Die Environmental Humanities an der Universität Augsburg
Heisenberg Prof.in S. Müller (Globale Umweltgeschichte und Environmental Humanities)
Internationales Doktorandenkolleg "Um(welt)Denken"
Zertifikatsprogramm Environmental Humanities
Die Augsburger Forschung in den Environmental Humanities orientiert sich an transdisziplinären Paradigmen. Einige davon wurden an der Universität Augsburg maßgeblich konzipiert und weiterentwickelt:
- Kulturelle Ökologie: Dieser literatur- und kulturtheoretische Ansatz rückt die Wechselbeziehung von Kultur und Natur in den Mittelpunkt und analysiert Prozesse und Produkte kultureller und literarischer Kreativität als Transformationen dieser Wechselbeziehung. Ausgehend von fiktionalen Geschichten und anderen Formen des kulturellen Ausdrucks lässt sich Neues über die Beziehungen und Veränderungen des Mensch-Natur-Verhältnisses erfahren. Dieses intrinsische kulturökologische Potential kommt in kritischen Gegendiskursen und ästhetischen Alternativentwürfen zur instrumentellen Sicht auf die Natur zum Ausdruck. Das Konzept wird international rezipiert und ist Ausgangspunkt zahlreicher Forschungsprojekte im Bereich der Medien und Literaturwissenschaften. Siehe auch: Cultural Ecology Research Group , Literatur.
- Stoffgeschichten: Dieser stoffgeschichtliche Ansatz erforscht die Beziehungen von Gesellschaften zu ihrer materiellen und ökologischen Umwelt mithilfe methodisch reflektierter narrativer Verfahren. Dabei werden bestimmte Stoffe wie CO2, DDT, Stickstoff usw. im Kontext technischer, politischer und kultureller Zusammenhänge analysiert („Tracking“) und als „Konfliktstoffe“ sichtbar gemacht, die bis heute unseren Umgang mit diesen Substanzen prägen. Ausgangspunkt sind oft umlaufende Geschichten über Stoffe, die Geschichte schreiben – aber die dominanten Erzählungen werden mit Alternativen konfrontiert. Das Projekt „Stoffgeschichten“ wird seit 2004 von der gleichnamigen Buchreihe begleitet; Herausgeber ist das Wissenschaftszentrum Umwelt der Universität Augsburg.
- Politische Ökologie: Dieser in der Humangeographie verfolgte Ansatz untersucht die Zusammenhänge zwischen politischen Prozessen und Umweltwandel sowie Ressourcen- und Umweltkonflikte. Im Fokus stehen etwa Wechselwirkungen zwischen politischen Transformationen und der Ausbeutung von Naturressourcen in postkolonialen oder postsozialistischen Gesellschaften. Zu den gemeinsamen Commitments der Politischen Ökologie zählen der theoretische Bezug zur Kritischen Gesellschaftstheorie und ein post-positivistisches Verständnis von Natur und Wissensproduktion, ein methodischer Pluralismus mit Schwerpunkt auf qualitativen empirischen Forschungsmethoden, die Berücksichtigung der historischen Dimension sowie das normative Ziel, soziale Gerechtigkeit und strukturellen politischen Wandel unter Bezugnahme auf die Interessen und Nöte marginalisierter Bevölkerungsgruppen herbeizuführen. Mehr hier.
Neben diesem Dreiklang, der sich in interdisziplinären Veranstaltungen und Forschungsprojekten niederschlägt, gehört auch die Umweltethik zu den Environmental Humanities in Augsburg; hier ist der deutschlandweit einmalige Masterstudiengang Umweltethik angesiedelt. Umweltbezogene Ethik ist auch ein Arbeitsschwerpunkt des Augsburger Instituts für Philosophie, ebenso wie Environmental Philosophy und Naturphilosophie. Die umwelthistorischen Forschungen an der Universität Augsburg haben ein ungewöhnlich breites Spektrum:
- Alten Geschichte
- Neuesten Geschichte
- Lehrstuhl für Geschichte der frühen Neuzeit
- Lehrstuhl für europäische Regionalgeschichte
Hier wurden vielfach Kooperation durchgeführt, an denen auch das WZU maßgeblich beteiligt war, z.B. das von der Leibniz-Gemeinschaft geförderte Projekt zur Geschichte der Nachhaltigkeiten. Die Universität Augsburg ist eines der wichtigsten europäischen Zentren der sozialwissenschaftlichen Diskursanalyse, die hier besonders auf ökologische Narrationen etwa zum Klimawandel angewandt wird.
Nähe zu anwendungsrelevanten Fragestellungen haben insbesondere Forschungen, die am Institut für Umweltrecht der Universität Augsburg durchgeführt werden. Auch die Forschungsprojekte der sozialwissenschaftlichen Kommunikationswissenschaft zeichnen sich durch besondere Anwendungsnähe aus. Die Umweltmedizin ist als interdisziplinär orientierter Forschungsschwerpunkt der neugegründeten Medizinischen Fakultät ein wichtiger Kooperationspartner für die Environmental Humanities an der Universität Augsburg.
Die Augsburger Environmental Humanities verstehen ihre Kernänsätze und die bereits bestehenden Forschungszusammenhänge als Basis für den weiteren inter- und transdisziplinären Austausch und für gemeinsame, zukunftsweisende Projekte.