Kürzeste Laufzeit einer Nachricht von London nach Bombay bis zur Veröffentlichung

Im 19. Jahrhundert wurde die Laufzeit einer Nachricht zwischen Großbritannien und Indien durch den Einsatz unterschiedlicher Transport- und Kommunikationstechniken fortlaufend beschleunigt und schließlich prinzipiell auf einen Zeitraum von wenigen Minuten minimiert.
 

Bis zur Eröffnung des Dampferlinienverkehrs (Glossareintrag Dampfschifffahrt) zwischen London und Alexandria im Jahre 1830 wurde die Post entweder auf dem Seeweg per Segelschiff oder auf dem Landweg durch Kontinentaleuropa bis Süditalien transportiert und ort verschifft. Dabei hatten die Nachrichten eine Laufzeit von rund vier Monaten. Diese verkürzte sich in den 1840er Jahre zunächst auf rund 100 Tage, nachdem auch im Roten und Arabischen Meer Dampferlinien in Betrieb genommen worden waren. Weitere Beschleunigungen ergaben sich in den folgenden Jahrzehnten nicht nur durch Entwicklungen im Bereich des Dampfschiff-Linienverkehrs, sondern auch durch den Ausbau von Eisenbahnlinien in Europa und Indien, der einen schnelleren Landtransport der Post ermöglichte.
 

Gleichwohl blieb der Transit durch Ägypten zunächst umständlich und langwierig: Man musste die Post von Alexandria auf dem Mohammedanischen Kanal zum Nil und flussaufwärts bis Kairo transportieren, wo sich der Landweg nach Suez anschloss. Hier brachte die erste, 1857 eröffnete ägyptische Eisenbahn von Alexandria nach Suez entscheidende Verbesserungen. Durch eine Abstimmung der Eisenbahnfahrpläne auf die Fahrzeiten der Dampfschiffe verminderte sich die Nachrichtentransitzeit durch Ägypten auf wenige Stunden. Die Gesamtübertragung von Großbritannien nach Indien war nun innerhalb von drei Tagen möglich.
 

Während die erste kontinentale Telegraphenverbindung zwischen Großbritannien und Indien, die so genannte "Türkenlinie", keine zuverlässige Beschleunigung des Nachrichtenverkehrs brachte und auch die Eröffnung des Suezkanals (1869) keine Bedeutung für den Postverkehr gewann, erfolgte der wesentliche Fortschritt mit einer Reduzierung der Laufzeit auf 30 Minuten, als 1870 die erste direkte Seekabelverbindung und zugleich die transkontinentale "Siemens-Linie" in Betrieb genommen wurden. Da jedoch der Telekommunikationsbedarf der britischen Wirtschaft mit der Kolonie kontinuierlich wuchs, führte die starke Belastung der Medien durch das massenhafte Telegrammaufkommen trotz fortgesetzten Ausbaus der Kabelkapazitäten in der Praxis zu weitaus höheren Telegrammlaufzeiten von mehreren Stunden.

Von den optimierten Möglichkeiten profitierten ganz besonders die britisch-indische Kolonialwirtschaft mit ihrem hohen Telekommunikationsbedarf von fünfstelligen Telegrammzahlen täglich.

Zugleich verkürzten der weitere Ausbau von Eisenbahnlinien und der Einsatz von Schnelldampfern auch die Laufzeit der Briefpost zwischen Großbritannien und Indien auf einen Bruchteil der Dauer, die zu Beginn des Jahrhunderts üblich war.


Literaturhinweise:

  • Museum für Kommunikation (Hrsg.): In 28 Minuten von London nach Kalkutta. Gesammelte Aufsätze von Hans Pieper, Bern 2000.
  • Wobring, Michael: Die Globalisierung der Telekommunikation im 19. Jahrhundert. Pläne, Projekte und Kapazitätsausbauten zwischen Wirtschaft und Politik, Frankfurt/Main 2005, S. 81ff.; S, 236ff.

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