Die Entwicklung des interkontinentalen Seekabelnetzes bis zum Ersten Weltkrieg

Die interkontinentalen Seekabel waren bis auf wenige Ausnahmen in den Hängen privater Telegraphenbetriebsgesellschaften. Ordnet man die Seekabel dieser Unternehmen den jeweiligen Nationen zu, in denen diese ihren Sitz hatten, dann läßt sich die kommunikationstechnische Einbindung der führenden Welthandels- und Industriemächte in vier Karten darstellen.
 

Diese Aufteilung darf jedoch nicht den Eindruck erwecken, daß die Zeitgenossen nur auf den Kabeln der Telegraphenbetriebsgesellschaften der jeweils eigenen Nation Telegramme versenden konnten. Der Telegrammbetrieb wurde auf den Kabeln der Gesellschaften anderer Nationen sowie der innerstaatlichen Binnennetze weitergeleitet. Für die Nutzer machte sich das durch höhere Gebühren und längere Telegrammlaufzeiten (GB-Indien, GB-New York) bemerkbar. Diese Aufteilung des Weltnetzes ist also in erster Linie ein Blick der Forschung.
 

Nach der Jahrhundertwende kam es jedoch aufgrund eines Vorfalls, der "Telegraphenzensur von Aden", zu einer starken Politisierung der Kabelfrage unter den Kabelmächten, vor allen Dingen in Frankreich und Deutschland. Die Abhängigkeit der Kabelmächte von England, das allein über ein unabhängiges Weltnetz mit allen Interessengebieten in direkter Verbindung stand, trat voll ins Bewußtsein und beeinflußte die Kabelpolitik bis zum Ersten Weltkrieg.

Suche