Eine alchemistische Elementenlehre: Die "Hermetische Physik" des Henricus Nollius (1619)

Projektteam:

Prof. Dr. Peter Roth

Prof. Dr. Jens Soentgen                

 

Projektpartner:

Sonja Härkönen, Open Access, Universitätsbibliothek

 

Projektförderung:

Wissenschaftszentrum Umwelt

 

Das Werk Naturae Sanctuarium, quod est: Physica Hermetica des Mediziners und Philosophen Henricus Nollius (1583-1626), ein umfangreiches Werk von 838 Seiten, ermöglicht wie wohl kein zweites einen Überblick über die Alchemie und Medizin um 1600. Denn nicht nur bietet Nollius eine Gesamtschau des damaligen hermetischen Denkens und Wissens, das er speziell für Mediziner aufbereitet hat, er bringt dieses auch prägnant und didaktisch geschickt auf den Punkt – in Gestalt von Lehrsätzen, die alle wesentlichen Aussagen zusammenfassen.

 

Diese Lehrsätze sind ein authentisches Kompendium der Alchemie des 16. und 17. Jahrhunderts und werden hier erstmals in Übersetzung vollständig vorgelegt; dabei werden wichtige Passagen, sofern sie für das Verständnis unerlässlich sind, ebenfalls übersetzt oder jedenfalls gerafft wiedergegeben. Kurze Kommentare zu einzelnen Schlüsselbegriffen oder zu zitierten Autoren sollen helfen, den Text in seinem Kontext wahrzunehmen. Zudem wird das Buch II vollständig übersetzt, das die hermetische Elementenlehre darstellt. Die Elementenlehre des Henricus Nollius ist von besonderem wissenschaftsgeschichtlichen Interesse, weil sie erlaubt, die bislang in der chemie- und philosophiehistorischen Forschung wenig beachtete Weiterentwicklung der antiken Elementenlehre im 16. und 17. Jahrhundert nachzuvollziehen.)  Während die aristotelische Elementenlehre eher ein Hilfsmittel zur Analyse war – sie sollte den Aufbau der natürlichen Dinge auf empirische Weise verstehen lehren - geht es Nollius in erster Linie um eine Gesamtschau, um die Vermittlung eines Gesamtverständnisses des Kosmos. Dies wird in besonderem Maße am Wasser deutlich, das als Mittler zwischen den unteren und den oberen Sphären unterwegs ist. Durch seinen Kontakt mit der Sphäre der Sterne und Planeten. Die Elementenlehre des Henricus Nollius zeigt, dass es eine Sicht auf die materielle Welt geben kann, die darin auch übermaterielle Potenzen wahrnimmt. Neben diesem spezifisch chemiegeschichtlichen Aspekt ist das Werk des Nollius auch medizingeschichtlich interessant, weil es ein damals neues Konzept von Krankheit präsentiert, und auch, für angehende Mediziner, nicht nur eine Art naturwissenschaftliches Grundlagenwissen anbietet, sondern auch didaktische Hinweise für das Stu-dium der Medizin gibt.

 

 

Literatur:

 

Peter Roth und Jens Soentgen (Hg.): Henricus Nollius: Hermetische Physik. Norderstedt: publiQation 2024, zugleich open access im OPUS-Server der Universitätsbibliothek Augsburg unter: https://opus.bibliothek.uniaugsburg.de/opus4/frontdoor/index/index/docId/110706.urn:nbn:de:bvb:384-opus4-1107068

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