Workshop 'Trickster'

© Lisa Rettinger und Hannah Michel

München, 2. - 3. Juli 2022

In Kürze

Was?    
Interdisziplärer Workshop für Nachwuchsforscher:innen...

...mit Beiträgen, die sich mit der Figur des Tricksters auseinandersetzen.
...und einem Abendvortrag von Prof. Dr. Bent Gebert zu Kugelwelten: Zur Narrativierung und Theatralisierung von Trickstern im 15. Jahrhundert.

 

Wann?

2. und 3. Juli 2022 in der Seidelvilla in München sowie im Philologicum der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU)

 

Teilnahme am Workshop?

Eine digitale Teilnahme am Workshop als Gast ist jederzeit möglich. 

 

Zoom-Meeting zur digitalen Workshop Teilnahme: https://uni-augsburg.zoom.us/j/69670720178?pwd=aWVqdWMwTkVmRHp0UU5RU2JIRlBaUT09

Meeting-ID: 696 7072 0178
Kenncode: &9=qs1

 

Teilnahme am Abendvortrag?

Eine digitale Teilnahme sowie eine Teilnahme in Präsenz ist möglich und wir freuen uns über ein interessiertes Publikum.

 

Zoom-Meeting zum Abendvortrag:
https://uni-augsburg.zoom.us/j/65250590341?pwd=K0l3SEVBcXpUcldEMnFaSlJqc1RNZz09

Meeting-ID: 652 5059 0341
Kenncode: 4!61XB

 

Workshop und Corona?

Es gelten die derzeitigen Vorgaben und Richtlinien der LMU sowie des Bundeslandes Bayern.
(Derzeit besteht die Maskenpflicht lediglich in den Öffentlichen Verkehrmitteln.)

 

 

 

 

Informationen zum Workshop

© Universität Augsburg
© Universität Augsburg

Auf den Kopf gestellt - Programm 2022

 

Samstag

  • Zoe Zobrist (Universität Zürich): Wonnebald Pück – ein Trickster von Gottes Gnaden
  • Hannah Michel (LMU München): Gaukeleien und Trugbilder. Über trickreiche Teufelsgestalten der mittelalterlichen Literatur
  • Ina Heuser (Universität Marburg): Der Trickster in Feuchtwangers „Jud Süß“ und Manns „Mephisto“ als literarische Bewusstseinsfiguration
  • Tim Diest (Universität Augsburg): Die Figur der Ironie und ihre Personifikation in der Trickster-Figur
  • Adela Sophia Sabban (Universität Freiburg, Schweiz): Christoph Meckels „Der wahre Muftoni“
  • Simon Probst (Universität Vechta): Trickster-Ökologie. Mit Coyote, Timothy Morton und Pandora unterwegs in Ursula K. Le Guins Always Coming Home (1988)
  • Benjamin Thober (Albert-Ludwigs-Universität Freiburg): Earthboi als Anti-Pan. Zur unzuverlässigen Erzählung eines ökologisch bewegten Tricksters in Lukas Jüligers Graphic Novel Unfollow

Sonntag

  • Raffaela Rettinger (Universität Würzburg): Wenn der Mond zum Trickster wird. Die Göttin Chang’e und ihr Weg zur Unsterblichkeit
  • Chiara Bocci (LMU München): Trickster und Ausgetrickste im alten China. Wenn Menschen und Tiere eine andere Perspektive bieten. Eine kurze Abschweifung anhand von Tang-zeitlichen Quellen.
  • Alexander Obermüller (Universität Erfurt): Malingerer Metropolis. Performing Illness in Fin-de-Siècle Vienna
  • Dr. Max Söllner: Der Trickster in der Geschichte / Der Trickster im Konzentrationslager
  • Andrea Werner (Universität Greifswald): „Dann konnte Schwarz auch Weiss sein …“ – Visuelle Uneindeutigkeit und Täuschung in Rafael Horzons DAS WEISSE BUCH
  • Sonja Schmalenberg (Universität Würzburg): Moderne Trickster-Figuren als Produkt elitärer Gesellschaften. Reflexionen über Loki (Marvel Cinematic Universe) und den Master (Doctor Who)
  • Anna Rabe (Christian-Albrechts-Universität zu Kiel): Von der Cyborg zur Crazy Cat Lady. Über Grenzfigurationen des Weiblichen
  • Lisa Rettinger (Universität Augsburg): Der Trickster als Anderer. Eine Einladung zur Reflexion

 

Samstagabend mit einem Vortrag von Prof. Dr. Bent Gebert

 

© Hannah Michel

 

 

 

Forschungsinteresse des Workshops


Hier der CFP als PDF zum Download: deutsch / english

 

 

Figuren wie Coyote, der Affenkönig Sun Wukong 孙悟空, Reineke Fuchs und der nordische Gott Loki heben mit Witz und List die Welt aus den Angeln und stellen sie auf den Kopf. Neben der Infragestellung von Ordnungen und hierarchischen Strukturen agieren die unterschiedlichen Trickster subversiv und innovativ (kreieren von Neuem), wobei sie oftmals in Komik und Groteske zu verorten sind. Dabei lässt sich die Figur des Tricksters als undurchsichtig beschreiben – gerade hierin manifestieren sich die Schwierigkeiten und Chancen des Begriffs. Die attestierte Ambivalenz birgt die Fallstricke der Unschärfe und kann dazu verleiten, alles Unerklärliche, analytisch nicht Greifbare als ‘tricksterhaft’ zu beschreiben. Sobald ein Merkmal der analysierten Figur mit der (Begriffs-)Tradition übereinstimmt oder andere Archetypen als unpassend erscheinen, wird gerne das Label ‚Trickster‘ verwendet.

 

Aus diesem Grund möchten wir uns im Rahmen des Workshops Auf den Kopf gestellt. dem Trickster definitorisch annähern und dabei gerade über den interkulturellen und interdisziplinären Dialog diejenigen Elemente fassen, die Trickster-Erzählungen verbinden. Es gilt, das wissenschaftliche Potential der konzeptuellen Ausprägung dieses Figurentypus intensiv auszuloten und damit seine Konturen wieder zu schärfen. Von besonderem Interesse für den gemeinsamen Austausch sind unteren anderem die nachfolgenden Themengebiete.

 

Entwicklung

Ebenso wie der Trickster eine Figur des Gestaltwandels ist, kann auch seine Beschreibung stark variieren. Gerade mythologisch verankerte Figuren erfahren über den Lauf der Zeit verschiedene Bearbeitungen. Solche Brüche und Kontinuitäten scheinen zentral für eine Figur, die sich vor allem durch ihre Ambivalenzen auszeichnet. Exemplarische Fragestellungen wären hier:

 

  • Inwiefern ändert sich eine mythologische Trickster-Figur im Laufe von Weiter- und Wieder-Erzählungen? Lassen sich hier kulturgeschichtliche oder gesellschaftliche Rückschlüsse ziehen?
  • Trickster – Narr – Betrüger – Schelm. Inwiefern unterscheiden sich diese unterschiedlichen Figurentypen? Was ist das Besondere an der Figur des Tricksters?
  • Welche neuen Trickster gibt es in gegenwärtigen Erzählungen (Medien aller Art)? Welche Beziehung besteht zwischen ihnen und ihren ‚Vorfahren‘?

 

Interkultureller Vergleich

Was alle Beschreibungen des Tricksters verbindet, ist die Behauptung, es handle sich um einen kulturell übergreifenden Figurentypus, welcher sich in Mythos und Literatur wiederfindet. Beispielhaft sei hier auf die Figur des listigen Fuchses verwiesen. Er begegnet uns im Deutschen durch Reineke, im Japanischen durch den Typus des kitsune キツネ, oder im Koreanischen durch die kumiho 구미호/九尾狐. Im Rahmen des Workshops gilt es zu prüfen, ob der Trickster tatsächlich als kulturübergreifender Typus funktioniert oder ob im interkulturellen Vergleich Differenzen und Brüche überwiegen.

 

  • Welche Trickster-Figurentypen gibt es? Inwiefern unterscheiden sie sich voneinander?
  • Inwiefern wird die Figur des Tricksters vor dem Hintergrund des kulturellen Kontextes bewertet? Zeigen sich hier Unterschiede?

 

Reflexion von Welt

Es ist auffallend, dass viele der Erzählungen, in denen Trickster auftreten, einen kritischen Blick auf ‚Welt‘ ermöglichen. Mit seiner Fähigkeit, Grenzen zu überschreiten, können Werte- und Normvorstellungen und deren Verletzung thematisiert werden. Die daraus resultierende Einladung zur Reflexion, die vielen einschlägigen Erzählungen inhärent ist, kann als Anstoß genommen werden, sich mit historischen, politischen sowie kulturellen Werte- und Normvorstellungen (Gesetzen, Habitualisierungen, etc.) auseinanderzusetzen.

 

  • Inwiefern unterstützen oder unterminieren die literarischen Bearbeitungen die vorherrschenden Vorstellungen (Gesetze, Werte, etc.)?
  • Ist der Figur des Tricksters also ein ethisches Potential inhärent?
  • Bieten die Figuren des Tricksters und ihre Ambiguitäten einen Ausweg aus dem Denken in binären Oppositionen?

 

 

 

 

In Kooperation mit:

© LMU / SFB Vigilanz
© Universität Würzburg / Sinologie

 

 

 

Kontakt

Organisation des Workshops: 

Hannah Michel (SFB Vigilanzkulturen. Transformationen – Räume – Techniken / LMU)
Lisa Rettinger (NdL mit Schwerpunkt Ethik / Universität Augsburg)
Raffaela Rettinger (Kulturwissenschaften Ost- und Südasiens / Julius-Maximilians-Universität Würzburg)

 

 

 

 

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