Rassismus in der deutschen Medizin - Was sich in Klinik, Forschung und Lehre tun muss

Das Institut für Ethik und Geschichte der Gesundheit in der Gesellschaft lädt herzlich ein zum Podiumsgespräch über Zoom am 24.04.2023.
Uhrzeit: 18:00 bis 19:30
Den Link für die Veranstaltung erhalten Sie auf Nachfrage bei Nele Utermöhlen (nele.utermoehlen@uni-a.de).

 

Rassismus in der deutschen Medizin - Was sich in Klinik, Forschung und Lehre tun muss

 

Struktureller Rassismus gehört im deutschen Gesundheitssystem zum Alltag. Lange Zeit gab es allerdings nahezu keine öffentlich wahrnehmbaren Diskurse dazu. Diese Lücke fällt vor allem im internationalen Vergleich ins Auge; in den USA beispielsweise wurde nach einer umfassenden Studie des Institute of Medicine schon vor zwei Jahrzehnten struktureller Rassismus als eines der zentralen Probleme der amerikanischen Medizin benannt. In Deutschland hingegen gibt es ein entsprechendes Problembewusstsein oftmals nicht, was sich auch damit begründet - und darin widerspiegelt - dass die Datenlage zur Diskriminierung im Gesundheitswesen ausgesprochen lückenhaft ist. Es besteht kein Zweifel daran, dass es sich nicht um “Einzelfälle” handelt und dass Rassismus gemeinsam mit weiteren Formen intersektionaler Diskriminierung für viele in Deutschland lebende Menschen den Zugang zu medizinischen Leistungen erschwert und die Qualität medizinischer Behandlungen negativ beeinflusst. Während Aktivist*innen zunehmend auf das Problem aufmerksam machen, sind die Dimensionen des Phänomens im deutschen Gesundheitswesen jedoch kaum systematisch erforscht.

 

Die Covid-Pandemie und die von den USA ausgehenden “Black Lives Matter”-Proteste haben zuletzt sehr dazu beigetragen, international eine neue Auseinandersetzung mit rassistischer Diskriminierung in der Medizin anzustoßen, die mittlerweile auch Deutschland erreicht hat. In den Ergebnissen des “Afrozensus 2020” zeigt sich zum Beispiel deutlich, dass Schwarze Menschen in Deutschland häufig mit Rassismus im Gesundheitswesen konfrontiert sind. Gleichzeitig zeichnet sich in der Medizin aber auch eine zunehmende Sensibilisierung wissenschaftlicher und fachpolitischer Akteur*innen ab, die ihren Ausdruck in der Fachpresse ebenso findet, wie in ersten Ansätzen, antirassistische Perspektiven auch als Teil der curricularen Lehre in der Mediziner*innenausbildung zu verankern.

 

Das Podiumsgespräch soll einen Überblick über den aktuellen Stand der Diskussionen bieten und den Blick in die Zukunft richten: Was wissen wir über Rassismus im deutschen Gesundheitssystem und wo sind die Forschungslücken? Wie hängt Rassismus mit anderen Formen von Diskriminierung zusammen? Wie können Mediziner*innen dabei unterstützt werden, verschiedene Formen rassistischer Diskriminierung zu erkennen und ihnen aktiv entgegenzuwirken? Was muss sich in den Kliniken, der Forschung und der medizinischen Ausbildung ändern, um eine Medizin ohne Diskriminierung zu ermöglichen? Gemeinsam mit unseren Referent*innen werden wir über diese Fragen, ihre Forschungsarbeiten und ihre Erfahrungen in der akademischen wie praktischen und aktivistischen Arbeit sprechen und aktuelle Initiativen in der medizinischen Lehre und Forschung diskutieren.

 

Unsere Referent*innen:


Anya Leonhard hat mit dem Projekt “Medical Students für Antiracist Action (MAA)” eine Studie zur Repräsentation von Schwarzer Haut in medizinischen Lehrmaterialien durchgeführt und macht antirassistische Bildungsarbeit.


Shagana Shanmuganathan ist Gesundheits- und Krankenpflegerin und Medizinstudentin. Sie erforscht im Rahmen ihrer Dissertation die Sichtweisen von Medizinstudierenden auf Rassismus.


Simon Gerhards ist Medizinstudent und Doktorand. Er forscht zu den Problemen von Medizinstudierenden beim Sprechen über Rassismus. Bei den MAA beschäftigt er sich mit Rassismuskritik im Medizinstudium und organisiert einen monatlichen Online-Journal Club.


Tereza Hendl forscht als Postdoktorandin und wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Augsburger Professur für Medizinethik zu verschiedenen Dimensionen von Gerechtigkeit und arbeitet unter anderem zum Einfluss von Rassismus auf Gesundheitstechnologie.

 

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