecht zu werden? Ist es heute überhaupt noch möglich, Welt zu beschreiben und wenn ja, welche Rolle spielt hierfür die Imaginationskraft der Literatur? An der Schnittstelle der Beantwortung dieser Fragen ergibt sich die Möglichkeit, das sich wandelnde Verhältnis von Literatur und Wissenschaft von Humboldt bis heute sichtbar zu machen sowie die von Schrott verwendete Gattung Epos neu zu begründen, sie als Wegweiser einer potenziellen Aufhebung der Dichotomie von Literatur und Wissenschaft zu begreifen und Konsequenzen für eine zeitgenössische Ethik des Schreibens aufzuzeigen.

 

 

 

 

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