Kürzeste Laufzeit einer Nachricht von New York nach London bis zur Veröffentlichung

Im 19. Jahrhundert wurde die Laufzeit einer Nachricht zwischen Großbritannien und den USA durch den Einsatz unterschiedlicher Transport- und Kommunikationstechniken fortlaufend beschleunigt und schließlich prinzipiell auf einen Zeitraum von wenigen Minuten minimiert.
 

Die atlantische Wirtschaft zwischen den führenden Welthandels- und Industriemächten (zur Alternativkarte) stellte höchste Anforderungen an einen beschleunigten Nachrichten- und Gütertransfer. Die Beschleunigung der Segelschiffspassage, die durch Verbesserungen bei der Segeltechnik und im Schiffsbau erzielt wurden, konnte die Transferzeit vor dem Einsatz der Dampfschiffe nur um wenige Tage verkürzen. Hingegen führte die atlantische Liniendampfschiffahrt, die seit den 1840er Jahren auf- und ausgebaut wurde, zu einer Verringerung der Nachrichtenlaufzeit auf rund 13 Tage. Auch die Transfers mit Segelschiffen wurden in der davorliegenden Zeit permanent beschleunigt. Meistens wurden jedoch über drei Wochen hierzu benötigt.
 

Ein Qualitätssprung erfolgte mit den ersten Telegraphenseekabel, die zur Mitte der 1860er Jahre im Nordatlantik in Betrieb genommen wurden. Ihre zunächst geringen Leistungskapazitäten wurden durch den Aufbau weiterer Kabelverbindungen (weiteres Kartenmaterial: 1 2 3 ) dahin erweitert, dass ein massenhafter Telegrammverkehr, der eine fünfstellige Anzahl von Sendungen pro Tag erreichte, mit hoher Zuverlässigkeit bewältigt werden konnte. Nun waren prinzipiell Telegrammlaufzeiten von wenigen Minuten möglich, wobei jedoch im Allgemeinen weitaus längere Laufzeiten anfielen, weil sich die komplexen Betriebsabläufe in den Sende- und Empfangsbüros nicht beliebig beschleunigen ließen. (Exakte Daten für die Entwicklung des atlantischen Telegrammverkehrs sind nicht rekonstruierbar, da sie von den privaten Betreibergesellschaften nur partiell veröffentlicht wurden).
 

Von den optimierten Möglichkeiten profitierten ganz besonders die atlantischen Börsen, deren Telegrammaufkommen zu bestimmten Tageszeiten mit Sonderkonditionen im Betriebsablauf realisiert wurde.

Mit dem Einsatz von Schnelldampfern verringerte sich bis 1914 auch die Laufzeit der Briefpost auf einen Bruchteil der Dauer, die zu Beginn des Jahrhunderts erforderlich war.


Literaturhinweise:

  • Headrick, Daniel: The Tentacles of Progress. Technology and Transfer in the Age of Imperialism,1850-1914, New York 1988.
  • Wobring, Michael: Die Globalisierung der Telekommunikation im 19. Jahrhundert, Frankfurt/Main 2005, S. 215ff.
  • Wilke, Jürgen: The Telegraph and Transatlantic Communication Relations, in: Atlantic Communications. The Media in American and German History from the Seventeenth to the Twentieth Century, Oxfod 2004, S. 107-134.

Suche