Das Wachstum der Weltbevölkerung 1750 bis 2000

Im Jahre 1997 lebten etwa 5,85 Milliarden Menschen auf der Erde, deren Anzahl" Schätzungen der Vereinten Nationen (UN) zufolge " bis zum Jahr 2050 auf etwa 9,4 Milliarden steigen wird.

Vor rund 100 Jahren bevölkerten nur etwa 1,65 Milliarden Menschen den Planeten, von denen rund 296 Millionen in Europa, 82 Millionen in Nordamerika, 134 Millionen in Russland, 74 Millionen in Lateinamerika, 925 Millionen in Asien, 133 Millionen in Afrika und 6 Millionen in Ozeanien lebten. (Vgl. auch den Zusammenhang zwischen der Geschichte der Fernkommunikation und der Ausbreitung und dem Wachstum der Weltbevölkerung ).
 

Im Zeitraum zwischen der Mitte des 18. und dem Ende des 20. Jahrhunderts vervielfachte sich die Weltbevölkerung exponentiell: Ihr Wachstum beschleunigte sich mehr als jemals zuvor " ein Prozess, der bis in die Gegenwart andauert. Dabei wuchs die Weltbevölkerung regional unterschiedlich schnell und stark. Afrika blieb, mit Ausnahme von Ãgypten und Algerien, hinter den durchschnittlichen Wachstumsraten zurück, und in den Industriestaaten fallen gegenwärtig die Geburtenraten unter die Sterberaten.
 

Mit dem Wandel vom vorindustriellen zum modernen Wachstumsmuster vollzog sich im 19. Jahrhundert eine Veränderung des Wachstumsverhaltens in weltgeschichtlichem Maßstab: Während in vorindustrieller Zeit die Geburtenrate nur wenig über der Sterberate lag und somit auch nur ein langsames Wachstum der Weltbevölkerung zu verzeichnen war, hat diese seit Beginn der industriellen Revolution ohne Unterbrechung und mehrfach beschleunigt zugenommen.

Dies hing wesentlich mit medizinischen Fortschritten, z.B. bei der Seuchenprävention und -bekämpfung und der Minderung der Säuglings- und Kindersterblichkeit, sowie mit Verbesserungen von Hygiene, Ernährung und allgemeinen Lebensumständen zusammen. Ebenfalls stehen die Massenmigrationen des 19. und frühen 20. Jahrhunderts in engem Zusammenhang mit dem dynamischen Wachstum der Weltbevölkerung.

Afrika und Asien, wo große Gebiete, z.B. in China und in Indien übervölkert waren, blieben zunächst vom Wandel der vorindustriellen Wachstumsmuster unberührt. In Japan hingegen, wo die Industrialisierung im späten 19. Jahrhundert einsetzte, wirkte sich diese ähnlich auf die Bevölkerungsentwicklung aus wie in Europa. Vergleichbares gilt auch für Indonesien sowie für Afrika im Hinblick auf Ãgypten und Algerien.
 

Seit den 1920er Jahren des 20. Jahrhunderts gingen auch In Asien, Afrika und Lateinamerika die Sterblichkeitsraten stark zurück. Hierzu trugen im Allgemeinen jene Faktoren (z.B. Medizin, Hygiene) bei, die zuvor in Europa bzw. in industrialisierten Regionen wirksam gewesen waren. Von 1920 bis zum Jahr 2000 ist der Anteil der Bevölkerung von Dritte Welt Ländern an der Weltbevölkerung von 64 auf rund 80 Prozent gestiegen.
 

Die mit den Industrialisierungen einsetzende, exponentiell sich beschleunigende Wachstumsdynamik der Weltbevölkerung bedeutete zum einen eine wachsende Differenz zwischen Regionen mit sehr hoher Bevölkerungskonzentration und anderen, die kontinuierlich gering besiedelt blieben oder einen Rückgang zu verzeichnen hatten. Zum anderen lässt sich eine Ballung von Menschen in Großstädten beobachten (Prozess der Urbanisierung). Im ersten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts werden erstmalig in der Weltgeschichte mehr Menschen in Städten als in ländlich-agrarischen Gebieten leben.
 

Während gegenwärtig die urbanen Ballungsräume in Entwicklungsländern weltweit am schnellsten wachsen, erreichten die europäischen Großstädte ihre Wachstumsspitze teilweise schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Ohne die Vororte gerechnet, hatte beispielsweise London mit rund 4,5 Millionen die größte Einwohnerzahl schon um 1900 erreicht. In verschiedenen kontinentaleuropäischen Städten verlangsamte sich das Wachstum in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts und schlug teilweise sogar in Wanderungsverluste um, wie z.B. in Wien und Paris. In vielen europäischen Metropolen wuchsen die Vororte schneller als die Städte selbst.


Literaturhinweise:

  • Pohl, Hans: Aufbruch der Weltwirtschaft, Stuttgart 1989.
  • Hentschel, Volker: Weltbevölkerung um 1900, Weltbevölkerung um 1975, in: Zeeden, Ernst Walter (Hg.): Großer Historischer Weltatlas, Dritter Teil: Neuzeit. Erläuterungen, München 1993, S. 592-599.

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