Ozon: Natur- und Kulturgeschichte eines flüchtigen Stoffes

Projektteam:

Prof. Dr. Evi Zemanek, Universität Freiburg

Prof. Dr. Stefan Böschen, RWTH Aachen

Prof. Dr. Jens Soentgen, Universität Augsburg

 

Projektpartner:

Prof. Dr. Stefan Emeis, KIT, Campus Alpin

Prof. Dr. Elke Hertig, Medizinische Fakultät,
Universität Augsburg

Annalena Erhardt M.A.,
Universität Freiburg

Dr. Sebastian Grevsmühl, CNRS, Paris
 

Förderung:

Deutsche Forschungsgemeinschaft (Heisenberg-Programm)

Universität Augsburg

Universität Freiburg

                                              

Projektlaufzeit:

2017–2023

 

Ozon ist ein Stoff, den die wenigsten Menschen aus eigener Erfahrung kennen. Als Gas ist Ozon nicht sichtbar; es lässt sich zudem nur schwer isolieren. Wo es in größeren Konzentrationen auftritt, da kann man es allerdings riechen – und genau auf diese Eigenschaft spielt auch sein Name an, denn Ozon leitet sich von einem altgriechischen Wort her, das ‚riechend‘ bedeutet.

Was unsichtbar und ungreifbar ist, das regt die Phantasie gewaltig an, umso mehr, wenn es Fakten gibt, die nahelegen, große Geschichten zu erzählen. Gerade über das, was man nicht sehen kann, lässt sich gut erzählen. Die Ozongeschichte greift deshalb über die Wissenschafts- und Umweltgeschichte weit hinaus, sie ist auch eine Geschichte der medialen Kommunikation, der Imaginationen und der Bilder. Diese Bilder und Phantasien, diese Geschichten wurden in dem Projekt in interdisziplinärer Kooperation erstmals untersucht.

Dabei entsteht ein spannender Beitrag zur Geschichte des Unsichtbaren. Zunächst hielt man das Ozon für einen gesteigerten Sauerstoff, dem man, wie schon dem normalen Sauerstoff, alle möglichen positiven Effekte zuschrieb. Als das Ozon dann auch in der höheren Atmosphäre nachgewiesen wurde und man erkannte, dass es dort UV-Strahlen abschirmt, die Erde also schützt, erhielt diese Geschichte vom ‚guten Ozon‘ eine zusätzliche Dimension. Doch dann geriet diese Schutzschicht durch die FCKW in Gefahr. Eine Gefahr, die durch entschlossenes Handeln abgewendet wurde: So steht das Ozon für einen der ganz wenigen Erfolge globaler Umweltpolitik.

Heute wird ein neues Kapitel der Ozongeschichte aufgeschlagen, denn so positiv das Ozon in der oberen Stratosphäre ist, so problematisch erweist es in unserer nächsten Umgebung. Anders als man im 19. Jahrhundert glaubte, ist viel Ozon keineswegs gesund. Es führt zu Kopfschmerzen, Husten und tränenden Augen. Ozon kann die Lunge schädigen und zu Herz- und Kreislauferkrankungen führen. Heiße Tage, wie sie der Klimawandel bringt, bedeuten mehr Ozon in den Städten. Der ungreifbare Stoff rückt uns damit erneut nahe …

2023 erschien, nach langer gemeinsamer Vorbereitung und einem Workshop am WZU, als 16. Band der Reihe Stoffgeschichten „Ozon – Natur- und Kulturgeschichte eines flüchtigen Stoffes“. Projektleiterin des Ozon Projekts und auch Herausgeberin des Buches ist Evi Zemanek, die an der Universität Freiburg als Professorin für Medienkulturwissenschaft mit den Schwerpunkten Medienökologie und Medienkomparatistik lehrt. Das Buch fasst die Ergebnisse des von Evi Zemanek angeregten, von Stefan Böschen und Jens Soentgen mitgeleiteten Projektes zur Geschichte des Ozons zusammen und ist ein herausragendes Beispiel interdisziplinärer Kooperation, da an dem Projekt sowohl UmweltnaturwissenschaftlerInnen (Elke Hertig und Stefan Emeis) als auch Umweltkulturwissenschaften (neben den genannten auch Annalena Erhardt und Sebastian Grevsmühl) beteiligt waren: Forscherinnen und Forscher aus der Medienwissenschaft, der Mediengeschichte, der Klimaforschung, der Wissenschaftsgeschichte und – soziologie, auch Philosophen haben hier in enger Zusammenarbeit eine vielschichtige und mehrstimmige Geschichte des Ozons erarbeitet.

 

 

Publikation:

Evi Zemanek: Ozon. Natur- und Kulturgeschichte eines flüchtigen Stoffes. München: oekom Verlag 2023.

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